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Dranbleiben

Ulrich Mack über Lukas 18,7.

Sollte Gott nicht Recht schaffen seinen Auserwählten, die zu ihm Tag und Nacht rufen?

Lukas 18,7

Jesus erzählt von einer Witwe. Stellen wir sie uns vor: Der Mann ist gestorben; die Trauer tut noch weh. Früher kannte sie Liebe und Geborgenheit. Jetzt ist sie einsam. Und mit der Trauer rutscht sie damals auch ins soziale Abseits. Eine Rente gab es nicht und einen Rechts­beistand auch nicht. Wer als Witwe keine Kinder oder andere Verwandte hatte, war arm dran – hilflos, schutzlos, rechtlos. Die Witwe, von der Jesus im Gleichnis erzählt – die fühlte sich genau so. Wir erfahren nicht, warum. Vielleicht hatte sich ihr Mann noch Geld geliehen bei einem Nachbarn, um das Haus zu renovieren. Jetzt droht dieser mit Zwangs­vollstreckung und will das Haus in sein Eigentum bekommen. Solche Machen­schaften werden im Alten Testament manchmal berichtet. Diese Witwe jedenfalls sieht sich ungerecht behandelt.

Aber sie resigniert nicht. Sie wehrt sich. Sie hält auch in schweren Zeiten an ihrem Recht fest. Sie läuft zum Richter.

Dieser Richter in dem Gleichnis ist ein schlimmer Mensch; es gab damals von der römischen Besatzungsmacht eingesetzte Richter, die weit mehr aufs Trinkgeld achteten, als auf Gerechtigkeit. So einer war der wohl, gottlos, sagt Jesus, und deshalb auch lieblos. Er will seine Ruhe haben. Doch die Witwe rennt ihm das Haus ein. Sie bleibt auf der Matte vor seiner Tür. Sie hängt sich dem ungerechten Richter ins Ohr. Sie nervt ihn mit einer unglaublichen Intensität.

Zu einem solchen intensiven Beten macht Jesus Mut, zu einem so ungenierten und unresignierten Rufen zu Gott, wie es die Witwe vormacht. Jesus sagt -(so steht es im Lukasevangelium, Kapitel 18): „Sollte Gott nicht Recht schaffen seinen Auserwählten, die zu ihm Tag und Nacht rufen?“

Wie die Witwe unentwegt bittet allen Widerständen zum Trotz, so kann und darf unser Beten sein – ein kräftiges Trotzdem, ein erwartungsvolles Hoffen, ein engagiertes Bitten um Gerechtigkeit und Hilfe. Jesus schildert es eindrücklich - aber genauso eindrücklich ja auch das Nicht-Erhören dieser Bitte.

Über den Richter sagt Jesus diesen kleinen Satz: Er wollte lange nicht.

Ist das manchmal unsere Gotteserfahrung?

Er wollte lange nicht. Wenn wir am Krankenbett Gott um Gesundheit anflehen – und er scheint es gar nicht zu hören. Kennen Sie das?

Oder wenn trotz aller Mühen der Schuldenberg immer größer wird und man nur noch verzweifelt - trotz aller Gebete.

Oder wenn Christen wegen ihres Glaubens verfolgt werden.

Es ist hier wichtig zu sehen, in welchem Zusammenhang Jesus dieses Gleichnis erzählt. Eben hat er davon gesprochen, dass seine Gemeinde auf dem Weg ist bis zu seinem Wiederkommen in Herrlichkeit. Und auf diesem Weg durch die Zeiten verheißt ihr Jesus nicht nur frohe und reiche Tage, keine Traumschiffreise zur Ewigkeit. Er kündigt immer wieder an: Es wird auch Verfolgung geben, ungerechte Urteile, unerhörtes Leid und Tränen.

Dann nicht aufgeben im Bitten und Rufen – das macht die Witwe vor. Allezeit beten und nicht nachlassen – dazu macht Jesus Mut.

Denn Gott, so zeigt er, Gott ist nicht wie der ungerechte Richter. Dieser Richter hat sich über das Betteln der Witwe geärgert. Aber Gott freut sich, wenn wir wie Kinder zu ihm kommen. Gott will nicht seine Ruhe, sondern unser Bestes. „Er wird uns Recht schaffen“, verspricht Jesus. Das heißt für heute: darauf vertrauen, dass er es recht macht mit uns. Und deshalb weiter beten. Wie die Witwe.

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