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Wenn alles aus ist oder wenn Gott schweigt

Paul-Ludwig Böcking über Psalm 130, 7.

Israel hoffe auf den HERRN! Denn bei dem HERRN ist die Gnade und viel Erlösung bei ihm.

Psalm 130,7

Sie werden sie auch gesehen haben. Diese Schreckensbilder vom Krieg in der Ukraine. Zum Beispiel das ausgebrannte Skelett eines Wohnblocks. Die Außenwand weg. Freier Blick in die rauchgeschwärzten Räume. Ich habe mich gefragt: Wenn das jetzt meine Wohnung wäre? Mein Hab und Gut, meine Sicherheit und mein Schutz? Alles in Schutt und Asche. Nur noch das nackte Leben.

Nicht nur im Krieg machen Menschen solche schweren Verlusterfahrungen. Der Ehepartner stirbt oder ein Kind. Die Ehe geht kaputt. Der Arbeitsplatz ist weg. Ein Vermögen ist verloren oder die gesellschaftliche Stellung. Was tun, was hilft, wenn die eigene Lebensart radikal in Frage steht? Das ist die Situation, aus der heraus ein Mann im Alten Testament zu Gott gebetet hat. „Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir.“ Und am Schluss sagt er: „Israel hoffe auf den Herrn. Denn bei dem Herrn ist die Gnade und viel Erlösung bei ihm.“ Psalm 130, Vers 7.

Es fällt auf, dass der Beter dieses Psalms trotz seiner großen Not gar keine konkreten Dinge von Gott erbittet. Keine Gesundheit. Keine Rettung vor Feinden. Keinen Segen. Nichts. Vielmehr: „Herr, höre meine Stimme. Merke auf die Stimme meines Flehens.“  Warum betet er allein das? Offenbar ist für den Beter Gott weit weg. Denn weiter heißt es: „Ich harre des Herrn. Meine Seele wartet auf den Herrn.“ Warten. Aber Gott gibt keine Antwort. Und dann der Aufruf: „Israel, hoffe auf den Herrn! Denn bei dem Herrn ist die Gnade und viel Erlösung bei ihm.“ Kann das eine Hilfe sein, wenn es um das nackte Leben geht?

Ja. Denn es gilt, zu begreifen, dass zum Christsein Brüche und Scheitern dazugehören. Ob selbst verschuldet oder unverschuldet. Krisen machen uns erschreckend klar: Wir haben Gott nicht im Griff. Wir haben kein Recht vor Gott auf ein gutes Leben. Aber - wir haben ein Recht, zu rufen, zu schreien. Wir haben ein Recht zu hoffen, auf die erfahrbare Gemeinschaft mit Gott. Auch wenn sich die Verhältnisse nicht ändern. Wir müssen dranbleiben. Nicht nachlassen. Die Ukrainer, wir alle, alle, die ganz unten sind. Es ist nicht aus, wenn alles aus ist. Israel, hoffe auf den Herrn! Hauptsache Gott nicht verlieren!

Das aber ist das Problem. Der Rufer aus der Tiefe betet: “Wenn du, Herr, Sünde anrechnen willst - Herr, wer wird bestehen?“  Die von uns allen offen oder still gelebte Gottesablehnung ist gemeint. Auch Christen haben lebenslang mit dieser zerstörerischen Selbstorientierung, mit der Sünde, zu kämpfen. Deshalb brauchen wir, gerade wenn alles in Frage steht, die Vergebung unserer Sünden. Wir brauchen natürlich auch menschliche Unterstützung. Aber wir brauchen vor allem die Gewissheit, dass Gott uns nicht in die Verdammnis schickt. Wir brauchen seine Gnade und Erlösung. Nur das hilft, wenn nichts mehr hilft.

Bleibt die Frage: Wie kommt dieser total angefochtene Mann zu der Überzeugung, dass bei dem Herrn die Gnade und die vollkommene Erlösung von der Sünde ist? Antwort: Er weiß es durch die großen Taten Gottes in der Geschichte Israels: Erlösung aus Ägypten, Einnahme Kanaans, Königtum Davids und so weiter. Keine Gefühle, sondern Fakten. Die schuf der gnädige und befreiende Gott. So wie er sie für die ganze Welt durch Jesus von Nazareth geschaffen hat. Jesus - sein Leben und Sterben, seine Auferstehung und seine unsichtbare Weltherrschaft, das sind die Fakten der Gnade und der Erlösung. Das zählt und hilft, wenn alles in Frage steht. Jesus, ich gebe mich dir.

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Kommentare (1)

Christian K. /

Vielen Dank Herr Böcking, Ihre Predigt hat gut getan!!!!