Navigation überspringen

/ Wort zum Tag

Ein Ohr, das hört!

Karsten Loderstädt über Sprüche 20,12.

Ein hörendes Ohr und ein sehendes Auge, die macht beide der HERR.

Sprüche 20,12

Ein Spruch aus dem Sprüchebuch im Alten Testament ist die Tageslosung der Herrnhuter Brüdergemeine. Er lautet:

„Ein hörendes Ohr und ein sehendes Auge, die macht beide der Herr.“ Die Aussage klingt schlicht. Doch sie bringt Großartiges zur Sprache. Sehen und hören zu können, ist ein Geschenk. Und was für eins! Ich, der ich diese Fähigkeiten uneingeschränkt gebrauchen kann, denke es sei selbstverständlich. Wer allerdings schlecht sieht oder hört, nicht selten trifft beides zu, leidet unter der Beeinträchtigung. Freilich gibt es inzwischen gute Hilfsmittel, die Auge und Ohr auf die Sprünge helfen. Wenn wir diese nicht benötigen, können wir uns glücklich schätzen. Darum sollte jeder neue Tag mit dem kurzen Dank an Gott verbunden sein, sehen und hören zu können. Ganz gleich, ob nun mit oder ohne Hilfsmittel. „Lieber Herr, danke dafür!“ In Paul Gerhardts Morgenlied heißt es unter der Überschrift: „Lobet den Herren alle, die ihn ehren“ in der 3.Strophe:

„Dass unsre Sinnen wir noch brauchen können und Händ und Füße, Zung und Lippen regen, das haben wir zu danken seinem Segen. Lobet den Herren!“ Unsere Sinne gebrauchen – darum geht’s im Losungswort. Gott, unserem Schöpfer, verdanken wir diese wunderbaren Möglichkeiten.

„Das Ohr ist zum Hören da, das Auge zum Sehen. Dazu hat der Herr beide geschaffen.“ (Basis-Bibel). Neben der Wahrnehmung, die Lebensqualität bedeutet, muss ich mir allerdings auch eingestehen: Manches will und kann ich nicht mehr hören. Manches übersehe ich absichtlich und sage: „Da guck ich gar nicht erst hin.“ Falls das dann Selbstschutz aus Überforderung und keine Gleichgültigkeit ist, dürfen wir alle in solchen Situationen Gott, den Herrn um Hilfe bitten.

Das japanische Sprichwort „Nichts sehen. Nichts sagen. Nichts hören.“ dargestellt durch drei nebeneinander hockende Affen mit den Händen vor den Augen, vorm Mund und über den Ohren, kann keine christliche Lebensweisheit sein. Blättern Sie mal das Matthäusevangelium durch und Sie werden staunen, wie oft Jesu Reden mit dem Wort „Siehe!“ anfangen. Dazu die Aufforderung, wer Ohren hat, der möge zuhören. Als Jesus über den Sinn der Gleichnisse spricht, bezieht er sich zunächst auf Jesaja, der einst prophezeite: „Mit den Ohren werdet ihr hören und werdet es nicht verstehen und mit sehenden Augen werdet ihr sehen und werdet es nicht erkennen.“ Darum redet Jesus in bildhaften Vergleichen. Mit ihnen verbindet er den Zuspruch an uns: „Selig sind eure Augen, dass sie sehen, und eure Ohren, dass sie hören!“ (Matthäus 13,10 ff). Was folgt daraus?

Aus der Gabe erwächst die Aufgabe. Sehen und hören können kommt nicht nur mir selbst zugute, sondern sei ausgerichtet auf Gott und meinen Nächsten. Wenn wir täglich auf Gottes Wort hören und aufmerken, was er uns zeigt, leben wir nach seinem Willen. Und weil er gütig ist, will er das Gute für uns.

Ich sehe den Menschen neben mir. Ich an seiner Seite. Weil ich selbst gesehen werden will und Menschen an meiner Seite wissen will. Ich blicke auf das Kreuz und sehe, was der Herr für mich getan hat. Ich höre sein Wort: „Dir sind deine Sünden vergeben!“ Das ist der Freispruch, der mich leben lässt. Daraufhin lasst uns den rechten Zungenschlag finden. Wir wollen gehen, um Menschen in die Gemeinschaft mit Gott zu bringen. Vielleicht in der Weise:

„Ich sehe was, was du bisher nicht siehst. Ich höre was, was du noch nicht gehört hast. Genau das möchte ich dir zeigen. Es ist Gott, der Herr. Er hat alles in der Hand. Er antwortet auf die Fragen des Woher und Wohin deines Lebens. Er ist Lebenskraft und Lebenssinn. Seine Liebe endet nie!“

Also, Augen und Ohren auf! Dass es eine Freude ist, aus der Gabe Gottes leben zu dürfen.

Das hörende Ohr und das sehende Auge – beide macht der Herr!

Ihr Kommentar

Die E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Alle Kommentare werden redaktionell geprüft. Wir behalten uns das Kürzen von Kommentaren vor. Ein Recht auf Veröffentlichung besteht nicht.

Kommentare (2)

Petra /

Vielen Dank für die ermutigenden Worte und die verständliche Auslegung des Verses.

Stefan K. /

Meinen ganz herzlichen und tiefen Dank für die so ausgezeichnete Morgendacht, so überzeugend und authentisch vorgetragen