/ Wort zum Tag
Was ist gut, was ist böse?
Martin Knapmeyer über Jesaja 5,20.
Weh denen, die Böses gut und Gutes böse nennen, die aus Finsternis Licht und aus Licht Finsternis machen!
Was ist gut? Was ist böse? - Im Grundsatz ist die Antwort auf diese Fragen leicht: Gut ist, was das Leben schützt und fördert, was seiner Entfaltung dient. Böse ist, was Leben unterdrückt und kaputt macht.
Die meisten Menschen wollen gut sein. Sie bemühen sich, mit ihren Angehörigen und Freunden liebevoll umzugehen, um deren Leben zu fördern und zu schützen. Viele praktizieren Nächstenliebe darüber hinaus in der Gesellschaft: Sie setzen sich für Menschen ein, die nicht allein klarkommen. Sie besuchen Alte, die zu vereinsamen drohen. Sie verteilen bei einer Tafel Lebensmittel an Bedürftige. Oder sie begleiten Flüchtlinge, damit diese sich integrieren können, damit sie Freunde finden, unsere Sprache und einen Beruf erlernen.
Gute Sache, oder? – Doch einige stört solches Engagement. Vielleicht weckt es ihr schlechtes Gewissen, weil sie selbst nicht mit anpacken. Vielleicht finden sie, dass die Hilfsbedürftigen die Hilfe nicht verdient haben. Vielleicht meinen sie, es sei normal, wenn die Starken sich durchsetzen und die Schwachen hinten runterfallen, und man solle das hinnehmen.
Und manchmal nennen diese Leute dann die engagiert Helfenden „Gutmenschen“. Ein „guter Mensch“ sein ist ja etwas Positives, aber „Gutmensch“ wird als abfälliger Ausdruck gebraucht. Man unterstellt den Helfenden damit, sie seien naiv. Sie meinten es vielleicht gut, aber sie bewirkten nichts Gutes, weil man den Bedürftigen letztlich nicht helfen könne oder diese ihre Helfer nur ausnützten.
Mit dem Wort „Gutmensch“ Gutes tun verächtlich machen – das ist ein Beispiel für eine Redeweise, die Jesaja kritisiert. „Weh denen, die Böses gut und Gutes böse nennen, die aus Finsternis Licht und aus Licht Finsternis machen!“ (Jes 5,20) Dem Propheten war bewusst: Man kann einem Menschen ein und dasselbe Verhalten mit ganz verschiedenen Worten beschreiben. Die Worte wecken im Kopf des Zuhörers Bilder und Gefühle. Wenn es positive Bilder sind, findet er das Verhalten eher gut. Wenn die Worte negative Gefühle in ihm auslösen, ist er eher geneigt, es abzuwerten. Wenn man es ganz geschickt macht, erscheint dem Zuhörer eine gute Tat problematisch. Oder man gaukelt ihm vor, dass etwas Böses gut sei oder jedenfalls akzeptabel.
Die Nationalsozialisten töteten behinderte und seelisch kranke Menschen. Sie nannten es „Euthanasie“. Dieses Wort kommt aus dem Griechischen und bedeutet übersetzt „guter Tod“. So sollte das Verbrechen heißen, das nichts anderes war als Massenmord. Ein besonders krasses Beispiel dafür, Böses gut zu nennen.
„Weh denen, die Böses gut und Gutes böse nennen!“ Nehmen wir den Weheruf des Propheten als Warnung Gottes ernst. Die Sprache hat eine große Macht, Menschen zu beeinflussen. Seien wir achtsam, wenn wir über unser eigenes Verhalten und das anderer Menschen sprechen. Wählen wir unsere Worte mit Bedacht. Hüten wir uns davor, mit unseren Worten die Wertmaßstäbe Gottes durcheinander zu bringen. Unterlassen wir es, schlechte Taten mit dem Mäntelchen geschickter Formulierungen gutzureden. Wehren wir uns, wenn jemand Taten der Nächstenliebe verächtlich macht, z. B. wenn er uns als „Gutmensch“ verunglimpft. Wie wäre es mit der Antwort: „Ja, ich stehe dazu: Ich will Gutes tun. Hast du etwas dagegen?“
Ihr Kommentar
Kommentare (7)
Sicherlich ist es keine gute Sache, sich an die Frau seines Nachbarn ranzumachen - egal, ob man in einem Nomadenzelt oder Wolkenkratzer lebt. Aber ist es gut, einer Bettlerin Geld zu geben, oder … mehrermöglicht man dem Chef der Bettelbande gerade dadurch das Geschäftsmodell?
Einfaches schwarz/weiß gibt es oft nicht, und ich finde es da auch nicht hilfreich, die Verbrechen der Nazis anzuführen. Die meisten ethischen und politischen Fragen, über die gestritten wird, sind nicht so eindeutig:
Muss man sich impfen lassen, oder darf man das nicht? Soll man Cannabis legalisieren? Würde Jesus heute gendern? Und muss man als Christ*in Windräder gut finden? Muss man seine Organe spenden? Und, ist es böse, wenn man sich eine restriktivere Einwanderungspolitik wünscht?
Herr Knapmeyer setzt seine persönlichen ethischen Bewertungen zum Maßstab für Gottes Willen.
