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Wiedersehensfreude

Erika Best-Haseloh über Johannes 16,22.

Jesus spricht: Ich will euch wiedersehen, und euer Herz soll sich freuen, und eure Freude soll niemand von euch nehmen.

Johannes 16,22

„Auch ihr seid jetzt traurig; doch ich werde wieder zu euch kommen. Dann wird euer Herz voll Freude sein, und diese Freude kann euch niemand mehr nehmen.“ (Johannes 16,22)

Das sagt Jesus zu seinen Jüngern, als er sie darauf vorbereitet, dass er bald nicht mehr bei ihnen sein wird. Es ist eine Abschiedsrede. Jesus will sie nicht zu sehr erschrecken. Aber er bereitet seine Jünger darauf vor, dass sie sich bald ohne ihn in dieser Welt zurechtfinden müssen. Jesus spricht von einer kleinen Weile. Nach dem Motto „es dauert gar nicht lange“. Wird dadurch der Abschied leichter?

Wie geht es Ihnen, wenn Sie Abschied nehmen müssen? Fällt es Ihnen leicht Menschen gehen zu lassen oder vielleicht auch selbst zu gehen? Ich erinnere mich noch sehr gut an meinen Auszug aus dem Elternhaus. Meine Kindheit hatte ich in einem kleinen Dorf verbracht. Meine Ausbildung war abgeschlossen und auch einige Jahre Berufstätigkeit in der Kreisstadt lagen hinter mir. Mein Wunsch, etwas Neues zu wagen, war länger gereift und die Entscheidung war auf ein Freiwilliges Soziales Jahr gefallen. Es sollte in Hamburg starten. Die Entfernung zwischen meinem Dorf und Hamburg betrug fast 400 Kilometer. Nun stand ich mit meinem Vater auf dem Bahnhof und die Zeit zum Abschiednehmen war gekommen. Die Tränen standen mir in den Augen und ich war froh, ganz schnell in den Zug einsteigen zu können. Dieses Ritual des Abschiednehmens hätte ich am liebsten ausgelassen. Auch heute noch, fünf Jahrzehnte später, finde ich Abschiede belastend. Diese letzten Minuten, in denen noch etwas Bedeutendes gesagt werden soll, würde ich am liebsten immer umgehen.

Deshalb kann ich die Jünger gut verstehen. Sie möchten diese Zeit der Traurigkeit, von der Jesus spricht, nicht erleben. Sie möchten Jesus nicht verlieren. Die vergangenen drei Jahre, in denen sie mit Jesus durch Galiläa gezogen sind, waren eine unbeschreibliche Zeit. Sie haben so viel gelernt, so viel Schönes erlebt und bei Schwierigkeiten war Jesus an ihrer Seite. Die Jünger können sich gar nicht vorstellen, wie das Leben ohne Jesus weitergehen soll. Abschied bedeutet Verlust.  Entweder ich gehe und lasse etwas zurück oder mir vertraute Menschen gehen und ich bleibe zurück. Das macht mich unsicher. Es stellt mich vor neue Herausforderungen und davor habe ich Angst. Es ist wichtig, dass ich zu meiner Angst stehe und sie nicht verdränge. Wenn sich etwas verändern soll, ist es notwendig, Vorhandenes loszulassen. Da aber das Neue noch unbekannt ist, sind solche Veränderungsprozesse schmerzhaft und von Trauer begleitet.

Aber Jesus sagt noch etwas anderes: „Ich werde wieder zu euch kommen.“ Es gibt ein Wiedersehen! Die Hoffnung auf ein Wiedersehen macht fast jeden Abschied erträglicher. Trotzdem ist es für die Jünger kaum vorstellbar, wie dieses Wiedersehen aussehen wird. Die Zukunft liegt völlig im Dunkeln. Aber Jesus spricht von der Freude, die der Traurigkeit ein Ende setzt. Die Freude, die den ganzen Menschen ausfüllt und die auch nicht wieder abhandenkommen wird. Das haben die Jünger an Ostern erlebt. Jesus hat sein Versprechen gehalten. Er ist auferstanden und die Jünger konnten ihn sehen. Aber was noch wichtiger war, Jesus hat sie angesehen. Nicht nur mit den Augen, sondern mit dem Herzen, mit der Seele, mit seinem ganzen Sein nimmt er sie wahr.

Genauso nimmt Jesus auch mich wahr. Er blickt mich liebevoll an. Er sieht mich wirklich. Das bewegt, beflügelt, öffnet, lässt Freude wachsen.

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Kommentare (1)

Uschi S. /

Was für wunderbar stärkende Worte für diesen Tag