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Was ist Gerechtigkeit?

Jörg Dechert über Hesekiel 18,23.

Meinst du, dass ich Gefallen habe am Tode des Gottlosen, spricht Gott der HERR, und nicht vielmehr daran, dass er sich bekehrt von seinen Wegen und am Leben bleibt?

Hesekiel 18,23

Was ist eigentlich … Gerechtigkeit?

Einfache Frage, aber die Antwort ist nicht so einfach, denn jeder hat da ganz eigene Vorstellungen. Das beginnt schon ganz früh: „Das ist ungerecht“ – dieser empörte Ruf gehört zur Kindheit wie Legosteine oder aufgeschürfte Knie. Und so geht es weiter: Die Verteilung der Gehälter in der Firma – ungerecht! Die Verteilung von Subventionen in der Politik – ungerecht! Das Strafmaß im Gerichtsprozess – ungerecht! Menschen helfen, die selbstverschuldet in Not geraten sind – ungerecht!

Unsere Welt ist voller Ungerechtigkeit, aber nicht immer da, wo wir sie vermuten. Ganz ehrlich: Wir sehen die Gerechtigkeitslücke verdächtig oft nur da, wo wir uns selbst benachteiligt sehen. So sind wir Menschen - wir stehen immer in der Gefahr, Gerechtigkeit zum eigenen Vorteil auszulegen.

Das war schon zu Zeiten des Alten Testaments so: Gott hatte sein Volk Israel aus der Sklaverei in Ägypten befreit – und nun muss er ihnen erst einmal von Grund auf beibringen, was Gerechtigkeit ist. In der Sklaverei war das einfach: Wer die Macht hat, hat Recht – also die herrschenden Ägypter. Aber was bedeutet Gerechtigkeit jetzt, in der Freiheit?

Gott gibt seinem Volk zur Orientierung Gebote mit auf dem Weg – für die Gerechtigkeit untereinander, für Delikte wie Diebstahl oder Falschaussage. Und für die Gerechtigkeit zwischen Gott und Mensch – für Fälle von Götzendienst oder Ungehorsam. Aber die Israeliten tun sich mit diesen Geboten schwer. Sie werfen Gott persönlich vor: Du bist ungerecht! Im Buch Hesekiel, Kapitel 18, finde ich zwei Touren, die sie bei Gott probiert haben müssen.

Tour Nummer eins: Gott, du bestrafst uns für unsere Sünden, obwohl doch schon unsere Väter Sünder gewesen sind. Können wir dann denn etwas dafür? Das ist Sippenhaft! Das ist ungerecht!

Tour Nummer zwei: Gott, du bestrafst uns für Sünden, obwohl wir in unserer Akte doch auch viele gute Taten stehen haben. Das muss bei dir doch auch was zählen! Wozu haben wir uns angestrengt, dir gehorsam zu sein, wenn du am Ende Sünde doch bestrafst? Das ist ungerecht!

Ich bin fasziniert, wie geduldig Gott daraufhin in den Dialog geht. In den Worten von Hesekiel: „Der Sohn soll nicht tragen die Schuld des Vaters, und der Vater soll nicht tragen die Schuld des Sohnes, sondern die Gerechtigkeit des Gerechten soll ihm allein zugutekommen, und die Ungerechtigkeit des Ungerechten soll auf ihm allein liegen.“ Das bedeutet: Bei mir, Gott, gibt es keine Sippenhaft. Ich gebe niemanden von vornherein verloren, nur weil er (oder sie) zu einer schwierigen Familie gehört.

Und zweitens: „Wenn sich aber der Gottlose bekehrt von allen seinen Sünden, die er getan hat, und hält alle meine Gesetze und übt Recht und Gerechtigkeit, so soll er am Leben bleiben und nicht sterben… er soll am Leben bleiben um der Gerechtigkeit willen, die er getan hat.“ Das bedeutet: Ich, Gott, wiege Gut und Böse nicht gegeneinander auf. Ich schreibe niemanden ab, nur weil er – oder sie - auf krummen Wegen unterwegs ist. Ich hoffe immer auf Umkehr und Rettung.

Gott sieht das so, weil für ihn Gerechtigkeit etwas anderes ist als für uns Menschen. Nochmal Hesekiel Kapitel 18 - Vers 23: Meinst du, dass ich Gefallen habe am Tode des Gottlosen, spricht Gott der Herr, und nicht vielmehr daran, dass er sich bekehrt von seinen Wegen und am Leben bleibt?

Ich nehme für mich mit: Ich brauche mit Gott nicht über Gerechtigkeit zu diskutieren. Ich brauche vor Gottes Gerechtigkeit keine Angst zu haben. Gott ist nicht rachsüchtig, nicht willkürlich, und er lässt sich nicht manipulieren. Gottes Herz sucht für mich nach Wegen, wie ich trotz meiner Schuld und Zerbrochenheit leben kann.

Erst Jahrhunderte nach Hesekiel, im Neuen Testament, wird deutlich, dass Gott diesen Weg gefunden hat. Er heißt Jesus Christus – der Weg, die Wahrheit, und das Leben. In ihm bietet mir Gott seine Gerechtigkeit an. Nicht als Bewertung meines bisherigen alten Lebens – sondern als Geschenk eines neuen.

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