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/ Wort zum Tag

Doppelte Befreiung

Jutta Schierholz über Psalm 103,2.3.

Lobe den HERRN, der dir alle deine Sünde vergibt und heilet alle deine Gebrechen.

Psalm 103,2.3

„Da bin ich ja wohl selber schuld. Da habe ich ja echt einen Bock geschossen. Da habe ich nun den Salat. Da habe ich mir wohl ins eigene Fleisch geschnitten. Hätte hätte Fahrradkette …“

Die deutsche Sprache kennt viele Ausdrücke dafür, wie es ist, wenn ich einen Fehler mache oder gar mit voller Absicht eine Sünde begehe. Und wenn ich dann die Folgen davon zu spüren bekomme. Wenn ich zum Beispiel, weil es doch so schön bequem war und die Flüge noch billiger waren, mich zwei Tage krankmelde und früher in den Urlaub verschwinde. Und am Flughafen überraschend meinen Chef treffe. Um mal ein eher harmloses Beispiel zu nennen. Meine Sünde hat Folgen, für mich und meistens auch für andere, und diese Folgen können äußerst schmerzhaft und zerstörerisch sein.

Die Losung der Herrnhuter Brüdergmeine steht in Psalm 103, Verse 2 und 3, und da heißt es: „Lobe den Herrn, der dir alle deine Sünde vergibt und heilt alle deine Gebrechen.“ Dass Gott Sünde vergibt: dieser Gedanke ist mir ziemlich vertraut. Das ist ja der zentrale Gedanke des Evangeliums. Aber interessant ist hier der zweite Teil: dass Gott alle meine Gebrechen heilt. Damit kann nicht im platten Sinn gemeint sein, dass Gott alle Krankheiten heilt. Dass das nicht so ist, sehe ich ja tagtäglich an so vielen tiefgläubigen Christen, die tapfer eine schwere Krankheit ertragen und davon eben nicht geheilt werden.

Ich glaube, hier geht es um etwas anderes: Im hebräischen Denken waren die Gebrechen, die Krankheiten eines Menschen, die Folge der Sünde eines Menschen. Dann ist hier also eher Folgendes gemeint: Gott vergibt mir nicht nur meine Sünden, meine Fehltritte, Lügen, Boshaftigkeiten und alles andere, was ich im Lauf des Tages so verbocke – sondern er will auch die Folgen heilen, die mein Verhalten nach sich gezogen hat. Gottes großes Ziel heißt Wiederherstellung. Gott möchte mir nicht nur all das vergeben, was ich aktiv verbocke, sondern er möchte auch das heilen, was dadurch zerstört worden ist. Und er möchte sicher auch das heilen, was in mir zerstört worden ist, weil sich andere an mir versündigt haben. Wenn all das in mir heil wird, bin ich dann wiederum auch eher in der Lage, der Sünde zu widerstehen.

Gott möchte den ewigen zerstörerischen Kreislauf aus Sünde und Verletzungen und neuer Sünde durchbrechen. Gott vergibt und heilt. Er nimmt mir die Schuld, die ich aktiv auf mich geladen habe, und er nimmt mir auch die Last der Folgen meiner Fehltritte. Er verwandelt meine Sprache voller Selbstvorwürfe in eine Sprache der Dankbarkeit und des Lobes. „Lobe den Herrn, der dir alle deine Sünde vergibt und heilt alle deine Gebrechen.“

Bald dürfen wir ja wieder loslegen mit Weihnachtslieder singen. In einem dieser Lieder hat Johann Ludwig Konrad Allendorf vor langer Zeit gedichtet:

„Jesus ist kommen, nun springen die Bande, / Stricke des Todes, die reißen entzwei./ Unser Durchbrecher ist nunmehr vorhanden; / er, der Sohn Gottes, der machet recht frei. / bringet zu Ehren aus Sünde und Schande; / Jesus ist kommen, nun springen die Bande.“

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Anstoß

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Kommentare (2)

Jutta Schierholz /

Lieber Herr Tews, ich freue mich sehr über Ihr schönes Zeugnis! Nachträglich alles Gute und Gottes Segen zum Geburtstag und frohe und gesegnete Weihnachtstage! Ihre Jutta Schierholz

Pfr.i.R Dietrich Tews /

Liebe Jutta. Da haben Sie mir wieder so richtig aus dem Herzen -zu Herzen gesprochen. Ich hatte heute 20-12. meinen 79. Geburtstag !! Losung und Lehrtext passten " wie die Faust auf´s Auge". mehr