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/ Wort zum Tag

Das Kind an der Ampel

Johannes Schmidt über Jesaja 42,6.

Ich, der HERR, habe dich gerufen in Gerechtigkeit und halte dich bei der Hand.

Jesaja 42,6

Sicher haben Sie das auch schon einmal miterlebt: Sie stehen an einer Ampel und warten auf Grün. Da kommt ein Kind angerannt und Sie hören den Ruf der Eltern: Bleib stehen! Wenn alles gut läuft, bleibt das Kind stehen. Die Eltern nehmen es an die Hand und warten gemeinsam auf Grün.

 Der Prophet Jesaja sagt im Auftrag Gottes etwas Ähnliches: „Ich, der HERR, habe dich gerufen in Gerechtigkeit und halte dich bei der Hand.“

Viele sagen jetzt vielleicht schnell: Das ist doch gut! Ich bin an Gottes Hand sicher. Er hält mich, auch wenn es um mich herum drunter und drüber geht. Das hilft mir, ruhig zu werden oder ruhig zu bleiben. Manche gehen noch weiter und zitieren den Psalm 23: „Der Herr ist mein Hirte. Mir wird nichts mangeln.“ Es ist und bleibt für viele zunächst ein ermutigendes Bibelwort. Das ist unbestreitbar die eine Seite dieses Jesaja-Wortes.

Darf ich Sie jetzt aber noch einmal mit zurücknehmen zu dem Kind an der Ampel? Aus Erfahrung mit den eigenen Kindern weiß ich: Ja, meine Kinder haben mein Rufen fast immer gehört und sind auch stehengeblieben. Aber, … als ich sie an die Hand nehmen wollte, verweigerten sie das manchmal. Sie wollten nicht an die Hand genommen werden. Was in ihnen vorging, weiß ich natürlich nicht. Vermutlich wollten sie mir einfach nur sagen: Du, ich kann das schon selber. Ich brauche deine Hand nicht. Ich bin doch schon groß!

Könnte von daher dieser Vers aus Jesaja 42 eine andere Bedeutung bekommen? Ich meine, ja! Er weist darauf hin: Gottes Ruf, sein Reden kann für uns manchmal auch zu einer Herausforderung werden. Dieser Gott ruft Menschen in seinen Dienst. Er hat für sie bestimmte Aufgaben. Er will durch sie sein Reich bauen, Neues auf den Weg bringen, die Welt verändern. Und was machen wir? Wir haben da so unsere eigenen Vorstellungen. Das passt uns manchmal einfach nicht in den Kram. Dann kann es passieren, dass Gott uns an die Hand nehmen wird. Er will uns zu sich ziehen, damit wir ihm zuhören. Da steht nicht so sehr das gute Gefühl der Sicherheit und der Nähe durch unseren Gott im Vordergrund. Da geht es zuerst um ihn, um seinen Auftrag, um seine Ziele. Und zum Zweiten auch um unser Hören oder noch deutlicher: um unseren Gehorsam.

Ich wünsche Ihnen für den heutigen Tag, dass Sie die Nähe und Hilfe durch unseren Gott erfahren. Ich wünsche Ihnen aber auch, dass Sie erkennen, wenn es um mehr geht. Unser Gott will möglicherweise mit Ihnen sprechen. Bitte reißen Sie sich dann nicht los! Oder anders: Hören Sie gut zu!

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Kommentare (4)

Lothar /

Ja, Gehorsam setzt Hören voraus. Ich höre, wenn mir die Stimme vertraut ist, die zu mir spricht und ich stillehalte nicht selber zutexte. Bitte Hören nicht auf Akustik reduzieren.

Waltraud R. /

Sehr gut

Renate /

Danke für diese gute Auslegung. Und manchmal stoppt uns Gottes Hand auch einfach, um uns vor Schaden oder Gefahr zu bewahren, wenn wir einfach nicht hören (wollen) und weiterlaufen. So wie ich als Mutter manches Mal ein Kind gegriffen habe, bevor es auf die Straße gelaufen ist.

Monika I. /

Der Vergleich mit dem Kind vor der Ampel ist wunderbar und sehr lebensnah. Danke!