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Der Gott des Trostes

Wolfgang Buck über 2. Korinther 1,3-4.

Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Barmherzigkeit und Gott allen Trostes, der uns tröstet in aller unserer Bedrängnis.

2. Korinther 1,3-4

„Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Barmherzigkeit und Gott allen Trostes, der uns tröstet in aller unserer Bedrängnis.“ - So hat der Apostel Paulus seinen zweiten Brief an die Christen in Korinth eröffnet.

Dieser Satz hat aber noch eine alles entscheidende Fortsetzung: „… damit wir auch trösten können, die in allerlei Bedrängnis sind, mit dem Trost, mit dem wir selber getröstet werden von Gott.“

Damit ist sofort klar: den Trost, den Paulus erfährt, bekommt er nicht zum Selbstzweck. Er ist sozusagen nicht der Endverbraucher von Gottes tröstender Zuwendung, sondern so etwas wie ein Großhändler, er kann und soll ihn weitergeben. Was er von Gott bekommen hat, das hat er auch für andere bekommen.

Im folgenden Abschnitt des Briefes ist viel von Leid und Bedrängnis die Rede. Paulus war in großer Not. Er deutet lebensbedrohliche Situationen in Kleinasien an. Aber er wurde gerettet, und das soll auch den Korinthern Mut machen. So zieht es sich wie ein roter Faden durch den Text: Wenn wir von Gott Trost empfangen haben, dann auch für euch in Korinth. Ihr hattet an meinem Leiden Anteil, ihr sollt auch an meinem Trost Anteil haben.

Nun fallen hier immer wieder die Worte „Trost“ und „trösten“. In unserer Kultur und unserem heutigen Verständnis ist trösten so etwas wie mit Worten streicheln, gut zureden und Mut machen. Das ist nicht ganz falsch, aber damals verstand Paulus darunter wesentlich mehr. Er war Jude und lebte in seiner hebräischen Bibel. Und dort bedeutet „trösten“ unendlich viel mehr als nur mit Worten streicheln. Im hebräischen Denken kann man gar nicht unterscheiden zwischen einem bloßen Begriff und der Realität. Schon auf der ersten Seite der Bibel, im Schöpfungsbericht, wird es deutlich: Gott spricht – und es geschieht. Geht gar nicht anders, denn Wort und Tat sind untrennbar, sind sogar dieselbe Vokabel im Hebräischen.

So auch hier: Trösten bedeutet immer auch: helfend eingreifen. Da gerät etwas in Bewegung.

Das heißt also biblisch „Trost“: Mit Wort und Tat für eine positive Veränderung eintreten.

Und wenn Gott in unserem Bibelwort „Vater der Barmherzigkeit und Gott allen Trostes“ genannt wird, dann ist sofort klar, dass er uns nicht überfordert, wenn wir andere in diesem Sinne trösten, ihnen beistehen und ihnen helfen sollen. Denn was immer wir sagen und tun in einer Notlage – unsere Kraft dazu und unser Engagement kommt direkt von ihm selbst.

Ich habe das vor gut sechs Jahren selbst sehr deutlich erlebt, was Trost bedeutet: Ich lag nach einer schweren Operation wochenlang im Krankenhaus. Und dann gab es Anrufe, die mich mit frommen Sprüchen geradezu überfluteten, sie waren sicher gut gemeint, aber sie halfen mir wenig. Ich kam mir fast vor wie Hiob im Kreis seiner frommen Freunde mit ihren hoffnungslos richtigen und doch so hilflosen Sprüchen. Ich habe solche Gespräche möglichst schnell beendet.

Aber dann gab es auch Leute, die nicht viele Worte machen, die kamen, setzten sich an mein Bett und hatten Zeit, sprachen manchmal ein kurzes Gebet und einen Segen. Das tat gut, das war hilfreich.

Daran denke ich noch heute dankbar zurück und möchte auch ein solcher Mensch sein, der andere wirklich trösten kann, im Namen und in der Kraft Gottes.

 

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Kommentare (1)

Rainer /

Vielen Dank.