Ich hingegen wünsche mir Respekt und Liebe gerade auch für diejenigen, die zu anderen ethischen Wertungen kommen.
Zum Thema "Gutmensch" ist auch zu sagen, dass es dem Christen bei allem frommen Eifer auch passieren kann, dass er aus Versehen den Falschen hilft, da er die ganze Lage falsch eingeschätzt hat und … mehrdamit noch dem Unrecht hilft, sich zu etablieren. Mir selbst schon passiert und umso ärgerlicher. Deshalb ist Gutes tun nicht so einfach zu definieren. Gutes tun im geistlichen Sinne ist eben eine hohe Kunst, die sich nicht vom Augenschein, sondern allein von Gottes Eingebung leiten lässt. Sonst läuft man Gefahr, dem Bösen durch pure Gutherzigkeit in die Hände zu spielen. Und daran hat der Widersacher höchstes Interesse.
Ja, er versucht die Christen sogar genau an ihrer "Gutmenschenseite", indem er sie zu Handlungen animiert, die am Ende nur Chaos auslösen, da sie aus spontanen Mitleid und nicht aus Weisheit geboren sind, so wie das Geben von Geld an Bettler unterwegs, das letztlich nur der Bettelmafia hilft.
Da braucht es viel Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
Deshalb immer auf der Hut sein! Vermeintlich Gutes tun aus Dummheit oder Ahnungslosigkeit heraus bedarf eben oft auch der Kritik von außen durch geistlich wache Christen, die einen anderen Blick auf die jeweilige Situation haben und einen vor unbedachten "Mildtätigkeitshandlungen" bewahren.
Wenn jemand Gutes tun will, soll er das machen, das tue ich auch, das Problem fängt dann an, wenn der Staat 'Nächstenliebe' üben soll, denn dann wird es allermeistens ungerecht und korrupt. Der Staat … mehrsoll für Infrastruktur und Recht und Ordnung sorgen. 'Gutmenschen' haben manchmal so was scheinheiliges an sich und wollen ihre 'Moral' der Allgemeinheit aufzwingen. Damit haben sie viel gemein mit den 'Grünen' und den 'Klimarettern'. Mich wundert ein bisschen, warum Pastor Knapmeyer nicht die Neudefinition der Werte anspricht (zB wird das biblisch Gute immer mehr 'schlecht' gemacht, nicht nur die Sexualethik). Tun wir Gutes, zuallererst an unseren Glaubensgeschwister, und halten wir die biblischen ewigen Werte hoch, auch wenn wir dafür als 'böse' verleumdet werden!
Vielen Dank, Herr Knapmeyer, der Bibelvers und ihre Interpretation hat mir die Augen geöffnet. Ich kenne diese negativen Kommentare, auch z.B., dass man nur hilft, um selbst gut dazustehen. Es fiel … mehrmir immer schwer, darauf etwas zu erwidern. Der Bibelvers ist ja eindeutig und Ihre schlagfertige Antwort dazu ebenfalls sehr hilfreich. Danke nochmals und Gott segne Sie und Ihre Arbeit! Mit herzlichen Grüßen
Gutmensch im negativen Sinne kann durchaus seine Berechtigung haben, nämlich dann, wenn die Menschen denken, Sie können sich durch Ihre gute Tat vor anderen Menschen und vielleicht auch vor Gott … mehrbeweisen. Die Bibel sagt aber ganz klar, alles Gute kommt von Gott. Solange ein Gutmensch Gott nicht dafür dankt, dass er das Gute tun kann/darf, ist es nichts anderes als Humanismus. Der Mensch steht im Mittelpunkt und nicht mehr Gott. Humanismus ist des Teufels subtile Waffe um den Menschen weiszumachen, wir schaffen das selber, wir brauchen keinen Gott.
Über die Losungbin ich ins Stolpern gekommen ! Nach zweimalige lesen habe ich erst richtig begriffen was mir das Wort zu sagen hat !
Vielen Dank für das Wort zum Tag und das wirklich gute Programm. Ist es nicht so, dass genau zu dem heute beschriebenen Thema die aktuellen Diskussionen um die Impfdebatte gehen? Ist es nicht aktuell … mehrallgegenwärtig, dass sich Menschen über andere erheben? Macht nicht bei dieser Spaltung die Kirche mit, bzw. duldet sie diese Spaltung?
Ich bin weder Querdenker, noch Verschwörungstheoretiker (schon schlimm dass Gefühl zu haben, dass erwähnen zu müssen), würde mich eher als "Gutmensch mit Schwächen" bezeichnen und geimpft bin ich noch nicht. Frage: Was löst das beim Leser aus?
Viele Versprechungen der Impfindustrie, der Politik und auch der Medien erweisen sich mittlerweile als Lüge. Warum können wir als Gesellschaft nicht wieder so zusammenleben, dass wir uns und unsere einzelnen Meinungen wieder schätzen und respektieren. Warum wird seitens der Kirche das nicht mehr in den Vordergrund gestellt? Aktuell sind es gerade auch Menschen mit einem "festen" Glauben, die in unmittelbarem Umfeld für diese Spaltung sorgen. Eine bedenkliche Situation.
Herzliche Grüße