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Auf gepackten Koffern sitzen

Rainer Heuschneider über Psalm 119,19.

„Ein Koffer für die letzte Reise“, so heißt eine Wanderausstellung, die seit 2006 bereits an vielen Orten für Aufsehen gesorgt hat. Der Bestatter Fritz Roth aus Bergisch-Gladbach hat sie konzipiert. Gut 6.000 Menschen bat er, einen 35 x 55 cm großen Koffer zu füllen. Nicht etwa für eine Urlaubsreise, sondern für ihre vermeintlich „letzte Reise“, die mit dem Tod endet.

Fritz Roth fragte: „Was ist Ihnen dafür unbedingt wichtig? Was soll im Gepäck nicht fehlen?“ Oft kamen Koffer mit sehr persönlichen Gegenständen zurück. Private Fotos, Familienerinnerungen oder auch die Tabakpfeife. Manche Leute schienen aber auch ratlos. Sie schickten einen leeren Koffer zurück.

Was hätten Sie wohl hineingelegt?

Einige legten auch eine Bibel in den Koffer, Karten mit Bibelversen, die ihnen wichtig waren. Oder ihre Taufkerze. Wie auch immer: Ich wurde jedenfalls an diese Ausstellung erinnert, als ich das Bibelwort aus Psalm 119, 19 gelesen habe: „Ich bin ein Gast auf Erden.“

Ganz nüchtern werden wir daran erinnert, dass unsere Lebensreise auf unserem Planeten begrenzt ist. Wir haben hier kein ewiges Zuhause. Meinem Leben ist eine Frist gesetzt. Ich sitze im wahrsten Sinne des Wortes immer auf „gepackten Koffern.“

Vor einiger Zeit las ich von einem berühmten Rabbi aus Polen. Als er Besuch bekam, war sein Gast über die äußerst schlichte Einrichtung seiner Wohnung sehr verblüfft: Nur ein Tisch, eine Holzbank, etliche Bücher. Der Besucher fragte: „Rabbi, wo haben Sie denn ihre anderen Möbel?“ Der Rabbi fragte zurück: „Und wo haben Sie Ihre Möbel?“ Der Gast erwiderte: „Wieso soll ich meine Möbel mitschleppen? Ich bin doch nur auf der Durchreise“. Darauf der Rabbi: „Und ich lebe doch ebenfalls nur auf der Durchreise.“

Daran erinnert uns auch der Psalmbeter: „Wir sind nur Gast auf dieser Welt (Psalm 119, 19)“. Man könnte das Wort „Gast“ auch übersetzen mit „Fremdlinge“: Wir sind „Fremdlinge“ in dieser Welt. Keiner besitzt ein ewiges Wohnrecht auf Erden. Davon spricht auch Jesus. Er verspricht allen, die ihm vertrauen, dass er vorausgeht, um in Gottes ewigem Reich Wohnungen für seine Kinder vorzubereiten (Johannes 14, 2). Ein beeindruckendes Versprechen, oder?

Nochmal zurück zum Stichpunkt „Koffer“. Ich habe sie anfangs erwähnt durch die Wanderausstellung. Wer schon einmal eine Flugreise unternommen hat, der kennt die Prozedur. Kaum dürfen die Reisenden die Maschine verlassen, stürmen sie zur Gepäckausgabe. Durch eine dunkle Schlucht wird ein Koffer nach dem anderen aufs Gepäckband transportiert. Jeder Fluggast schaut konzentriert aufs Laufband, um seinen Koffer zu ergreifen. Ähnlich wie bei diesem Gepäckband ist es beim Glauben an Jesus. Er verspricht: „Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt (Johannes 11, 25).“

Einen Koffer kann ich mit der Hand ergreifen. Jesu Zusage ergreife ich mit dem Herzen, in dem ich bete: „Ja, Jesus, dir will ich vertrauen, dass du mich ans ewige Ziel bringst.“

Haben Sie das schon mal vor Gott im Gebet ausgesprochen?

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