/ Wort zum Tag
Startklar
Johannes Holmer über 1. Petrus 3,15.
Seid allezeit bereit zur Verantwortung vor jedermann, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die in euch ist.
In unserer Kirchengemeinde haben wir oft ein Lied von Theo Lehman und Jörg Swoboda gesungen, das mit den Worten beginnt: „Wer Gott folgt, riskiert seine Träume, setzt eigene Pläne aufs Spiel…“ Da heißt es etwas später: „Die Mächtigen kommen und gehen, und auch jedes Denkmal mal fällt. Bleiben wird nur, wer auf Gottes Wort steht, dem sichersten Standpunkt der Welt.“
Und ich habe mich einmal mehr gefragt: Was, wenn es wieder etwas kosten sollte, das Evangelium zu bezeugen? Was, wenn Menschen mich verspotten oder anfeinden? Wenn ich nicht den gewünschten Beruf ergreifen kann, wenn ich nicht den Vorstellungen der Welt entspreche, weil ich Christ bin und meinen Glauben bezeuge?
Der Apostel Petrus sagt hier in seinem ersten Brief ganz einfach: „Seid allezeit zur Verantwortung, zum Zeugnis bereit.“ Also: Seid bereit, Auskunft zu geben über euren Glauben – ohne Rücksicht darauf, dass ihr Widerspruch und Spott oder gar Ausgrenzung und Nachteile „ernten“ könntet.
Wie ist es mit einem – vielleicht nicht demonstrativen – aber doch vielleicht sichtbaren Tischgebet in einer Gaststätte? Oder wie ist es, wenn im Betrieb oder auch in der Schule über Gott und über den Glauben hergezogen wird oder Witze gemacht werden? Oder wenn Schüler in der Klasse oder Menschen in meinem Betrieb verspottet werden oder Nachteile bekommen – stelle ich mich dann deutlich sichtbar auf ihre Seite?
Oder haben die Arbeitskollegen im Betrieb oder die Schüler in der Klasse es nach zwei Jahren immer noch nicht gemerkt, dass es dort auch Christen gibt?
Ich weiß, wie schwierig es oft ist, ganz einfach „Rechenschaft“ über den Glauben zu geben, wenn niemand um mich herum meine Meinung oder meinen Glauben teilt.
Aber Petrus sagt das ja nicht, um mich unter Druck zu setzen. Aber er weiß aus eigener Erfahrung: Wenn wir diesen Mut jetzt nicht aufbringen, dann wird uns der Mut erst recht dann verlassen, wenn es wirklich einmal ernst werden sollte. Wenn wirklich unser Leben bedroht ist, weil wir an Jesus glauben. Petrus „war bereit zur Verantwortung“. Aber er musste es selbst auch erst lernen, musste Umwege gehen - und erlebte nicht nur einen warmherzigen, sondern vor allem einen barmherzigen Herrn, der ihm seine Untreue vergab und ihn sogar zur tragenden Säule der Ur-Gemeinde machte. Jesus selbst gab Petrus nicht nur einmal eine neue Chance. Jesus will mehr, als dass wir „nur“ gehorsame Nachfolger sind. Er will durch uns dieser Welt Hoffnung und Zuversicht geben. Er will, dass die Menschen durch uns hindurch IHN selbst sehen und zum Glauben an IHN finden: Jesus will durch uns der Welt zeigen, welche „Hoffnung, in uns ist“.
