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/ Bibel heute

Das Bekenntnis des Petrus und die erste Ankündigung von Jesu Leiden und Auferstehung

Tobias Vetter über Markus 8,27-33.

Und Jesus ging fort mit seinen Jüngern in die Dörfer bei Cäsarea Philippi. Und auf dem Wege fragte er seine Jünger und sprach zu ihnen: Wer, sagen die Leute, dass ich sei? Sie aber sprachen zu ihm: Sie sagen, du seiest Johannes der Täufer; andere sagen, du seiest Elia; wieder andere, du seiest einer der Propheten. Und er fragte sie: Ihr aber, wer, sagt ihr, dass ich sei? Da antwortete Petrus und sprach zu ihm: Du bist der Christus![...]

Markus 8,27–33

Irren ist menschlich – oder hieß es nicht doch eher: Irren ist männlich?

Sie kennen vermutlich diese Sprichwörter und ihren Zusammenhang, in dem sich solche Formulierungen finden.Und manchmal ist Situations-Komik zum Brechen von Eis oder Abbau von Barrieren recht hilfreich. Welch ein Wechselbad der Gefühle erlebt Petrus. Einerseits deckt er ein Geheimnis auf, das nun keines mehr ist: Jesus ist der Christus, der Menschensohn, der Knecht Gottes. Von diesem Menschensohn und Messias ist in der jüdischen Glaubenslehre der große Umbruch zu erwarten, die Zeitenwende, in der Gott auf diese Welt kommt: Noch immer zählt die westliche Welt die Jahre nach Christi Geburt.

Das Geheimnis Jesu

Dieses Geheimnis wird in den Evangelien in unterschiedliche Horizonte eingebettet. Was aber alle Situationen verbindet, ist das absolute Hoch des Petrus gefolgt von einem der tiefsten Abstürze: Er wird Satan gleichgestellt, eine zutiefst schockierende Erfahrung für den Jünger Jesu.

Jesus ist mit seinen Jüngern unterwegs und tut das, was er am besten kann: er hilft Menschen auf zweierlei Weise: Er predigt die frohe Botschaft - die Königsherrschaft Gottes ist angebrochen. Und er hilft benachteiligten Menschen zurück ins Leben.

Was für unsere Auslegung heute wichtig ist: Verkündigung geht nie heimlich und im Verborgenen. Jesus sucht den Kontakt zu Menschen. Und dann gibt es die andere Bewegung: Menschen suchen Jesus und bringen ihm diese Menschen, für die er etwas tun soll. Direkt vorher heilt Jesus einen blinden Menschen. Dieser wird nicht als Schauwunder vor allen gaffenden Zuschauern geheilt, sondern Jesus nimmt ihn zur Seite und schickt ihn anschließend nach Hause. Nicht zurück zu seinen Predigt-Zuhörern: Jesus möchte ganz offensichtlich nicht mit dem Wunder dazu beitragen, dass zu früh klar wird: Blinde sehen, Taube hören und Armen wird die frohe Botschaft verkündet. Diese Zeichen des Messias sollen noch verborgen bleiben.

Und wie um dies zu bestätigen, fragt Jesus nun auf der nächsten Wegstrecke seine mitreisenden Jünger: „Gibt es schon Gerüchte über mich? Was sagen denn die Leute zu meinem bisherigen Wirken?“ Und Jesus ist regelrecht froh, noch nur für Elia oder Johannes oder einen anderen Propheten gehalten zu werden. Aber was glauben denn die Jünger? Warum reisen sie mit ihm durchs Land, weshalb geben sie ihre alte Sicherheit auf, weshalb verzichten sie auf das Familienleben?

Wer kennt das Geheimnis?

