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/ Wort zum Tag

Spitzenposition

Hans-Georg Filker über Matthäus 23,11.

Wer ist die Beste? Der Schönste? Die Schnellste? Der Fitteste? Die Einflussreichste? Der Klügste, der … oder …die. Wer hat das Sagen? Mit wem ist nicht gut Kirschen essen?

Für Vieles gibt es heute ein Ranking. Wo stehst Du? Wo stehen Sie? An der Spitze? Im Mittelmaß? Mit viel Entwicklungspotential – also ziemlich weit unten?

Spitzenpositionen sind gefragt, begehrt. Die Karriereleiter soll Stufe für Stufe nach oben erklommen werden. Einflussreich werden, anführen, leiten, vorne bzw. oben mitspielen, das ist wichtig.

Solche Fragen prägen unseren Alltag und bestimmen oft die berufliche Wirklichkeit. Aber auch in unseren Familien und Verwandtschaften spielt das manchmal eine Rolle. Das Vergleichen mit anderen verbindet sich je nach dem noch mit Stolz oder mit Neid.

In Kirchen, christlichen Gemeinden und Gemeinschaften findet man das genauso wie in Sportvereinen, in der Musik und natürlich in der Politik.

In großer Offenheit wird auch in der Bibel darüber berichtet. Aus dem engsten Kreis um Jesus, also dem Kreis seiner Freunde wird eine makaber anmutende Situation geschildert. Als Jesu einmal ein persönliches, ernstes, existentielles Thema anspricht, nämlich sein bevorstehendes Leiden und Sterben, haben einige Jünger nichts Besseres zu tun, als sich um die Spitzenplätze und die Rangordnung im Jüngerkreis zu streiten. Nicht genug damit: an Peinlichkeit nicht zu überbieten, taucht eine Turbomama, die Frau eines gewissen Zebedäus auf, die für zwei ihrer Söhne bei Jesus persönlich vorspricht, um ihnen einen Spitzenplatz im Reich Gottes zu verschaffen.

Und Jesus? Wie reagiert er? Welche Kriterien legt er für eine positive, gewinnende Haltung in seinem Umfeld an? Loyalität? Hingabe? Gehorsam? Opferbereitschaft? Wer ist für ihn Top?

Jesus sagt: „Der Größte unter euch soll euer Diener sein“. Das ist ein Hammer! Damit stellt er die herkömmliche Rangordnung auf den Kopf. Und das ist kein einmaliger Ausrutscher. Im Gegenteil: so sieht die neue – wenn man das so sagen kann – Rangordnung im Reich Gottes aus. Die Gaben, die Energie, die Möglichkeiten, die wir haben, sind für andere einzusetzen. Dienen statt Herrschen, um das kurz und knapp auszudrücken.

Das ist Jesu Option, ein provozierendes, aber attraktives Modell. Wenn es funktioniert, haben alle etwas davon.

Ist das weltfremd? Im Gegenteil: bis in unsere politische Ordnung hinein hat es Widerhall gefunden. Die Amtsbezeichnung „Minister“ ist die lateinische Übersetzung von „Diener“. Er oder sie soll der Gemeinschaft dienen. An seiner oder ihrer Seite stehen Staatssekretäre“ und Staatssekretärinnen“. Es gelingt, wenn Funktion und Haltung zusammenfinden. Missbrauch ist leider auch hier nicht auszuschließen! Aber aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass viele „Staatsdiener“ das sehr bewusst leben und ernst nehmen.

Aber kommen wir zu uns selbst. Ich frage ganz direkt: wann hat die Aufforderung Jesu zum Dienen das letzte Mal konkret unsere eigene Haltung verändert?

Wohlgemerkt: das ist kein Nebenschauplatz christlicher Existenz, sondern hier geht es um eine zentrale Aussage des christlichen Glaubens. Jesus selbst ist diesen Weg vorangegangen. Er ist gekommen, nicht um zu beherrschen, sondern um uns Menschen zu dienen. An ihm sollen und können wir uns orientieren.

Vermutlich haben wir alle hier noch ein großes Lernfeld vor uns. Es eröffnet eine neue Perspektive für unseren Alltag mit Konsequenzen für uns selbst und es kann eine Segens-Spur für andere legen.

Sie möchten noch tiefer in die Bibel eintauchen? Wir empfehlen unsere Sendereihe:

Anstoß

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Kommentare (2)

Siegfried s. /

Danke, hans-georg, für das wort zum tag heute (17.8.)
Es ist mir eine freude, dich zu hören.
Bleib behütet!!
Gruss von siegfried aus wuppertal.

Sabine /

Wieder lässt mich Ihr anschauliches, kluges Wort zum Tag froh in den Tag starten, Herr Filker. Vielen Dank dafür.