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Trotz allem

Norbert Held über 1. Timotheus 2,4.

Gott will, dass alle Menschen gerettet werden und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.

1. Timotheus 2,4

Das ist irgendwie seltsam. Ich lese ein Bibelwort – es ist kurz und knapp, klar und eindeutig. So wie heute im Losungsbuch: „Gott will, dass alle Menschen gerettet werden und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen“ - aus dem ersten Brief von Paulus an Timotheus, Kapitel 2 Vers 4. Eigentlich könnte ich nach dem Lesen „Amen“ sagen, also „So ist es“ oder „so wird es sein“ – und an mein tägliches Geschäft gehen. Aber nach dem Lesen des Verses ist nicht alles klar, sondern die Fragen kommen hoch.

Zum Beispiel diese: Kriegt Gott eigentlich, was er will? Wie wird er seinen Willen bekommen? Und wann fängt Gott damit an, seinen Willen durchzusetzen?

Warum ich mich das frage? Wenn ich unsere Gesellschaft anschaue, oder die Situation in der Welt, dann habe ich nicht den Eindruck, dass alle Menschen ihr Heil bei Gott suchten und sich von ihm retten lassen wollten. Auch wenn ich nicht nur unsere gegenwärtige Zeit anschaue, sondern mich mit früheren Abschnitten der Menschheitsgeschichte befasse, dann fällt meine Einschätzung nicht viel anders aus. Gut, der Gottesdienstbesuch war schon besser als jetzt, und die Kirchen hatten in der Gesellschaft zeitweise einen besseren Ruf. Aber dass alle ihr Heil bei Gott gesucht und sich selbst so eingeschätzt hätten, dass sie die Wahrheit nicht kennen würden, das scheint mir eher unwahrscheinlich.

Ist also das, was Gott will, eher Zukunftsmusik? Aber wann und wie wird Gott damit anfangen? Irgendwie nehmen die Fragen kein Ende.

Also schaue ich mir das Bibelwort noch einmal an. Und dann merke ich: Bei diesem Vers (und vielen anderen natürlich auch) geht es gar nicht darum, welche Fragen ich daran habe. Paulus erinnert seinen Mitarbeiter an die Verheißungen Gottes. Gott hat durch seine Propheten immer wieder klargestellt, dass er selbst Herr der Zeit ist und Einfluss auf die Weltgeschichte nimmt. Und auch, dass die Ablehnung Gottes durch die Menschen nicht der endgültige und unumstößliche Lauf der Geschichte sein wird.

Einer der prophetischen Beter in der Bibel hat es so in Worte gefasst: „An allen Enden der Erde wird man zur Einsicht kommen, und die Menschen werden zum Herrn umkehren. Alle Völker werden sich vor dir, Herr, niederwerfen und dich anbeten“. (Ps. 22,28)

Das entspricht in der Tat nicht unserer Wahrnehmung. Umso wichtiger ist es also, dass wir uns an diese göttliche Perspektive erinnern lassen. So macht es jedenfalls Paulus immer wieder. Nicht die augenblicklich wahrnehmbaren Ereignisse erklären uns den Plan Gottes mit seiner Welt. Vielmehr helfen uns die Verheißungen Gottes, in den Turbulenzen des Alltages nicht kopflos zu werden.

Was habe ich dann also zu tun? Jedenfalls nicht grübeln und Theorien aufstellen, ob und wie Gott sein Ziel erreichen wird – und darüber mit anderen streiten.

Paulus begründet seinem Schüler Timotheus gegenüber mit dieser Erinnerung an die Verheißungen Gottes die Aufforderung zum Gebet für alle Menschen. „So ermahne ich nun, dass man vor allen Dingen tue Bitte, Gebet, Fürbitte, Danksagung für alle Menschen. … Das ist gut und wohlgefällig vor Gott, welcher will, dass alle Menschen gerettet werden…“. Weil Gott alle Menschen am Herzen liegen und er ihre Rettung will, ist das zunächst einmal die Verpflichtung für die Gemeinden zum Gebet. Beim Gebet für alle Menschen verabschieden wir uns von dem Gedanken, dass etwas aussichtslos sein könnte, oder dass es „hoffnungslose Fälle“ gäbe.

Vielmehr üben wir uns darin, Gott zu vertrauen und uns darauf zu verlassen, dass er – trotz allem Augenschein – mit seinem Plan durchkommt. Wir stimmen uns darauf ein, in den Willen Gottes einzuwilligen.

Das also ist heute dran – statt den vielen Fragen nachzugrübeln.

 

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