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/ Bibel heute

Das Ende Johannes des Täufers

Peter Plack über Markus 6,14-29.

Und es kam dem König Herodes zu Ohren; denn der Name Jesu war nun bekannt. Und die Leute sprachen: Johannes der Täufer ist von den Toten auferweckt worden, und darum wirken solche Kräfte in ihm. Andere aber sprachen: Er ist Elia; wieder andere: ein Prophet wie einer der Propheten. Als es aber Herodes hörte, sprach er: Es ist Johannes, den ich enthauptet habe, der ist auferweckt worden.[...]

Markus 6,14–29

In Kriminalgeschichten erfahre ich oft, wie Menschen sich zu Taten hinreißen lassen, die sie bei Licht betrachtet nie begangen hätten. Jemand gibt einer persönlichen Schwäche nach, in einer besonderen Situation wirft er sein Gewissen über Bord und tut etwas, was sein Leben auf eine unheilvolle Bahn bringt.

Unser Bibelwort liest sich wie eine solche Kriminalgeschichte.

Im Hintergrund steht ein handfester Skandal. Ganz Israel weiß es, die Spatzen pfeifen es von den Dächern. Philippus hat eine sehr gut aussehende Frau. Sein Bruder Herodes ist hin und weg. Er schickt seine eigene Frau in die Wüste und macht seiner Schwägerin einen Heiratsantrag. Sie geht darauf ein, lässt sich scheiden, lebt mit ihrem neuen Mann in seinem Palast in Tiberias in Saus und Braus und nennt sich nun Herodias. Alle wissen: Was Herodes tut, ist nicht in Ordnung. Dieser Frauenheld verhält sich gottloser als der Kaiser in Rom, aber sie nennen ihn trotzdem ihren König.

Das Unrecht beim Namen nennen

Johannes der Täufer ist mutig. Er bekennt Farbe, nennt Unrecht beim Namen und sagt offen zu Herodes, was alle denken: Was du tust, ist nicht in Ordnung, vor Gott und den Menschen. Herodes ist ihm nicht gleichgültig. Johannes will ihn nicht fertigmachen, sondern er will ihm zurechthelfen. Herodes spürt etwas davon. Sein Gewissen wird jedes Mal berührt, wenn Johannes mit ihm spricht.

Herodes ist nicht taub für die Stimme Gottes. Er nimmt in sich auf, was Johannes der Täufer ihm zu sagen hat. Er spürt: Was Johannes mir sagt, das kommt von Gott, das könnte mein Leben auf die richtige Spur bringen. Aber der Preis scheint ihm zu hoch. Warum? Herodes hat mit drei Versuchungen zu kämpfen, die jeden Mann zu Fall bringen können: Erotik, Geld und Ansehen. Herodes hat eine Schwäche für schöne Frauen, für Prunk und Glanz und steht sehr gern im Mittelpunkt. Das alles aufzugeben, bringt er nicht übers Herz. Ich meine: Wäre Herodes eine Frau gewesen, hätte er vielleicht andere, aber genauso gefährliche wunde Punkte gehabt.

Der Versuchung erlegen

Herodias ist schön, schlau und gerissen. Sie hasst Johannes, weil er ihre Beziehung zu Herodes verurteilt. Sie heckt einen teuflischen Plan aus. Herodias kennt ihren Gatten ganz genau. Nüchtern lässt er Johannes zwar einkerkern, weil sie ihn dazu gedrängt hat, aber töten lässt er ihn nicht. Herodes hat großen Respekt vor ihm. Johannes ist ein heiliger Mann. Gut, denkt Herodias, dann nehme ich mir Johannes vor, wenn mein Gatte betrunken ist. Herodes ist auch eitel. Wenn alle Großen da sind, prahlt er und schießt maßlos übers Ziel hinaus. Und er hat eine Schwäche für schöne junge Frauen. Also bringt Herodias ihre eigene Tochter Salome ins Spiel.

