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Wachsen – trotz Elend

Rainer Kunick über 1. Mose 41,52.

Gott hat mich wachsen lassen in dem Lande meines Elends.

1. Mose 41,52

„Vom Knacki zum Kanzler“- so kann man die Josefgeschichte überschreiben. Er hatte zunächst ein schweres Leben: Als Lieblingssohn seines Vaters wurde er von seinen Brüdern als Sklave verkauft. Im Alter von 17 Jahren hatte er den Sklaventransport nach Ägypten überstanden. Dann saß er 2 Jahre im Gefängnis, weil er sich weigerte, die sexuellen Wünsche seiner Herrin zu erfüllen und die ihn deshalb verleumdete.

Erst, als Gott Josef die Gabe schenkte, Träume zu deuten, kam er an den Hof des Pharaos, der ihn kurze Zeit später zu seinem Kanzler ernannte. Josef hatte in den ersten sieben Jahren Erfolg mit dem Sammeln und Speichern von Getreide. Und dann kam die Hungersnot. Und da der Hunger die Grenzen Ägyptens überschritt, kam alle Welt nach Ägypten, um bei Josef Getreide zu beschaffen; denn die Hungersnot ist „auf der ganzen Erde heftig“ (1. Mose 41,57). Josef wird zum Retter der Ökumene, der ganzen bewohnten Welt.

Noch vor dieser Hungersnot wurden ihm 2 Söhne geboren. Den zweiten nannte er Ephraim, denn, so sprach er: Gott hat mich wachsen lassen in dem Lande meines Elends (1. Mose 41,52). In dieser Namensgebung drückt Josef seine Dankbarkeit Gott gegenüber aus. Er weiß: Gott hält in schweren und guten Zeiten zu mir. 

Josef weiß gute Tage zu schätzen, gerade weil er sehr harte Zeiten hinter sich hat. Und vielleicht auch gerade, weil er weiß, dass wieder harte Zeiten kommen, freut er sich umso mehr. Wenn Gott mir gute Zeiten schenkt, in denen alles leicht ist und in denen mir alles gelingt, wenn Gott mir eine Familie, Kinder und beruflichen Erfolg und anderes schenkt, dann darf ich mich darüber freuen. Dann soll ich mich sogar darüber freuen. Denn diese Erfahrung gibt mir Kraft für die Tage, in denen es nicht so rund läuft. Und von denen wird es eines Tages sicher wieder genug geben. Josef blendet das Schlimme nicht aus, er weiß sich auch in schweren Zeiten von Gott gehalten. Er drückt sogar aus, dass Gott ihn in den schweren Zeiten hat wachsen lassen.

Wir sind Gott nicht gleichgültig. Er hat sich persönlich aufgemacht und dort eingestellt, wo wir uns mit unseren Ängsten, unseren großen und kleinen Sorgen herumschlagen müssen. Unsere Sorgen sind dann nicht einfach weg, aber wir wissen sie aufgehoben in der Fürsorge Gottes. In Jesus Christus hat die Fürsorge Gottes Gestalt angenommen. Er will als Auferstandener alle Tage bei uns sein. Deshalb ist es wichtig, dass wir unsere Sorgen mit ihm besprechen, unsere Sorgen mit ihm teilen. Dietrich Bonhoeffer hat schon recht, wenn er sagt: Wenn wir mit unseren Sorgen allein bleiben und unsere Gedanken immer wieder um sie kreisen, in der Hoffnung, dass sie kleiner werden, dann werden sie in Wahrheit immer größer. Oft sind ja Zeiten, die uns nicht gefallen, Zeiten tiefer Gotteserfahrung und Christusbegegnung.

Ich erinnere mich gern an das Gespräch mit einem treuen Christen, den ich in einer sehr schweren Zeit begleitete. Er sagte mir: „Solche schweren Zeiten sind Wüstenzeiten, Zeiten der Versuchung und der Erquickung und Zeiten des Wachstums im Glauben“ – und ich wusste, dass er in dieser Zeit sein Vertrauen ganz auf Gott setzte.

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