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Der Reiz des Neuen

Harald Klingler über 2. Korinther 5,17.

Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.

2. Korinther 5,17

Neues hat einen besonderen Reiz. Das neue Fahrrad hat einige Gänge mehr, ein besseres Licht und läuft leichter. Das neue Auto hat einen stärkeren Motor, dazu mehr Sicherheitstechnik und mehr Komfort. Im neuen Kleid gefallen Sie sich noch besser. Und ein neuer Duft rundet die Erscheinung harmonisch ab. Wenn irgendwo „neu“ drauf steht, greifen viele schnell zu und lassen sich leicht begeistern. Und in solchen Fällen nehmen wir nicht wahr- nein: wir wollen nicht wahr haben, was wahr ist - neu heißt häufig: ein wenig verbessert. Vielleicht sogar nur: dem Geschmack der Zeit angepasst. „Es gibt nichts Neues unter der Sonne,“ sagt der Prediger nüchtern. Wirklich, Neues ist rar.

Das wär's doch! Wenn ein beruflicher Neustart möglich wäre. Wenn man so manches ungeschehen machen könnte. Wenn durch einen neuen Anfang die gestörte Beziehung zu einem Kind oder zum Ehepartner wieder gut würde. Wenn ich mich ändern könnte. Wenn, wenn, wenn. Den Wunsch, Altes zurück lassen und neu anfangen zu können, tragen die meisten in sich. „Allem Anfang liegt ein Zauber inne.“ Und es geschieht ja auch immer wieder. Ein Neustart gelingt. Ein Kind kommt zurück. In der Ehe wird wieder ein Gespräch und Vertrauen möglich. Dennoch, wir alle wissen, wie unerbittlich das Alte an uns kleben kann. Wir selbst bleiben die Alten. Jeder neue Tag macht es mir neu bewusst.

Von einem unvergleichlichen Neuwerden ist im 2. Korintherbrief die Rede. Dort heißt es: Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.

Der Apostel Paulus verspricht ein Neuwerden, das wir nicht machen können. Das Neue ist Gottes Werk – neue Schöpfung. Und damit ganz klar ist, was das bedeutet, verstärkt der Apostel Paulus: „Das Alte ist vergangen, Neues ist geworden.“

Gott macht alles neu – am Ende dieser Weltzeit. Ja, das ist unsre große Hoffnung. Ohne sie könnten wir so manches, was das Angesicht dieser Erde entstellt und das Leben hier unerträglich schwer macht, nicht ertragen. Wie aber kann Paulus dann sagen, das Alte sei schon vergangen und Neues sei schon geworden? Träumt er? Hat er den Bezug zur Wirklichkeit des Lebens verloren? Verschwimmen ihm Zukunft und Gegenwart? Ich meine: Nein!

Paulus denkt von Ostern her. Die Auferstehung Jesus Christi vom Tod markiert für ihn inmitten dieser vergehenden Zeit einen Neuanfang. Mit der Auferstehung Jesu hat die neue Welt begonnen, die Gott am Ende heraufführen wird. Und wer mit Jesus Christus im Glauben verbunden ist, wird vom himmlischen Vater heute schon als neuer Mensch gesehen. Wer, wie Paulus sagt, in Christus ist, hat den Tod das alten Menschen bereits hinter sich und hat heute schon Teil an der Wirklichkeit der kommenden Welt.

Zugegeben, davon ist meist wenig zu sehen. Das Alte steht bedrängend vor Augen. Unser Erleben weist oft in eine ganz andere Richtung. Wir werden alt und älter. Wir erleben Scheitern und Zerbruch, Versagen und Schuld. Unser Glaube und erst recht unser Leben bleiben hinter dem zurück, was der Apostel sagt. Doch in Gottes Augen sind wir neue Menschen – durch unser Verbundensein mit Christus. Allein das zählt vor ihm und für ihn. Wir sehen das Alte, das Vergängliche. Unser Gott und Herr sieht uns anders: nämlich als seine durch Christus mit ihm versöhnten und neu gewordenen Kinder.

Als Christinnen und Christen leben wir in dieser Welt und unter ihren Bedingungen. Schmerzlich wird es uns hier und da bewusst. Aber wir sind zugleich in Christus. Wir sind durch ihn hinein genommen in Gottes neuschaffendes Handeln. Wir sind durch ihn schon Teil der neuen Schöpfung. Durch ihn haben wir heute schon Heimat- und Bürgerrecht im Himmel. Und das gilt für diesen Tag und alle Tage und erst recht an seinem Tag! Dann, ja, dann wird es eindeutig, offenkundig und sichtbar werden.

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