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Ein entscheidendes Puzzleteil

Andreas Schenk über 2. Chronik 30,9.

Der HERR, euer Gott, ist gnädig und barmherzig und wird sein Angesicht nicht von euch wenden, wenn ihr euch zu ihm bekehrt.

2. Chronik 30,9

Auf dem Tisch liegt ein kleines Puzzleteil. Darauf ist die aufgehende Sonne zu sehen. Wenn ich morgens draußen unterwegs bin, liebe ich diese Stimmungen. Auf dem Puzzle finde ich sie kitschig.

Mit der heutigen Tageslosung geht es mir ähnlich. Sie steht in 2. Chronik, Kapitel 30 Vers 9: Der HERR, euer Gott, ist gnädig und barmherzig und wird sein Angesicht nicht von euch wenden, wenn ihr euch zu ihm bekehrt.

Da lässt sich nichts dagegen sagen. Ich glaube es auch. Aber mir fehlt das Bild, die Umgebung, in die dieser Zuspruch gehört. Und bei diesem Text ist der Blick auf die ganze Geschichte besonders lohnenswert. Sie steht in 2. Chronik 29 und 30.

Hiskia ist 25 Jahre jung, als er König von Juda wird. Er versucht zu tun, „was in den Augen Gottes recht ist“. Dazu gehört für ihn, dass die Gottesdienste wieder richtig gefeiert werden können und die nötigen Priester dafür wieder da sind. Dann nimmt sich Hiskia des Passafestes an. Das Fest erinnert die Juden daran, wie Gott sie aus der Sklavenschaft befreit hat. Ins ganze Land schickt Hiskia Boten, auch ins zerstörte israelische Nordreich: „Kehrt um zum Gott Abrahams, Isaaks und Israels. (…) Seid nicht halsstarrig wie eure Väter, sondern gebt eure Hand dem Herrn.“ (2. Chr. 30,6 & 8)

Nicht überall kommt diese Aufforderung gut an. „Aber die verlachten und verspotteten sie“, steht in Vers 10. Wahrscheinlich waren die Spötter in der Mehrheit. Doch es gab auch andere. Vers 11 erzählt: „Doch einige demütigten sich und kamen nach Jerusalem.“

Hiskia macht weiter. Ihm geht es um mehr, als nur um das „individuelle“ Seelenheil. In Vers 9 begründet er sein Anliegen so: „Denn wenn ihr euch bekehrt zu dem HERRN, so werden eure Brüder und Kinder Barmherzigkeit finden bei denen, die sie gefangen halten, sodass sie in dies Land zurückkehren. Denn der HERR, euer Gott, ist gnädig und barmherzig und wird sein Angesicht nicht von euch wenden, wenn ihr euch zu ihm bekehrt.“ (1. Chr. 30,9)

Hiskia geht es um das Wohl des ganzen Volkes. Die Menschen des Nordreiches sind mit gemeint, auch wenn er nicht ihr König war. Busse und Verhaltensänderung sind hier mehr als eine „individuelle Frömmigkeitsübung“. Jede und jeder soll das, was sie oder er an Glaubens- und Hoffnungskraft hat, in die Waagschale werfen. In Gemeinschaft mit allen anderen, die das auch tun. Dabei orientiert sich Hiskia nicht an denen, die nicht kommen, sondern an denen, die mitfeiern wollen.

Und er ist sich auch ihrer Unvollkommenheit bewusst: Der HERR, der gütig ist, wolle gnädig sein allen, die ihr Herz darauf richten, Gott zu suchen, (…) auch wenn sie nicht die Reinheit haben, die dem Heiligtum gebührt. betet er nach 2. Chronik, 30,18f.

Mich berührt, wie Hiskia für sein Mitbeter einsteht. Wie oft bleiben unser Handeln und unsere Umkehr ebenso bruchstückhaft. Hiskia macht mir Mut, mit Veränderungen trotzdem zu beginnen. Damals wurde das Passahfest dadurch zu einem Freudenfest, wie es Jerusalem seit Salomos Zeiten nicht mehr gesehen hatte.

Ich setze das Puzzleteil mit der aufgehenden Sonne als letztes in das Puzzle ein. Es ist wichtig: Wo käme sonst das Licht her, das mich das ganze Bild sehen lässt?!

 

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Kommentare (1)

Kristian E. /

Sehr schön und treffend! Ich werde nie wieder ein Puzzleteil so einfach anschauen.