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/ Wort zum Tag

Ein echter Riesenstein

Jutta Schierholz über Hesekiel 16,61.63.

Du wirst an deine Wege denken und dich schämen, wenn ich dir alles vergeben werde, was du getan hast, spricht Gott der HERR.

Hesekiel 16,61.63

Vor vielen Jahren wurde meinem Vater ein Gallenstein entfernt. Mein Vater hatte fürchterlich unter dem Stein gelitten, und als er herausoperiert war, entpuppte der sich auch als ein echter Riesenstein, eine kleine medizinische Sensation. Ich bekam den Gallenstein selbst zu sehen, in eine kleine Plastiktüte eingepackt. Es war kein schöner Anblick, es war eher etwas für das Gruselkabinett in der anatomischen Sammlung. Mein Vater wollte seinen Stein nicht sehen. Nicht dieses Ding da, das ihn so sehr gequält hatte! Und ich glaube, er wollte auch gar nicht wissen, was da für ein ekelhafter Gegenstand in ihm gesteckt hatte. Er konnte zwar nichts für den Gallenstein, aber ich denke, er hat sich dafür geschämt, dass so etwas Widerliches in ihm gesteckt hatte.

So ähnlich muss es sich wohl anfühlen, wenn die hässlichen Dinge ans Licht kommen, die in der Seele des Menschen stecken. Die heutige Losung ist ein Vers aus dem Propheten Hesekiel. Dieser schreibt in Kapitel 16, Vers 61 und 63: „Du wirst an deine Wege denken und dich schämen, wenn ich dir alles vergeben werde, was du getan hast, spricht Gott der HERR.“

Hesekiel hat zuvor in sehr krassen Worten das Volk Israel als Hure beschrieben, das dem Herrn untreu gewesen war. Ein absolut widerliches Verhalten, eine einzige Schande. Und er beschreibt, wie Gott der Herr schließlich Vergebung schenkt. Und dann, sagt Gott, werde das Volk sich schämen, wenn es merkt, was es alles getan hat. Wenn diese ganzen schmutzigen Geschichten, die eigentlich im Verborgenen bleiben sollten, für alle sichtbar sein werden.

Gottes Vergebung ist ja auch so eine Art Operation am offenen Herzen. Ob sie nun im Bekenntnis vor einem anderen Christen oder ganz privat zwischen mir und Gott stattfindet: Was innerhalb der Vergebung geschieht, ist, dass Gott die Dinge entfernt, die mein Leben vergiften. All das Böse, das ich mir selbst eingebrockt habe, alle das Hässliche meiner Gedanken und Taten. All das ist nicht schön anzusehen. Schließlich habe ich es nicht umsonst oft jahrelang versteckt gehalten. Habe ich so getan, als gäbe es das alles nicht. Habe ich gehofft, dass es dadurch von selbst verschwindet. Habe ich vielleicht auch versucht, all das Böse durch umso mehr Gutes zuzudecken.

Aber das klappt nicht. Das einzige, was gegen Sünde hilft, ist Gottes Vergebung. Die fühlt sich oft erst mal unangenehm an – wenn all das zutage tritt, das ich verstecken wollte. Ich muss mich oft schämen, wenn ich merke, was ich mir da wieder geleistet habe und wie weit das von dem entfernt ist, was Gott möchte. Manchmal erschrecke ich sogar vor dem, was da in mir gesteckt hat. Aber: Es ist dann weg. Es ist nicht mehr in mir drin. Es belastet mich nicht mehr, es behindert mich nicht mehr, es tut mir nicht mehr weh. Ich bin wieder gesund und unbelastet – heil nennt das die Bibel.

Mein Vater hat sich wie ein neuer Mensch gefühlt, als er dann aus dem Krankenhaus entlassen worden ist. Genauso ist es auch, wenn Gott Vergebung schenkt.

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