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/ Wort zum Tag

Aus den Augen – aus dem Sinn?

Klaus Jürgen Diehl über Psalm 136,23.

Der HERR dachte an uns, als wir unterdrückt waren, denn seine Güte währet ewiglich.

Psalm 136,23

„Aus den Augen – aus dem Sinn!“ Die uns geläufige Redewendung bringt zum Ausdruck, dass es aufgrund fehlender Kontakte und Begegnungen oft dazu kommt, dass ein uns ansonsten vertrauter Mensch in Vergessenheit gerät. Von andern vergessen zu werden kann zu einer bedrückenden Last werden. „Keiner denkt mehr an mich!“ ist dann der Seufzer eines sich selbst überlassenen Menschen, dessen Kinder, Enkel oder Freunde wochenlang nichts von sich hören ließen.

Wie wichtig war es gerade in den zurückliegenden Monaten der Pandemie-Einschränkungen, wo persönliche Begegnungen nicht mehr möglich waren, dass liebe Menschen an uns gedacht und per Telefon, E-Mail oder Skype den Kontakt zu uns aufrechterhalten haben! Es tut uns gut und stärkt unser Selbstwertgefühl, wenn andere uns durch Kontakte und Begegnungen das Gefühl geben, dass wir ihnen nicht gleichgültig sind.

Am bedrückendsten aber ist wohl die Erfahrung, dann vergessen oder übersehen zu werden, wenn wir in Not geraten und besonders auf Zuspruch und Unterstützung durch andere angewiesen sind. Ich erinnere mich noch gut an das Gespräch mit einer Frau aus der Gemeinde, deren Mann wenige Monate zuvor gestorben war. Sie klagte darüber, dass sie in der Zeit seither von keinem einzigen Mitglied aus ihrer Gemeindegruppe besucht worden war, obwohl ihr ein solcher Besuch gutgetan hätte. Mag sein, dass der Grund für solche Zurückhaltung die Verlegenheit war, wie man der Trauer eines anderen Menschen angemessen begegnet und wirksamen Trost spendet.

Wie gut ist es da, zu hören, dass Gott uns gerade dann nicht vergisst, wenn wir seinen Zuspruch und seine Hilfe am nötigsten haben.

In einem biblischen Wort lesen wir das Bekenntnis des Psalmbeters: „Der Herr dachte an uns, als wir unterdrückt waren, denn seine Güte währet ewiglich!“ In diesem 136. Psalm erinnert der Beter an die großen Taten und Wunder Gottes in seiner Schöpfung und der Geschichte seines Volkes Israel. Aber es gab ja nicht nur die erhebenden Momente im Leben des Volkes Israel, sondern auch die Zeiten schlimmer Niederlagen und Unterdrückung. Und doch macht Israel in den Höhen wie Tiefen seiner Geschichte stets neu die Erfahrung, dass Gottes Güte ewiglich währt. Die Güte Gottes ist wie ein roter Faden, der die Geschichte des Volkes wie das Leben des einzelnen durchzieht.

Mag sein, dass Sie auch an diesem Tag den Eindruck haben: „Niemand denkt an mich!“ Mag sein, dass Sie gerade das Gefühl des Verlassenseins bedrückt. Aber ich darf Ihnen sagen, dass Gott Sie nicht aus dem Blick verliert und Sie sich auch heute seiner fürsorgenden Liebe gewiss sein dürfen. Mag sein, dass Sie davon gerade nichts spüren. Dann halten Sie sich umso fester an diese Zusage aus Gottes Wort: Der HERR denkt an Sie und segnet Sie – auch heute!

Und wenn es dazu noch einer besonderen Begründung bedarf, dann lassen Sie sich daran erinnern, dass Jesus selbst am Kreuz die tiefsten Tiefen der Verlassenheit durchlitten hat, um uns dadurch nahe zu sein und uns die ewige Verlassenheit von Gott und Menschen zu ersparen. In einem alten Passionslied heißt es: „Hat dann auch an mich gedacht, als er rief: Es ist vollbracht!“ (Albert Knapp, „Eines wünsch ich mir vor allem andern“; Vers 2).

Was für ein großartiger Gedanke, dass wir mit unserm kleinen Leben schon in das liebende Gedenken des Gekreuzigten eingeschlossen waren!

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