Auch Salome hat eine Schwäche: Sie liebt und genießt es, von anderen bewundert zu werden. Salome tanzt einen erotischen Tanz. So kommt es, wie es kommen muss. Herodes hat seinen Schwächen nicht widerstanden. Berauscht vom Wein, betört von der erotischen Ausstrahlung seiner Stieftochter und beschwingt von dem Gefühl der Bedeutsamkeit und Macht lässt er sich zu einem verhängnisvollen Eid hinreißen. Was du von mir bittest, will ich dir geben, bis zur Hälfte meines Königreichs.

Salome hat schon erreicht, was sie wollte: Sie ist die Schönheitskönigin des Abends. Ihre Mutter Herodias bekommt nun, was sie wollte: Das Haupt Johannes des Täufers.

So stirbt Johannes. Er wird zum sinnlosen Opfer einer rachsüchtigen Frau, eines betrunkenen Schwächlings und der Schönheitskönigin Salome. Die Jünger des Johannes holen ihren toten Meister ab und begraben ihn. Das Leben geht weiter. Alle wissen es. Keiner tut etwas. An Johannes hat man gesehen, wohin es führt, wenn man sich zu weit aus dem Fenster lehnt.

Doch bei Gott ist die Geschichte nicht zu Ende. Am Anfang unseres Bibelwortes rückt Jesus Christus in den Mittelpunkt. Die Gerüchte über ihn überschlagen sich. Johannes ist wieder auferstanden! Es ist ein Prophet! Sogar ein besonderer Prophet, es ist Elia! Herodes gelangt zu der Überzeugung: Es ist Johannes, den ich enthauptet habe, der ist auferweckt worden. Herodes ist erschrocken und erschüttert.

Auch die Geschichte zwischen Jesus und Herodes geht weiter. Jesus wird Herodes kurz vor der Kreuzigung wiedersehen. Herodes freut sich auf die Begegnung und erwartet von Jesus ein Wunder, mit dem er seine Macht eindeutig unter Beweis stellt. Aber Jesus hat ihm nichts zu sagen und nichts zu beweisen. Herodes schickt Jesus zurück an Pilatus, damit er ihn verurteilt.

Nicht in die Falle tappen

Auf den ersten Blick hat Herodes Glück. Jesus geht seinen Weg ans Kreuz. Herodes lebt weiter in Glanz und Pracht. Auf lange Sicht gesehen, sieht es anders aus. In der Kraft Gottes zeigt sich Jesus durch seine Auferstehung als der Herr über Schuld und Tod, der uns neu mit Gott und untereinander verbindet. Herodes ist raus aus dieser unheilvollen Geschichte und bleibt allein mit seinen Leichen im Keller – Johannes der Täufer war nicht der Einzige.

Erotik, Geld und Ansehen waren die Schwächen bei Herodes. Er konnte nicht über seinen Schatten springen und ist von seinem verkehrten Weg nicht umgekehrt.

Ich frage mich: Wo liegen meine Schwächen? In welchen Situationen laufe ich Gefahr, Gottes Weisungen für mein Leben in den Wind zu schlagen? Welche Einflüsterungen anderer und welche eigenen Schnapsideen lassen mich vom guten Weg abkommen? Und was kann ich dagegen tun?

In unserem Bibelwort ist das Unheil schon geschehen. Es kann auch anders gehen. Ich muss Gottes Stimme in mir nicht abtöten, ich kann darauf hören und mit Gottes Hilfe umkehren auf einen guten Weg. Das ist selten lustig und manchmal richtig schwer. Es lohnt sich aber, weil ich so Gottes Kraft in meinem Leben erfahre. Es fällt schwer, umzukehren, aber es tut unbeschreiblich gut! Das Leben wird aufrichtiger und gewinnt an Tiefgang. Ich muss mich nicht ins Unheil treiben lassen, mit Jesus an meiner Seite kann ich festen Boden unter den Füßen gewinnen und den Weg zum Leben gehen.

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Kommentare (1)

Rike /

Sehr gute Textanalyse, vielen Dank!