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/ Wort zum Tag

Der Boden schwankt

Stefan Lämmer über Lukas 22,41-43.

Jesus kniete nieder, betete und sprach: Vater, willst du, so nimm diesen Kelch von mir; doch nicht mein, sondern dein Wille geschehe! Es erschien ihm aber ein Engel vom Himmel und stärkte ihn.

Lukas 22,41–43

Als der Arzt mir überraschend mitteilte: Sie sind ernsthaft erkrankt. Sie haben Krebs. Als mit einem Mal das Leben ins Wanken geriet, da überkam mich ein Zittern und Zagen.

Auch Jesus kannte solche Situationen. Er betete mit Zittern und Zagen. Davon hören Sie aus dem Lukasevangelium, Kapitel 22 in den Versen 41 - 43:

„Jesus kniete nieder, betete und sprach: Vater, willst du, so nimm diesen Kelch von mir, doch nicht mein, sondern dein Wille geschehe! Es erschien ihm aber ein Engel vom Himmel und stärkte ihn.“

Jesus ging hinaus an den Ölberg. Er pflegte die gute Gewohnheit, die Stille des Gebetes zu suchen. Es ist ein großer Schatz, wenn wir solche guten Gewohnheiten verinnerlicht haben. Doch Jesus erlebt etwas Neues. Er betet zu dem so fern erscheinenden Gott. Er möchte Gottes Kraft und Hilfe empfangen. Denn er weiß nur zu gut, seine Jünger sind schwach. Seine Jünger sind ihm keine Hilfe. Seine Jünger sind eingeschlafen.

Und wie viele schlafen heute vor Traurigkeit. Die einen sagen: Nehmt doch nur die Wirklichkeit wahr. Die Kirchen werden immer leerer. Vor lauter Enttäuschung geben sie ihre Mitarbeit auf. Doch vielleicht kennen Sie auch die Erfahrung, die Jesus hier macht. Vielleicht haben sie schon erfahren, Gott kann ich meine leeren Hände entgegenhalten.

Und schon bei Jesus war das Gebet nicht vergeblich. Gott selbst bleibt verborgen. Was Jesus erlebte, drückt der Bibeltext mit den Worten aus: "Es erschien ihm aber ein Engel vom Himmel und stärkte ihn." Jesus erfährt in seinem Leiden, was schon viele Christen erlebten: In der Stille begegnet uns Gott. In der Stille des Gebetes kommt der segnende Gott auf uns zu. Mein Klagegebet darf ich vor Gott bringen, denn er will mir helfen. Meine Nöte soll ich vor Gott aussprechen, denn er will mich aus der Tiefe ziehen.

Sozusagen “jeder hat sein Gethsemane.” Jeder Mensch kennt auf irgendeine Weise den Kelch des Leidens. Die Zeit kommt, in der wir uns nicht nur gefordert, sondern überfordert fühlen. Eine Zeit des Leidens, die uns an den Rand bringt. Die Frage quält: Wer stärkt mir den Rücken? Wer stellt sich hinter mich?

In einer ganz ähnlichen inneren Not bat Jesus: “Vater, willst du, so nimm diesen Kelch von mir.” In wie vielen Situationen ist uns diese Bitte aus dem Herzen gesprochen. In wieviel Not haben wir ähnlich gebetet. Jesus fuhr allerdings fort: “doch nicht mein, sondern dein Wille geschehe!”

Mit den Worten aus dem Vaterunser lehrt Jesus auch uns zu beten: “Dein Wille geschehe.” Darin liegt eine tiefe Wahrheit. Der leidende Jesus stellt nicht sein Ich in den Mittelpunkt, sondern das große Du. Daraus können wir etwas lernen. Der Leidensdruck stellt uns vor eine Entscheidung. Entweder wir beharren auf unseren eigenen Vorstellungen und hadern mit dem schweren Geschick oder wir wagen tastend das Du. Wir lassen uns auf das große DU ein und stammeln: Dein Wille geschehe. Dieses Du-sagen lebt aus dem Vertrauen auf den barmherzigen Gott.

Gott geht mit mir manchmal einen völlig anderen Weg, als ich ihn mir gewünscht habe. Doch er stärkt jeden, der auf ihn vertraut. Das will auch zu uns sprechen. Darum will ich neu lernen, meine Not und meine Ängste vor Gott zu bringen. Er kann helfen. Er will helfen. Ja, er wird uns helfen. Dein Wille geschehe.

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Anstoß

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Kommentare (2)

Renate S. /

DANKE Herr Lämmer für diese trostreichen Worte bin gerade in einer
schwierigen Situation, will lernen "Dein Wille geschehe"
Eine gesegnete Zeit Ihnen.
Danke für den ERF

Sabine B. /

Amen, Amen, Amen ✨
Halleluja