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/ Wort zum Tag

Von Machos und Angsthasen

Matthias Adt über Jesaja 29,16.

Wie kehrt ihr alles um! Als ob der Ton dem Töpfer gleich wäre, dass das Werk spräche von seinem Meister: Er hat mich nicht gemacht!, und ein Bildwerk spräche von seinem Bildner: Er versteht nichts!

Jesaja 29,16

Der Schulbus ist gerammelt voll mit Kindern und Jugendlichen. Sechs Kilometer geht die Fahrt. Fast jeden Tag das gleiche Schauspiel. Ein Junge gefällt sich darin, eine Mitschülerin zu beleidigen, deren Hautfarbe ein bisschen dunkler ausgefallen ist. Sie wehrt sich nicht. Die anderen finden das Verhalten ihres Mitschülers zwar nicht gerade nett, aber sie machen keinen Mucks – wer weiß, vielleicht bin ich dann das nächste Opfer denken sie wohl.  Doch heute ist es ein bisschen anders. Als er wieder anfängt, steht sie auf und stellt sich vor ihn hin.

„Du, ich muss dir mal was sagen“. Der ganze Bus kriegt plötzlich große Ohren. Jetzt wird‘s spannend. Wie geht es jetzt weiter? Ruhig sagt das Mädchen: „Ich bin ein geliebtes Geschöpf Gottes. Deshalb musst Du nicht so mit mir umgehen. Und ich will dir noch etwas sagen: Ich bete dafür, dass Du auch eines Tages merkst, dass Du auch ein geliebtes Geschöpf Gottes bist.“

Das ist jetzt fast 20 Jahre her, und ich bin immer noch begeistert von dieser Reaktion dieses Mädchens. Es macht einen Unterschied, ob ich weiß: Ich bin ein geliebtes Geschöpf Gottes oder ob ich das nicht weiß. Wenn ich es nicht weiß, dann werde ich die anderen entweder unterschätzen oder überschätzen. Und ich werde mich entweder unterschätzen oder überschätzen. Und wenn ich es weiß, dann schätze ich mich richtig ein. Und das Ergebnis ist zweierlei, wie diese kurze Geschichte zeigt. Das Mädchen blieb gelassen, anstatt sich aufzuregen. Und sie hat den Macho nicht verachtet, sondern konnte ihm selbstbewusst und mit Wertschätzung begegnen.

Machos und Angsthasen gab und gibt es zu allen Zeiten. Vor 2.700 Jahren hat der Prophet Jesaja die Machos und Angsthasen seiner Zeit im Namen Gottes daran erinnert, wer sie eigentlich sind. Zitat: „Die Leute bilden sich ein, sie könnten die Rollen vertauschen. Der Ton kann doch nicht so tun, als wäre er der Töpfer! Oder kann das Werk von seinem Schöpfer sagen: Er hat mich nicht gemacht? Kann das Tongefäß vom Töpfer sagen: Er versteht nichts davon?“

Es ist damals in Israel wie im Schulbus: Die Leute pendeln permanent zwischen zwei Extremen – wie ein betrunkener Reiter, der abwechselnd mal rechts mal links vom Pferd rutscht. Entweder die Leute starren voller Panik und Entsetzen auf die Krisen wie die Kaninchen auf die Schlange oder wie die Schüler auf den Angeber – oder sie tun so, als ob sie alle Probleme alleine bewältigen können. Gott spielt dabei keine Rolle - und wenn doch, dann als religiöse Schlagsahne, mit der man die eigenen Allmachtsphantasien garniert – so wie der Provokateur im Bus.

Wissen Sie, dass Sie ein geliebtes Geschöpf Gottes sind?

Vor einigen Jahren stand ich an einem Getränkestand in Indien. Der Tee wurde in wunderschönen Tontöpfchen serviert. Ich traute meinen Augen nicht: Wenn der Tee ausgetrunken war, landete das Töpfchen auf einem Abfallhaufen und zerbrach. Die Gefäße waren nur sonnengetrocknet, nicht gebrannt. So wurden sie wieder zu Tonschlamm und mit wenigen geschickten Handgriffen nach ein paar Tagen zu neuen Gefäßen. Ist das unser Schicksal? Ein Wegwerfartikel, der nach Gebrauch entsorgt wird? So kommen sich manche Mitmenschen vor.  Aber in der Töpferwerkstatt Gottes geht es anders zu. Der Kirchenvater Irenäus von Lyon hat es so ausgedrückt:

„Mensch, du bist ein Werk Gottes. Erwarte also die Hand deines Künstlers. Seine Kunst gestaltet den Lehm, der du bist. So schön wird er dich machen, dass am Ende er selbst nach dir verlangt.“

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Kommentare (3)

Waltraud R. /

Sehr gut

Sabine /

Danke, Herr Adt, für Ihr gutes Wort zum Tag.

Pia H. /

Sehr schön wurde das mit dem Töpfer geschrieben und erklärt. Vielen Dank