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/ Wort zum Tag

Tu's nicht!

Günther Röhm über 2. Mose 20,13.

Unsere 10 Monate alte Enkelin ist zu Besuch gekommen. Sie krabbelt durchs Wohnzimmer. Sie erkundet alles, was sie vom Fußboden aus erreichen kann. Plötzlich sieht sie eine Steckdose auf Augenhöhe. Zielsicher steuert sie darauf zu. Schon will sie mit ihren kleinen Fingerchen hinein fassen. Ich rufe laut: „Nein!“ Sie erschrickt und weint…

„Du sollst nicht töten“, sagt Gott im 5. Gebot.

Im Hebräischen sind das nur zwei Worte: „lo tirzach“ „nicht morden“ oder „morde nicht“

„Lo“ bedeutet im Hebräischen: „Nicht!“ oder „auf gar keinen Fall“. Mit nur zwei Worten regelt das Wort Gottes das menschliche Zusammenleben: Nicht töten! Nicht ehebrechen! Nicht stehlen! Nicht lügen! Nicht betrügen! Nicht begehren!

Es ist immer eine Verneinung mit einem Verb. Mit zwei Worten ist alles gesagt! Mit zwei Worten schützt Gott die Werte, die das menschliche Zusammenleben regeln.

Warum nur so kurz?

Ich denke, das hat einmal einen pädagogischen Grund. Das kann sich jeder auf Anhieb merken.

Wenn ein kleines Kind auf eine Steckdose zu krabbelt und hineinfassen will. Was mache ich da? Ich sage: Nein!!  Fertig!

Nach welchen pädagogischen Grundsätzen könnte ich noch handeln?

Nach dem Grundsatz der Selbsterfahrung? Ich lasse das Kind gewähren! Es soll selbst erfahren, wie es ist, wenn man in eine Steckdose fasst?

Oder nach dem Grundsatz: Alles muss ausdiskutiert werden? Dann erkläre ich einem Baby lang und breit, warum es nicht gut ist, in die Steckdose zu fassen!

Ich weiß nicht, was Sie in dieser Situation machen und nach welcher Pädagogik Sie handeln.

Wenn sich ein Mensch in Gefahr begibt, sagt Gott kurz und bündig: Nein! Auch wenn der Mensch weint!

Die Gebote Gottes sind deshalb alle sehr kurz, weil sie ein Tabu, eine Grenze markieren. Andere und auch mich selbst schützen.

Diese kurzen Gebote zeigen mir, es gibt Grenzen, da gilt nur: Respektiere dieses Tabu, überschreite diese Grenze nicht! Das dient deinem eigenen Schutz und dem Schutz des andern.

Tu es nicht! - Fertig!

Auch wenn es Dir im Moment vielleicht ein Problem löst oder einen Vorteil verschafft. Nein! Tue es nicht!

Natürlich lassen sich mit einem Griff in die Steckdose interessante Selbsterfahrungen machen… Natürlich kann man auch lange darüber diskutieren, wie es wohl ist, in eine Steckdose zu fassen.

Der König David hat mit einem Tabubruch eine neue Selbsterfahrung gemacht. Er beginnt eine Affäre mit der Bathseba, der Frau seines Generals Uria. Sie wird schwanger. Um die Affäre geheim zu halten, will David dem Uria ein „Kuckuckskind“ unterschieben, wie es der Volksmund nennt. Als das nicht gelingt, hat David ein Problem und meint, dieses mit einem raffinierten Mord lösen zu können… Er schickt den Uria auf ein Himmelfahrtskommando an die Front. Uria kommt um. Nach außen sieht es aus, als sei Uria im Kampf gefallen. In Wirklichkeit ist es ein perfekt getarnter Mord aus niederen Beweggründen.

Dieses Morden aus niederen Beweggründen ist mit dem Gebot „lo tirzach“ -„töte nicht“ gemeint.

Martin Luther hat das 5. Gebot im Kleinen Katechismus so erklärt: „Wir sollen Gott fürchten und lieben, dass wir unserm Nächsten an seinem Leibe keinen Schaden noch Leid tun, sondern ihm helfen und beistehen in allen Nöten.“

Das 5. Gebot zeigt: Mord und Totschlag ist kein Weg, ein Problem zu lösen. Ob das Problem ein missliebiger Mensch ist, der mir ständig begegnet, oder ob das Problem ein Mensch ist, der noch nicht einmal geboren ist, oder der behindert, alt und gebrechlich ist. „lo tirzach“ - Du sollst nicht töten!

Ihr Kommentar

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Kommentare (1)

Arthur W. /

Vielen Dank für die klaren und mutigen Worte.