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/ Wort zum Tag

Ausgeschüttet

Roland Simantzik über 1. Samuel 1,15.

Ich habe mein Herz vor dem HERRN ausgeschüttet.

So steht es im 1. Buch Samuel, Kapitel 1, Vers 15.
Ja, geht das denn? - Ich habe mein Herz ausgeschüttet.

Also: Ich weiß, was passiert, wenn ich einen Eimer ausschütte: Platsch.
Früher war es üblich, da hat man morgens seinen Nachttopf ausgeschüttet. Und ganz früher sogar noch auf die Straße.
In einer guten Woche werden am Sonntagabend überall in Deutschland die Wahlurnen ausgeschüttet. Aber nicht auf die Straße.

Mit diesen Beispielen kann jeder von uns etwas anfangen. Jeder versteht, was da ausgeschüttet wird. Und was mit dieser Formulierung gemeint ist.

Aber: Sein Herz ausschütten? Was ist das denn? Kennen Sie das?

Eli, der Priester am jüdischen Heiligtum in Silo, hat da zuerst wohl nichts verstanden.
Ja, er hatte die Frau gesehen: Schon vor geraumer Zeit war sie an ihm vorbei ins Heiligtum gekommen. Vermutlich zum Beten.

Aber Hanna, diese Frau, war jetzt doch schon recht lange hier.
Der Priester Eli hat mal genauer hingeguckt: Seltsam: Er hört nichts. Aber die Frau bewegt doch unentwegt ihre Lippen. Ja, ist sie vielleicht betrunken?!

Nein. Hanna ist nicht betrunken. Sie hat nur ihr Herz ausgeschüttet.
Genauer: Sie hat ihr Herz vor Gott ausgeschüttet.
Ihm bildlich mal alles vor die Füße gekippt. Ihren Kummer. Diese Sticheleien. Die Zurücksetzungen, die sie erlebt hat. Den unerfüllten Kinderwunsch.
Sie hat Gott einfach mal alles erzählt, was sie belastet und bekümmert.
Sie hat ihr Herz ausgeschüttet.
Ich kann es auch so sagen: Hanna hat Gott ihr Innerstes anvertraut.

Ja, ihre Verzweiflung war sehr groß. Und ihr Vertrauen auch.

Gott, dem Herrn, dem kann ich alles sagen.
Gott, den Herrn, den darf ich belästigen mit meinen Sorgen.
Gott, der Herr, der wird sich das alles anhören und wird es annehmen. Meinen ganzen Kummer. Meine Tränen. Den Schmerz und meine Zerrissenheit.

Vielleicht denken Sie jetzt: Hanna ist aber mutig. Dass sie so mit Gott spricht.

Ich nehme das einfach als Einladung. Als „das darfst du ganz genauso machen“:
Schütte Gott dein Herz aus.

Unser Herz ist wie ein Gefäß. In dem sammelt sich im Lauf des Lebens so manches an. Bevor Ihr Herz darunter zusammenbricht, schütten Sie es doch einfach mal aus:
Gott ist dafür eine gute Adresse.
Nur Mut!

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