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Weißt du nicht?

Hans-Georg Filker über 1. Korinther 3,16.

Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt?

1. Korinther 3,16

Weißt du nicht?

Der leicht vorwurfsvolle Unterton ist nicht zu überhören, auch wenn es wahrscheinlich gut gemeint ist. Und er konfrontiert mich schmerzhaft mit einer Realität des – sagen wir es doch ganz ehrlich – Versagens. Und wer möchte darauf so direkt angesprochen werden, sei es am Morgen, am Mittag oder am Abend.

Und das nicht nur im Singular. Im Plural.

Wisst ihr nicht!? Habt ihr es vergessen, oder verdrängt? Was ist mit euch los? Warum habt ihr das nicht auf dem Schirm? Hab‘ ich es euch nicht dreimal gesagt? Kopf und Herz auf Durchzug…. Ein Kollektives Versäumnis? Gedächtnisschwund?

Aber was ist, wenn Selbstverständlichkeiten nicht mehr selbstverständlich sind oder es vielleicht nie waren?

Ich benutze sehr oft die öffentlichen Verkehrsmittel. Und weiß, mit einem Vierer-Ticket kann ich richtig Geld sparen. Manchmal nehme ich auch ein Tagesticket, das ist bei 4 Fahrten noch billiger. Einmal abstempeln und dann hat man seine Ruhe – auch bei einer Kontrolle. Man muss nur abstempeln. Weiß ich. Auch das Einzelticket. Jedes Mal. Weiß ich. Eigentlich. Und habe es doch vergessen. Wo war mir der Kopf? Dachte ich, ich hätte noch das Tagesticket? Egal, Kosten: 60 € statt 2,35 €. Ärgerlich!

Weißt Du nicht, dass… Ja, das weiß ich! Das brauchst Du mir nicht noch unter die Nase zu reiben…

Weißt du nicht, dass du Gottes Tempel bist und der Geist Gottes in dir wohnt?

Nee, weiß ich nicht… Das wüsste ich. Das wäre ja der Hammer. Außerdem geht das nicht. Gar nicht! Gottes Tempel. Da habe ich ganz andere Vorstellungen, wie Gottes Tempel auszusehen hat. Und religiöse oder geistliche Überlegenheitsgefühle oder Anwandlungen sind mir fremd, glauben Sie mir.

„Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt?“, schreibt Paulus in der Bibel, im Neuen Testament an die Gemeinde in Korinth. Und wer im 1. Korintherbrief mal nachblättert, der wird etwas ratlos innehalten. Das war nicht gerade eine Mustergemeinde, mit der Paulus da kommuniziert. Und dort soll der Geist Gottes wohnen? Kein Wunder, dass sie das vergessen haben, so wie die sich verhalten. Man hat den Eindruck, die haben vergessen abzustempeln. Da fehlt doch was.

Tempel Gottes, der Ort, wo Gott wohnt, wo er zu Hause ist? Wer von ihnen Kontakt zu einer Gemeinde hat, wird wohl etwas schlucken.

Und auf uns selbst bezogen: nicht nur unsere Bescheidenheit, auch unser Realitätssinn gebietet, dass wir uns diesen Schuh nicht anziehen. Ich kenne mich und weiß, was ich von mir zu halten habe, ehrlich!

Weißt Du nicht, fragt Paulus, hast Du vergessen, dass Gottes Tempel sein, keine Haltung, keine Leistung oder Anstrengung ist und auch keine ethische Kategorie, sondern, dass es Gott Gefallen hat, zu uns zu kommen. Ganz nahe zu sein. Nicht draußen vor, sondern drin in unserem Leben.

Durch Glaube und Taufe besiegelt. Nicht durch eine fromme Leistung. Oder durch gute Taten. Sondern durch Gottes Liebe, die uns in Jesus vor Augen geführt ist. Er ist gekommen. Er kommt zu uns. Nimmt Wohnung in unserem Leben. Vergessen?

Gottes Geist ist da. Gott ist da. Bei uns. Durch Jesus! Vergessen?

Was ist, wenn Selbstverständlichkeiten nicht mehr selbstverständlich sind oder es vielleicht nie waren?

Vielleicht haben wir Gottes Nähe gar nicht ernst genommen, nicht „geglaubt“. Und leben damit unter unseren Möglichkeiten. Auch heute.

Also nicht vergessen.

Im Bus und Bahn muss man abstempeln, in Gottes Welt reicht ein Gebet.

„Danke Herr, dass du da bist. Öffne mir Herz und Verstand für deine Gegenwart und lass mich das heute nicht vergessen. Amen.“ 

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Kommentare (2)

Hans-Jörg B. /

Vielen Dank für die so anschauliche, packende Auslegung des Verses aus dem 1, Korintherbrief. Da prägt sich das Bibelwort richtig ein, was sonst beim "Wort zum Tag" oft fehlt.

Claudia S. /

Vielen herzlichen Dank für Ihre auffordernd hoffnungsvollen Gedanken zum Thema !