Klar, wenn sie in der Tradition der Prophetenschüler oder der Rabbiner stehen, können sie vom Ruhm Jesu profitieren und zukünftig vielleicht Karriere machen, vielleicht sogar fromme Karriere und selbst in der Königsherrschaft wichtige Diener im Thronsaal werden? Alles Themen, die in den Evangelien als Motive und Fragen der Jünger genannt werden. Und um es auf den Punkt zu bringen, hat nun Petrus diesen Geistes-Blitz: Jesus, Du bist der Christus, der Gesalbte Gottes, der Messias, auf den wir Juden warten. Und wieder antwortet Jesus anders als ich es erwarte:

Kein Lob, keine Anerkennung – nein: strengste Vertraulichkeit. Keiner soll da was berichten, keine Info an die Presse oder die Öffentlichkeit: Das ist ein Geheimnis und muss es bleiben, denn:

Und das ist dann der zweite Abschnitt und der tiefe Fall von Petrus: Der Christus ist ein anderer, ein anderer als erwartet. Nein, er stellt sich nicht vor den König und verlangt die Freilassung der Juden aus römischer Herrschaft. Er ist kein zweiter Mose, der dem Volk Gottes aus der Knechtschaft hilft. Nein Jesus ist mehr als Mose! Jesus führt alle Welt aus der Knechtschaft!

Jetzt fragen Sie vielleicht: Aus welcher Knechtschaft? Wir leben doch frei und ungezwungen. Doch betrachte ich mich in einer ruhigen Minute, dann kommen da vielleicht doch Zweifel auf: Bin ich wirklich frei oder nicht doch gefangen von der Gier nach Macht oder Geld, dem Kampf um Anerkennung, der Sehnsucht nach Liebe und Geborgenheit? Oder gar gefangen von Süchten, die mich in meiner Freiheit einschränken? Was macht die Schuld mit mir, als ich zuletzt meinen Sohn nicht wertschätzend gelobt habe, als ich meiner Frau den liebevollen, zugewandten Blick verwehrt habe? Als mein Freund vergeblich auf meine Unterstützung warten musste?

Führt dann Jesus also auch aus meiner selbst erlebten, inneren Knechtschaft? Das kann ja gar nicht funktionieren, da er vor knapp 2.000 Jahren gestorben ist! Und genau so ähnlich, zweifelnd, muss es den Jüngern gegangen sein, als sie hörten: der Christus, er muss leiden. Jesus spricht hier ganz offen, frei heraus. Genau das wird betont: Es ist kein Gleichnis, es ist nicht symbolisch gemeint: „Der Menschensohn muss viel leiden und verworfen werden von den Ältesten und den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten und getötet werden und nach drei Tagen auferstehen.“

Dieses Zitat ist somit genauso treu und als wahr überliefert, wie so manch andere Bildsprache. Und jetzt sind es die Jünger, die geschockt sind. Jetzt haben wir uns so Hoffnungen gemacht, mit deinem Ruhm selbst etwas bedeutender zu werden. Und jetzt will Jesus uns also weißmachen: Da ist nichts zu erwarten als Schmerz, Hohn und Schande? Das darf nicht sein! So fährt es Petrus durch den Kopf, und aus dem Mund kommt eine Versuchung, wie sie Jesus zuletzt in der Wüste erlebt hatte: „Lass doch den Quatsch, warum willst Du leiden? Du bist der Allmächtige, du bist der König der Könige. Lass Dir doch nicht den Ruhm nehmen, der Dir eigentlich gehört!“

Jesus muss leiden

Aber wie bei den anderen Versuchungen, ist Jesu Reaktion auch hier: „Satan – weiche von mir, Petrus, halt die Klappe!“ Petrus, Du bist jetzt wieder ganz menschlich unterwegs. Der Geistes-Blitz von vorhin „Jesus = Christus“ ist wieder so weit weg, und Gottes Geist ruht hier nicht mehr auf Petrus. Wieder lebt er, wie wir auch, in der gefallenen, schuldhaften Welt.

Eigennutz, Selbstliebe und vielleicht sogar Nächstenliebe gegenüber Jesus von Nazareth wollen das Heilshandeln Gottes unterbinden. Doch Jesus fokussiert hier neu: „Petrus, weiche, tritt hinter mich. Halte mich nicht auf, sondern folge mir!“ Hinein in die Leidensgeschichte Jesu, seine vollständige und freiwillige Aufgabe seiner göttlichen Wesenheiten: Wahrer Gott und wahrer Mensch, Jesus von Nazareth und Gottes Sohn, der Christus für die Welt.

Als leidender, sterbender und auferstehender und damit Tod und Teufel besiegender Jesus Christus. Auf in diese Nachfolge, den Verzicht, das Leiden, annehmend: Lassen Sie uns heute leidende und dienende Liebe Gottes für diese Welt in diese Welt tragen! Satan tritt hinter mich, Jesus Dir nach will ich folgen!

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