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/ Bibel heute

Das Gleichnis vom Wachsen der Saat

Rainer Seidel über Markus 4,26-29.

Und er sprach: Mit dem Reich Gottes ist es so, wie wenn ein Mensch Samen aufs Land wirft und schläft und steht auf, Nacht und Tag; und der Same geht auf und wächst – er weiß nicht wie. Von selbst bringt die Erde Frucht, zuerst den Halm, danach die Ähre, danach den vollen Weizen in der Ähre.[...]

Markus 4,26–29

Beim Hören des Gleichnisses fällt mir ein Experiment aus Schultagen ein: eine Erbse in ein Glas mit Erde und etwas Wasser geben – und warten! Tatsächlich keimt die Erbse und wenig später sah ich ein grünes Pflänzchen!

Den Zuhörern von Jesus war das vertraut. Viele von ihnen arbeiteten in der Landwirtschaft. Deshalb verwendet Jesus dieses Gleichnis. Aber er will ihnen nahebringen, was das Reich Gottes auszeichnet. Das „Reich Gottes“ bedeutet wörtlich: die „Königsherrschaft“ Gottes. Das ist dort, wo Gott herrscht. Also nicht der Mensch oder der Böse. Mit Jesus war diese Herrschaft Gottes den Menschen nahegekommen. So hatten es die Propheten Israels angekündigt. Darauf warteten die frommen Juden.

Ganz automatisch

„Der Sämann sät und dann geht er schlafen“, sagt Jesus sinngemäß, „er kümmert sich nicht mehr um die Saat.“ Das war nichts Neues. „Klar!“, werden sich die Hörer gedacht haben. „Und?“ Jesus sagt: „Genauso ist es mit dem Reich Gottes!“ Ich stelle mir vor, wie die Menschen zusammenzuckten! Jesus sagt weiter: „Alles wächst von selbst. Beim Weizen wie beim Reich Gottes!“ Tatsächlich steht in dem griechischen Grundtext „automatä“ für „von selbst“. Daher kommt unser Wort automatisch. Jetzt waren die Zuhörer sprachlos. Es kam nur auf Gott an? Nicht ein bisschen auf den Menschen?! Damit erklärte Jesus allem Extremismus eine Absage. Dem politischen wie dem religiösen. Die Zeloten wollten mit Gewalt Israel von den Römern befreien. Das Volk Gottes sollte wieder frei sein und seinem Gott dienen. In religiöser Hinsicht bemühten sich die Pharisäer, durch übertriebene Frömmigkeit das Reich Gottes herbeizuführen. Beides stand den Zuhörern bei den Aussagen von Jesus vor Augen. Es war revolutionär, was Jesus ihnen über das Reich Gottes mitteilte. Sie werden ihre Zeit gebraucht haben, um das zu „verdauen“! Was Jesus sagte, war so unerhört, dass es ihn später das Leben kostete!

Die Ernte des Reiches Gottes

Das Gleichnis enthält eine weitere Botschaft: Jesus weist auf die Ernte hin. Wie in der Landwirtschaft, so gibt es auch im Reich Gottes eine Ernte. Jeder Bauer weiß: nach dem Säen ist er erst wieder so richtig zur Ernte gefragt. Die Bauern in Israel wussten sich von Gott abhängig. Auch die Propheten betonten diese Abhängigkeit. Eine gute Ernte war ein Segen Gottes. Eine Missernte war oft die Folge von Sünde. Die Zuhörer von Jesus waren damit vertraut. So hörten sie auch diese zweite Botschaft: es gibt eine Ernte. Gott ist es, der erntet. Das sagt Jesus in einem anderen Gleichnis. Wie das Wachstum des Weizens wirkt Gott auch die Frucht in Seinem Reich. Das Reich Gottes besteht aus Menschen, die Gott vertrauen. Die von eigenen Wegen umgekehrt sind und Gott gehorchen. Die Zuhörer von Jesus wussten, dass Jesus das meinte. Bereits Johannes der Täufer hatte verkündet: „Tut Buße – kehrt um -, denn das Reich Gottes ist nahe herbeigekommen!“ Jesus predigte dieselbe Botschaft (Mk. 1,15). „Dass so etwas geschieht, bewirkt Gott, wie beim Weizen!“, sagt Jesus. Jesus verkündigt das als Evangelium. Das bedeutet „gute Nachricht“. Gott handelt. Er schenkt Wachstum. Er führt zur Umkehr von eigenen Wegen. Gottes Wort, die Bibel, sagt uns das. Es braucht einzig die Bereitschaft, Gott wirken zu lassen. Wie bei der Erde im Gleichnis von Jesus: sie nimmt den Samen auf und lässt ihn wachsen. Am Ende steht die Ernte. Gott wird die Frucht ernten, wie der Bauer den Weizen. Frucht im Reich Gottes sind die Menschen, die Gott vertrauen und Ihm gehorchen.

Vertrauen auf Gott!

Für manchen Hörer zur Zeit Jesu war das eine „bittere Pille“. In den Himmel als Geschenk? Ganz auf Gott angewiesen sein? Vertrauen auf Gottes Wirken soll reichen; ja, es geht sogar NUR so? Daran nehmen auch heute Menschen Anstoß. Allerdings spielt das Reich Gottes heute immer weniger eine Rolle. Das reicht bis in die Kirchen und Freikirchen hinein. Das Wort Gottes wird entleert. Und damit auch die gute Nachricht. Das führt z. T. dahin, dass jeder sich sein eigenes „Himmelreich“ baut. Er selbst bestimmt dann auch den Zugang. Das mag gutgehen bis zur „Ernte“. Jesus sagt: „Wenn aber die Frucht es zulässt, so schickt er sogleich die Sichel, denn die Ernte ist da.“ Gott ist es, der erntet. So steht es in der Bibel. Alles, was nicht von Ihm gewirkte Frucht ist, ist Unkraut. So schön es aussehen mag, es wird verbrannt! In Gottes Reich kommt nur die Frucht, die Gott gewirkt hat! Da gibt es dann die einen, die Jesus geglaubt haben. Sie kommen in Gottes Reich. Die nicht an Jesus geglaubt haben, werden gerichtet.

Gott will, dass alle in Sein Reich kommen! Deshalb lade ich heute ein: „Kehren Sie von eigenen Wegen um zu Jesus, dann gehören auch Sie zum Reich Gottes!“

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Kommentare (1)

Tanja /

Klare und verständlich Auslegung des Textes. Vielen Dank.