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/ Wort zum Tag

„Sieh her!“

Martin Hüfken über Offenbarung 21,3.

Siehe, die Wohnung Gottes bei den Menschen! Er wird bei ihnen wohnen, und sie werden seine Völker sein, und Gott selbst wird mit ihnen sein, ihr Gott.

Offenbarung 21,3

Johannes, der dies aufschrieb, war der damals letzte, noch lebende Jünger und Zeitzeuge, aus dem Leben von Jesus. Er war von Kaiser Domitian auf die Insel Patmos verbannt worden, vor der Westküste Kleinasiens, im Gebiet der heutigen Türkei gelegen.                                                                               
Die tröstlichen Worte, die er verfasste, ermutigten die im römischen Reich verfolgten Christengemeinden. Ermutigend waren und sind sie, weil er von Gott eine solche Einsicht geschenkt bekam, die seinen Horizont erweiterte.

Der Horizont, sagen wir, ist die in der Ferne liegende, scheinbare Linie, wo sich Himmel und Erde berühren.  Keine schlechte Idee, wenn der Himmel die Erde berühren würde, oder? Wenn mein irdischer, erdiger Alltag von etwas berührt wird, was mir Sinn und Hoffnung gibt.

Johannes wird von Gott aufmerksam gemacht: „Sieh her“.  Was er gezeigt bekommt, ist etwas ganz Besonderes. Gottes Wohnung ist bei den Menschen. Ich finde die Ansicht aus zwei Gründen so besonders.

1. Menschlich gesehen lag es damals und liegt es heute viel näher zu behaupten, Gott ist bei den Menschen ausgezogen. Bei so viel Gottlosigkeit und Gottvergessenheit, fällt es damals wie heute schwer, der Gottes Gegenwart zu vertrauen. Ist Gott wirklich bei den Menschen eingezogen? Dann ist er näher als ich denke?

2. Würde ich mir an Gottes Stelle sehr gut überlegen, ob das gut ist, was er von sich sagt: Bei den Menschen leben wollen? Wer in so eine Gemeinschaft eintritt, muss damit rechnen, nicht willkommen zu sein. Und zu so einer Gemeinschaft dazu gerechnet zu werden, wirft am Ende womöglich kein gutes Licht auf Ihn. Ungeachtet dieser beiden Einwände bekommt Johannes den Auftrag: “Sieh her“. Es ist so. Gottes Wohnung ist bei den Menschen. Mit seinem Sohn Jesus hat er das ausdrücklich zu seinem Anliegen erklärt. Gott will bei den Menschen sein. Die Völker gehören zu ihm und es soll zusammenwachsen, was zusammengehört. „Gott selbst wird als ihr Gott bei ihnen sein“. Es mag noch nicht so scheinen, aber es wird so werden. 

„Hör mir auf mit dieser Schönrederei. Vertröstung aufs Jenseits ist das, sonst nichts. Worte aus einer anderen Welt, nur weil man hier, mit dieser Welt nicht mehr klarkommt.  Das ist doch alles Humbug, Selbsttäuschung.“

Hin und wieder höre ich von Zeitgenossen solche Gedanken. Ja, – es sind Worte von einer anderen Welt, von Gottes neuer Welt. Und? Was, wenn es doch wahr wäre, dass das Ende meines Lebens und das Ende meiner Welt, nicht DAS ENDE ist? Egal, wieviel ich schon zu Grabe tragen musste, oder wie viele Träume ich noch zu beerdigen habe: weder die ewige Dunkelheit noch das endlose Nichts, sondern der neue Himmel und die neue Erde ist das Ziel. Da wird alles ganz anders sein, als ich es in meiner Wirklichkeit erlebe. Ich stoße immer wieder an die Grenze der Liebe – und es entsteht Einsamkeit, an die Grenze des Lebens – und erlebe Krankheit und Tod;  an die Grenze der Freude – und Tränen bestimmen meinen Alltag; an die Grenzen des Friedens – und aggressive Machtbesessenheit greift um sich.                                   

„Gott wird abwischen alle Tränen und das Leid wird nicht mehr sein“, schreibt Johannes. Ich muss das ja nicht glauben, wenn ich es nicht will. Aber: - bin ich denn dann glücklicher, ist die Welt friedlicher, die Menschheit besser, wenn ich so täte, als wäre Gottes Trost nichts wert? Johannes bekommt gesagt: „Sieh her.“ Und er getraut sich dort hinzusehen, wo der Himmel die Erde berührt. Dieser neue Horizont, gibt seinem Dasein in der Verbannung die Kraft der Hoffnung. Als ein Getrösteter, kann er die Trostlosen erreichen.  Dieser Auftrag geht weiter, weil der Himmel die Erde berührt. Johannes weiß das, weil er Jesus erlebt. Von ihm hat Johannes erkannt, ja, Jesus wohnt unter uns, - und es ist herrlich, dies zu sehen.

 

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Kommentare (3)

Marie-Luise Z. Griechenland /

Danke fuer Ihre guten Worte des Trostes. Aber Patmos gehoert zu Griechenland
und nicht zur Tuerkei.

Ursula S. /

Ja, diese Grenzerfahrungen sind es, die das Leben nicht immer leicht machen.
Trotz allem bleibt mir diese Zuversicht: Dennoch bleibe ich stets an dir...
Vielen Dank für Ihren guten gedanklichen Anstoß!

Michael /

Vielen Dank für dieses Wort zum Tag, ich werde es meinem Bibelgesprächskreis schicken, weil die sich vor der Apokalypse so fürchten. Vielleicht ermutigt es einen, dass wir vielleicht doch in ein paar Monaten uns an dieses geheimnisvolle Buch machen.