Navigation überspringen

/ Wort zum Tag

Ungleiche Freunde

Elke Drossmann über Johannes 15,15.

Ich nenne euch hinfort nicht Knechte; denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut. Euch aber habe ich Freunde genannt.

Johannes 15,15

Thomas und Kevin sind Freunde. Beide fahren gerne Rennrad. Sie frotzeln miteinander. Thomas vergreift sich schon mal im Ton. Kevin schluckt das inzwischen nicht mehr. Er ruft dann: „Stopp.“ Wenn´s gut geht, kommt darauf von Thomas: „Schon gut, hab´s nicht so gemeint.“ Kevin und sein Freund erzählen einander mittlerweile, was jeden beschäftigt. Thomas ist kräftig. Er trägt schwere Pakete mit einer Hand. Kevin glänzt, wenn Fingerspitzengefühl gefragt ist. Manchmal knobeln sie, wer sich die Hände dreckig machen muss. In solchen Momenten hat plötzlich jeder eine Ausrede parat, warum es ihn diesmal nicht treffen kann. Aber wenn´s drauf ankommt, können sie sich aufeinander verlassen.

Sind Jesus und Petrus und die anderen Jünger von Jesus Freunde wie Thomas und Kevin? Freunde auf Augenhöhe?

Petrus und Jesus sind ungleiche Freunde. Petrus und die anderen Schüler von Jesus sind Menschen. Jesus ist Mensch und Gott. Petrus überschätzt sich öfter mal und tritt voll in den Fettnapf. Jesus setzt Petrus wieder auf eine gute Spur, ohne sich dabei hervorzutun. Aus einem Schüler wird ein Freund.

Ungleiche Freunde – das schwingt mit, wenn Jesus nicht nur zu Petrus, sondern auch zu seinen anderen Schülern sagt: „Ich nenne euch hinfort nicht Knechte; denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut. Euch aber habe ich Freunde genannt; denn alles, was ich von meinem Vater gehört habe, habe ich euch kundgetan.“

So steht es im Johannesevangelium, Kapitel 15, Vers 15.

Im Alten Testament werden nur zwei Menschen als Gottes Freunde bezeichnet:

Abraham, der Stammvater Israels, und Mose, der das Volk Israel aus der Knechtschaft in Ägypten geführt hat.

Der Sohn Gottes hat vor 2.000 Jahren bereits zwölf Freunde. Im Laufe der Zeit sind es immer mehr geworden. Inzwischen lässt sich die Anzahl nicht mehr benennen. Aber eins weiß ich: Täglich werden es mehr. Jeder Mensch auf dieser Welt ist eingeladen, ein Freund Jesu zu sein. Das ist keine Freundschaft wie zwischen Thomas und Kevin.

Wie ist sie dann, wenn sie so verschieden ist von der Freundschaft zwischen Thomas und Kevin?

Jesu Liebe entfaltet und vertieft die Liebe, die Petrus mitbringt. Jesu Liebe ist der Maßstab. Die Liebe, die bereit ist, anstelle des Freundes und für seine kleinen und groben Schnitzer im Leben zu sterben.

Wenn Jesus die Maßstäbe in der Freundschaft setzt, könnte sich der Verdacht einstellen: die menschlichen Freunde sind nichts anderes als bessere Knechte für Jesus. Sie führen nur aus, was Jesus möchte. So wie ein Mafiaboss das Sagen hat.

Jesus versteht sich nicht als Mafiaboss. Er bezeichnet seine Freunde nicht als Befehlsempfänger. Im Gegenteil: Sie sind frei. Sie können ihm und seinen Maßstäben folgen, sie müssen es aber nicht. Jesus Freunde entscheiden frei.

Je länger sie befreundet sind, umso öfter werden sie feststellen, wie positiv sich Jesu Maßstäbe auf ihr Leben auswirken. Sie erkennen an, dass Jesus höher steht als sie selbst und diese Position nicht ausnutzt. Deshalb hat Jesus seinen ersten Freunden die staubigen Füße vor dem Essen gewaschen und hat diese Aufgabe nicht einem von ihnen überlassen. Jesus hat diese Aufgabe auch keinem Diener des Hauses übertragen. Er hat sich selbst die Hände schmutzig gemacht.

Jesus hat seine Freunde in die Vorlieben seines Vaters im Himmel hineingenommen. Das hätte kein anderer gekonnt. Jesus hat seine Freunde mit Gott bekannt und vertraut gemacht. Jesus hat sogar dafür gesorgt, dass Gott auch ihr Vater wird. Im Laufe ihres Lebens werden sie immer besser benennen können, was Jesus von seinem Vater gehört hat.

Petrus, die anderen, ich selbst – Sie möglicherweise auch – und Jesus sind ungleiche Freunde. Freunde fürs Leben. Selbst der Tod kann die Freunde nicht voneinander trennen. Vielleicht gehören auch Thomas und Kevin eines Tages zu den ungleichen Freunden.

Sie möchten noch tiefer in die Bibel eintauchen? Wir empfehlen unsere Sendereihe:

Anstoß

Ihr Kommentar

Die E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Alle Kommentare werden redaktionell geprüft. Wir behalten uns das Kürzen von Kommentaren vor. Ein Recht auf Veröffentlichung besteht nicht.