/ Wort zum Tag
Sprüche 3,29
Gedanken zu Losung/Lehrtext des Tages.
Trachte nicht nach Bösem gegen deinen Nächsten, der arglos bei dir wohnt.
In diesen Worten des alttestamentlichen Weisheitslehrers kommt das soziale Verantwortungsgefühl zum Ausdruck. Es ist weise, so zu handeln. Diese Weisheit kommt von Gott. „Wissen ist menschlich“, hat der Theologe Dietrich Bonhoeffer gesagt, „Weisheit göttlich“ (aus einer Skizze zu einer Wochenschlussandacht 1935). Weise ist einer dann, wenn er den Willen Gottes in den konkreten Aufgaben des Lebens erkennt. Diese Weisheit ordnet auch die Beziehung des Menschen zu seinem Nächsten. Der hier angesprochene „Nächste“ ist zuerst einmal der Bruder oder Freund aus demselben Stamm oder Volk. Aber auch der Nächste darüber hinaus ist gemeint. Im Grunde genommen ist immer der mein Nächster, der mir gerade begegnet. Also jeder Mensch, der mir heute begegnet, ist ein von Gott geliebter Mensch. Um den Umgang mit ihm geht es. Ganz nüchtern wird hier das menschliche Konfliktfeld angesprochen, das unser tägliches Miteinander betrifft. Das beste Übungsfeld dafür ist die Familie. Dort sind sich Eltern und Kinder und Geschwister untereinander direkt Nächste. Es ist ja leicht, für bessere Arbeitsbedingungen der Hafenarbeiter in Kalkutta hier in Deutschland zu protestieren. Aber nicht so leicht ist es, der Mutter oder dem Bruder in der eigenen Familie liebevoll zu begegnen.
Aber auch in anderen Beziehungen sind wir ganz eng aufeinander angewiesen. Sei es nun in der Schule oder am Arbeitsplatz. Wie wichtig ist es da, dass jeder seine Verantwortung für den anderen wahrnimmt. Dass der andere damit rechnen kann, dass ich nichts Böses gegen ihn aussinne. Und dass ich davon ausgehen kann, dass der andere mit mir nichts Böses vor hat.
Um mich im Alltagskonflikt zu bewähren, habe ich dem Unrecht zu widerstehen. Also aufrichtig und friedfertig dem anderen zu begegnen.
Wie kann ich mich davor schützen, meinem arglosen Nächsten, meinem nichtsahnenden Nächsten Böses zu tun.
Zunächst einmal dadurch, dass ich sein mir entgegengebrachtes Vertrauen nicht missbrauche. Ich stelle es mir ganz schlimm vor, wenn so etwas passiert. Ich habe von etlichen Menschen aus der ehemaligen DDR erzählt bekommen, wie engste Familienangehörige oder Freunde sie an die Stasi verraten haben - teilweise über Jahre. Zunächst mal geht es also darum, dass ich das mir entgegengebrachte Vertrauen nicht missbrauche. Nicht missbrauche durch böse Gedanken über den Nächsten oder missbrauche durch heimliche Pläne gegen ihn.
Und auch dadurch kann ich mich und meinen Nächsten schützen, in dem ich genau auf das achte, was ich über ihn sage. Der Theologe Dietrich Bonhoeffer empfiehlt zum Beispiel Christen: „Nicht über den Bruder reden! Du kannst dann nicht mehr mit dem Bruder reden!“ Das ist ein ausgezeichneter Vorschlag. Immer dann, wenn ich etwas gegen meinen Nächsten habe, mit ihm darüber zu reden anstatt hinter seinem Rücken über ihn zu reden.
Es ist eine ganz weise Empfehlung Gottes, so miteinander umzugehen. Dann können wir – wenn beide Seiten das praktizieren – ganz lange und gut und in Frieden miteinander leben.
Ihr Kommentar
Kommentare (4)
Da kann ich mich nur anschließen!!
Wenn alle daran mitarbeiten, d.h. praktische Nächstenliebe üben, kann es gelingen.
Nur wenn das Gegenüber nicht mitmacht, kann man "nur" beten, dass Gott diese Sache zurecht bringt.
vielen Dank für diese guten Gedanken. Liebe leben und nicht nur davon reden darauf kommt es an. In Hauskreisen und Gemeinden wird viel geredet. Der Nächste wird oft übersehen und man rühmt sich, was … mehrman alles tut für den "Übernächsten". Hier eine Spende und dort, jetzt reicht es. Ich habe mein Soll erfüllt!! Getröstet wird der Nächste durch Gebet und Vorschläge zur Selbsthilfe. Und es wird gesagt und geglaubt, wenn Gott dann mit dir ist geht es aufwärts (sonst abwärts)!!. So habe ich es selbst erlebt. Aber so ist es nicht mit Gott!! Diese Leute sagen, man soll seine Sicherheit nicht in GEld oder überhaupt in finanzieller Absicherung suchen, sondern bei Gott. Sie selbst aber suchen ihre Sicherheit in finanzieller Absicherung und hüten ihren Schatz sehr, geben ungern davon ab, weil sie eben nicht darauf vertrauen, dass Gott ihnen dreifach ersetzt, was sie bereit sind dem Nächsten(Bedürftigen) zu opfern und damit Gott. Sie predigen Vertrauen, aber haben selbst keines...wie unglaubwürdig!!
Vielen Dank für diesen Text. Mich beschäftigt dieses Thema seit mehreren Wochen aber es nahm seinen Anfang mit dem 2. Losungsvers. "Die Liebe verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das … mehrIhre"
Ich war an einem Punkt: Und wer kümmert sich um mich??? Ich kümmer mich um so viele und vieles. Dann begneten mir die Verse: wer mir nachfolgen will verleugne sich selbst... und das 2.Gebot: seinen Nächsten lieben wie sich selbst.
Da habe ich im Moment viel zum Nachdenken und immer wieder erreicht mich in einem Buch in einer predigt der TExt meiner Frage:
und wer kümmert sich um mich,.
Aber ich glaube um den Inhalt Ihrer Auslegung leben zu können gehören diese o.g. Verse dazu und es ist ein weites schwieriges Lernfeld. Aber seit gestern versuche ich mir zu verinnerlichen:
Jesus sagt: ich weiß wo du bist, ich weiß wie es dir geht, ich weiß was du brauchst. Und wer soll sich besser um mich kümmers als ER???
Und wer außer IHM kann uns befähigen so zu leben, dass wir andere lieben können, uns um sie kümmern können, ohne selber leer zu laufen.
Ich finde es sehr spannend mich mit dieser Thematik zu beschäftigen weil sie wirklich den ganzen Alltag und jeden Lebensbereich betrifft.
Ich wünsch mir und allen Lesern, dass wir aus Gottes Gnade in der Liebe zum nächsten wachsen und immer mehr in der Lage sind, uns hintenan zu stellen.
Nachdenkenswert und beherzigenswert! Danke, auch für Ihre Lieder, danke!