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/ Wort zum Tag

Warten ist angesagt

Gabriele Berger-Faragó über 2. Petrus 3,7.

Der jetzige Himmel aber und die jetzige Erde sind durch dasselbe Wort bewahrt worden.

2. Petrus 3,7

Kennen Sie das Theaterstück „Warten auf Godot“ von Samuel Becket? Darin geht es um zwei Männer, die auf einen dritten namens Godot warten – der jedoch bis zum Schluss des Theaterstücks nie erscheint.

Manchmal kommt es mir vor, als sei Jesus wie Godot. Christen warten seit rund 2000 Jahren auf sein Kommen – aber er erscheint nicht. Nach seiner Auferstehung war Jesus noch 40 Tage unter den Menschen, zeigte sich seinen Anhängern, teilweise über 500 Leuten auf einmal. Seine Auferstehung, an die niemand so recht geglaubt hatte, erwies sich als wahr und real.

Doch dann verabschiedete er sich wieder von seinen Freunden und sagte, dass er nun zu seinem Vater im Himmel zurückkehre. Aber er versprach ihnen, wiederzukommen, am Ende aller Zeiten. Wann das sein würde, ließ er offen, und er machte deutlich: Die Zeit und Stunde weiß niemand außer Gott (Mk 13,33).

Die Freunde Jesu und die ersten Gemeinden lebten mit der Erwartung von Jesu baldiger Wiederkehr. Aber es passierte nicht. Verständlich, dass da so manchen Jesus-Nachfolgern die Zweifel kamen: Stimmt das überhaupt alles? Ist es wahr, dass Jesus Gottes Sohn ist? War seine Auferstehung real? Kommt er wirklich wieder? 

In diese Situation hinein schrieb der Apostel Petrus, einer der engsten Freunde Jesu, Briefe an die jungen Gemeinden. Petrus hatte die ganzen Ereignisse um Jesus mitbekommen: sein Leben und Lehren, die Wunder, Jesu Leiden und Sterben, seine Auferstehung, sein wiederholtes Erscheinen und schließlich seine Rückkehr zum himmlischen Vater. Petrus wusste mit Sicherheit, dass er das nicht geträumt hatte, dass es real war. Aber auch er hatte damit zu kämpfen, dass sich die Wiederkehr Jesu verzögerte.

Was kann man dazu schreiben, dass die Jesus-Nachfolger damals wie heute vergeblich auf Jesus warten wie auf Godot? Sollen wir aufgeben?

Nein, sagt Petrus. Er beschreibt die Situation der vergeblich wartenden Kirche damals wie heute sehr gut in Kapitel 3 seines 2. Briefes:

3 Ihr müsst euch […] darüber im Klaren sein: Es werden Menschen auftreten, die […] sich über euch lustig machen

4 und sagen: »Jesus hat doch versprochen wiederzukommen! Wo bleibt er denn? Inzwischen ist die Generation der ersten Jesus-Nachfolger gestorben; aber alles ist noch so, wie es seit der Erschaffung der Welt war!«

 

Stimmt, sichtbar hat sich durch Jesu Tod und Auferstehung nichts verändert. Die Welt dreht sich seit der Erschaffung der Welt, es gibt Tag und Nacht, Gutes und Böses. Und bis Jesus wiederkommt, scheint sich weiterhin nichts zu ändern.

Aber – ermutigt Petrus seine Leser – das ist nur der äußere Schein. Er erinnert uns daran: Wir glauben, dass Gott die Welt aus dem Nichts geschaffen hat; einfach nur durch sein Wort, indem er sagte: „Es werde!“ Und dann war es: Licht, Wasser, Land, Himmel, Erde, Luft und Meere.

Dieses selbe Wort Gottes, das so mächtig ist und aus Nichts alles schaffen kann, dieses Wort wirkt auch heute noch. Gott hat sich nach der Erschaffung der Welt nicht zurückgezogen, sondern tagtäglich erhält er diese Welt durch dasselbe wirkmächtige Wort, sodass sie sich weiterdreht.

Mehr noch, Petrus schreibt weiter:

 7 Der jetzige Himmel und die jetzige Erde werden nur so lange bestehen, bis Gott das entscheidende Wort spricht: Wenn er es anordnet, wird …

das Ende kommen. Dann wird Jesus für alle sichtbar erscheinen.

Und warum müssen wir dann so lange vergeblich warten?

Petrus erklärt es uns so:

8 Doch eins dürft ihr dabei nicht vergessen, liebe Freunde: Was für uns ein Tag ist, das ist für Gott wie tausend Jahre; und was für uns tausend Jahre sind, das ist für ihn wie ein Tag.

9 Wenn manche also meinen, Gott würde die Erfüllung seiner Zusage hinauszögern, dann stimmt das einfach nicht. Gott kann sein Versprechen jederzeit einlösen. Aber er hat Geduld mit euch […]. Jeder soll Gelegenheit haben, sich zu Gott hinzuwenden.

Wenn ich so lange auf Jesu Wiederkehr warte, will ich nicht ungeduldig oder mutlos werden, sondern mich über Gottes Geduld freuen: Er gibt Menschen noch Zeit, ihn kennenzulernen. Der Gott, der durch sein mächtiges Wort die Welt geschaffen hat und Jesus auferstehen ließ – dieser Gott wird es durch sein Wort wahr machen: Jesus kommt wieder, und wir werden mit ihm auferstehen und leben. Darauf dürfen wir uns freuen.

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