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/ Wort zum Tag

Belebende Worte Gottes

Daniel Eschbach über Hesekiel 2,2

Sobald der HERR zu mir sprach, kam Geist in mich und stellte mich auf meine Füße, und ich hörte den, der zu mir sprach.

Hesekiel 2,2

Gott zu begegnen – das ist eine überwältigende Erfahrung. Seine Größe, seine Herrlichkeit sind so gewaltig, dass es Menschen, die ihn direkt und ungefiltert wahrnehmen, aus den Socken hauen und zu Boden werfen muss. Das ist jedenfalls alttestamentliche Überzeugung und zeigt sich unter anderem bei der Berufung von Propheten. Zum Beispiel bei Hesekiel: Er gehörte zu dem Teil der Bevölkerung, der bereits zehn Jahre vor dem Untergang Jerusalems in die Verbannung nach Babylon verschleppt worden war. Dort, vor den Toren der anscheinend übermächtigen Hauptstadt des Feindes, zeigte sich ihm Gott in seiner ganzen Größe. Daneben sah die Stadt Babylon ganz klein und mickrig aus. Das überwältigte Hesekiel total. Kraftlos sank er zu Boden und muss sich in diesem Moment unendlich klein und schwach vorgekommen sein.

Doch damit fing Gottes Geschichte mit Hesekiel erst an. Als nächstes sprach der unvergleichliche Gott den überwältigten, kraft- und mutlosen Menschen zu seinen Füßen an. Damit veränderte sich für Hesekiel alles. Das Wort zum Tag steht heute in Hesekiel 2,2 und lautet: «Als er so mit mir redete, kam Leben in mich und stellte mich auf meine Füße, und ich hörte dem zu, der mit mir redete.» Im weiteren Verlauf des Berichtes empfing Hesekiel dann die Beauftragung und Befähigung zum Propheten im Volk Israel.

In dieser Berufungsgeschichte fasziniert mich zunächst Gott selber. Der «ganz Andere», wie ihn der Theologe Karl Barth genannt hat, kann anscheinend nur in sich widersprechenden Superlativen wenigstens annähernd beschrieben werden. Seine Präsenz ist überwältigend, ja buchstäblich umwerfend. Zugleich ist er fein, sorgfältig, behutsam. Er kann jedenfalls den entkräfteten und fassungslosen Menschen vor sich neu beleben und dem im Exil hoffnungslos Verzweifelten neue Zuversicht und neuen Mut einflößen. Das erinnert mich an das erste Gottesknechtslied in Jesaja 43. Dort heißt es, dass Gottes Bevollmächtigter den geknickten Halm nicht zerbricht und den glimmenden Docht nicht auslöscht (vgl. Jes 42,3). Darin steckt die Zusage: Der gewaltige Gott, angesichts dessen Herrlichkeit die Weltmacht Babylon zur unbedeutenden, vernachlässigbaren Statistin wird, kümmert sich behutsam und sorgfältig um seine Menschen. Er demonstriert das am Beispiel des Propheten Hesekiel, dem er neuen Lebensmut schenkt.

Zweitens begeistert mich, dass die Verwandlung des Propheten allein in der Anrede durch Gott begründet ist. Nur weil Gott zu ihm spricht, kommt Leben in Hesekiel zurück. Die Worte Gottes haben also eine unvergleichliche Wirkungskraft. Wenn ich mich von ihnen ansprechen und betreffen lasse, werde auch ich belebt werden.

Wenn ich wie Hesekiel müde, entkräftet und bewegungsunfähig am Boden liege, ist das ja in der Regel nicht auf eine überwältigende Gotteserfahrung zurückzuführen. Es sind ganz andere Dinge, die mich umwerfen oder herunterziehen: Dinge wie Überforderung durch eigene oder fremde Erwartungen, Stress, Leiden an der Welt oder am eigenen Schicksal oder Schuld. Doch auch mir ist zugesagt: Wenn ich mich von Gott ansprechen lasse, komme ich wieder auf die Füße. Darum lohnt es sich so sehr, immer wieder auf seine Worte zu achten und zu hören. Denn auch mir – und Ihnen – ist die Erfahrung Hesekiels versprochen: «Als er so mit mir redete, kam Leben in mich und stellte mich auf meine Füße, und ich hörte dem zu, der mit mir redete.»

 

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