Kürzlich las ich folgende beeindruckende Geschichte:
„Sie bespuckten ihn, bewarfen ihn mit Dreck und wedelten mit den Fetzen seines vom Leib gerissenen Gewandes als Siegestrophäen, mit den Heiligenfiguren als den stummen Zeugen ihres Vernichtungswerkes unter der hohen Kuppel des Konstanzer Münsters. Auf dem Weg vor die Tore der Stadt musste er, der so vielen Menschen durch schlichte Verkündigung und die Übersetzung der Bibel in ihre Sprache die Erlösung gebracht hatte, eine Papiermütze mit kleinen Teufeln als Symbol des Ketzers tragen, vorbei an den aufgehäuften Schriften seines Lebenswerkes, die für unzählige Menschen zum großen Segen geworden waren und die sie nun triumphierend vor seinen tränenden Augen verbrannten. Am Abend schließlich, kurz bevor die Flammen des Scheiterhaufens seinen gemarterten Leib verzehren konnten, wandte er sich mit wahrhaft prophetischen Worten an seine Mörder: ´Heute bratet ihr eine magere Gans, doch nach hundert Jahren werdet ihr einen Schwan singen hören. Diesen werdet ihr aber weder braten noch mit dem Netz oder Schlingen fangen können`. Danach nahm ihm ein starker Rauch den Atem und er ging heim zu seinem Herrn. Einhundert Jahre später schlug ein Mann Gottes 95 Thesen an das Tor der Kirche zu Wittenberg, sein Name: Martin Luther.
Als die Apostel Petrus und Johannes nach der Himmelfahrt Jesu wahrheitsgemäß sagten:
"Wir können es ja nicht lassen, von dem zu reden, was wir von Jesus gehört und gesehen haben" (Apg 4,20) – wurden sie aufsehenerregende Zeugen. Und Jesus sagte: „Wovon das Herz übervoll ist, davon geht der Mund über" (Mt 12). Ich wünsche mir, dass diese lebendige Hoffnung, von der Petrus in seinem ersten Brief spricht, mein Herz erfüllt.
Ihr Kommentar
Kommentare (5)
Meine Erfahrung ist , dass sowohl ggü. der guten Botschaft als auch der drohenden Konsequenz zur ewigen Gottesferne nur dann gehört wird. Wenn mein Reden mit meinenTaten harmoniert. Wie in der … mehrKindererziehung Reden allein rein gar nichts bewirkt. Dein Gegenüber will überzeugendes Verhalten erleben. Dann wird Frucht daraus....
Lieber Herr Holmer, ich bin gerade auf Dienstreise in Fernost, habe mein Losungsbüchlein nicht mit und freue mich über den täglichen Zuspruch bei ERF. Gerade die Petrus-Stelle hat mich sehr berührt. … mehrDenn gestern saß sich in Malaysia am Flughafen, in einem einfachen Restaurant. Neben mir eine Chinesin. Bevor sie zulangt, blickt sie nach unten, hat da ihre Hände verschränkt, es dauert einen Moment, dann bekreuzigt sie sich noch. Mein Gebet war viel unauffälliger. Das werde ich ab heute ändern. Eine gesegnete Woche Ihnen, Ihr Christoph Ludwig, normalerweise in Dresden. PS: Einer meiner Freunde heißt Friedemann Holmer und hat mir gerade meine Vermutung verwandtschaftlicher Beziehung bestätigt :-)
Lieber Herr Holmer, danke für Ihre heutige Predigt. Sie sagten Dinge zur Verantwortung eines Chisten, die mich Jahrzehnte bewegen.
Aber - etwas Nebensächliches, was doch wichtig werden … mehrkann:
Können Sie schlicht langsamer sprechen?
Ich musste mehrfach hinhören. Es war/ist mir doch sehr wichtig.
Trotzdem nochmals Dank!
Horst K.
Vielen Dank für die sehr schöne Andacht. Beeindruckende Geschichte von dem Mann auf dem Scheiterhaufen. Können Sie mir bitte sagen, wer da verbrannt wurde und wo ich die Geschichte finde?
Herzlichen Dank.
Gottes Segen und eine gute Zeit wünscht
Fam. Huschke
Als Kinder zu DDR-Zeiten hatten die, die ihren Glauben nicht verbargen, es auch nicht leicht gehabt. Viele haben es nicht zeigen können, sind dann auch später aus der Kirche ausgetreten. Nur mit … mehreinem gläubigen Elternhaus hatte man es durchstehen können. Ich wurde auch nur einmal gefragt, ob ich Jugendweihe mitmache. Man wusste, dass weiteres Fragen sinnlos war. Ich bin dankbar dafür, dass mir die Kraft geschenkt wurde, am Glauben festzuhalten.