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/ Wort zum Tag

Statement zur Arbeit

Kerstin Offermann über Prediger 3,22.

Es gibt nichts Besseres, als dass der Mensch sich freut bei seinem Tun, denn das ist sein Teil.

Prediger 3,22

Arbeiten zu können ist ein großes Glück. Der Tag der Arbeit heute ruft uns das ins Bewusstsein. Es ist befriedigend, etwas dazu beitragen zu können, dass unser gemeinsames Leben funktioniert: etwas herzustellen, für Ordnung zu sorgen, zu helfen, kreativ zu sein. Das ist ein großes Glück. So sieht es auch der für heute ausgeloste Bibelvers aus dem Buch des Predigers im Kapitel 3, der wirklich ausgezeichnet zu einem 1. Mai passt: Es gibt nichts Besseres, als dass der Mensch sich freut bei seiner Arbeit, denn das ist sein Teil.

Ja, wenn Arbeit so ist, dass die Menschen sich an ihr freuen können, dann ist das ein Glück und dann entspricht das Gottes Vorstellung davon, wie wir Menschen arbeiten sollen: Freude am Wirksamsein hat uns Gott zugedacht, zugeteilt.

Leider steht aber bis heute Arbeit oft nicht für Lebensfreude. Auch von der Kehrseite der Arbeit wird heute am 1. Mai die Rede sein: davon, dass Menschen vom Ertrag ihrer Arbeit nicht leben können, davon, dass Menschen ausbrennen und leerlaufen durch die Menge an Arbeit, die sie zu bewältigen haben, von der Angst, die Arbeit zu verlieren, vom Gefühl ausgeschlossen zu sein, weil man keine Arbeit finden kann. Der Kampf für eine lebenswerte Arbeit und für gerechte Arbeitsbedingungen hat uns ja erst diesen Mai-Feiertag beschert. 1886 haben Menschen auf dem Haymarket in Chicago gegen einen 12 Stunden Arbeitstag demonstriert. Leider kam es im Zusammenhang dieser Demonstration zu einem Ausufern der Gewalt, an deren Folge am 1. Mai 1886 zwölf Menschen durch eine Bombe starben und in den nächsten Tagen nochmals mindestens sechs Polizisten und eine unbekannte Anzahl an Demonstranten. Sieben der Organisatoren der Demonstration wurden in der Folge hingerichtet. So viele Menschenleben für den Kampf um faire Arbeitsbedingungen!

Und nach wie vor ist es nicht selbstverständlich, dass Arbeit und Leben zusammenpassen. Ist doch grade eben in Österreich ein Gesetz verabschiedet worden, dass den 12 Stunden Arbeits-Tag wieder ermöglicht. Nach Gottes Vorstellung ist Arbeit Teil eines lebenswerten und menschenfreundlichen Daseins. Freude ist das Ziel unseres Lebens. Ein Geschenk Gottes an uns, aber auch eine Aufgabe, die Gott uns stellt, sorgt dafür, dass Menschen unter Bedingungen leben und dass ihr selbst so lebt, dass sich Freude ausbreiten kann, in der eigenen Seele und im Leben der Menschen um euch herum. Arbeitsfähig zu sein, ist genau wie die Fähigkeit zur Erholung und zur Liebe, ein Zeichen von seelischer Gesundheit. Wenn diese drei: Arbeit, Erholung und Liebe im Leben in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander stehen, dann hat Lebensfreude eine Chance.

Und dann ist die Zusammenstellung von Arbeit und Freude tatsächlich möglich – und nicht bloß die zynische Parole eines menschenverachtenden Regimes. Was für eine Verdrehung, wenn Arbeit und Freude derart missbraucht gleichbedeutend für millionenfachen Mord werden. Das ist die Hölle auf Erden. Was Gott uns zuteilt, weist uns auf ein Echo des Himmels hier auf Erden hin, nämlich, dass es nichts Besseres gibt, als dass der Mensch sich freut bei seiner Arbeit, denn das ist sein Teil. Darum lohnt es sich, dafür zu kämpfen und sich darum zu bemühen, dass Arbeit dem Menschen dient und nicht umgekehrt.

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Kommentare (1)

Kristian Erickson /

Ich hatte vergessen, dass der Geburtsort vom ersten Mai, dem internationalenen Arbeitstag, hierzulande in Chicago, nicht in Deutschland oder gar Russland, war.
Und das vom 13. Kapitel des Predigers ermutigt mich!