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/ Wort zum Tag

Römer 14,1

Gedanken zu Losung/Lehrtext des Tages.

"Den Schwachen im Glauben nehmt an und streitet nicht über Meinungen."

Römer 14,1

Das Bibelwort für heute steht im Römerbrief, Kapitel 14, im ersten Vers:
„Den Schwachen im Glauben nehmt an und streitet nicht über Meinungen.“ Hört sich gut an, oder? „Streitet nicht!“, schreibt Paulus. Wir nicken und denken jetzt vielleicht schnell an all die, denen wir das auch sagen möchten: Streitet nicht, ihr Kollegen, wer heute die Teeküche putzt. Streitet nicht, ihr Eheleute, wer den Müll runterträgt. Streitet nicht, ihr Geschwister wegen der paar Euro beim Erben. Manchmal werden Kleinigkeiten durch Streit zu ziemlich großen Klötzen, und die versperren dann den Weg zueinander.
Was meint Paulus dazu? Er schreibt in einen konkreten Konflikt hinein. Den gab es unter den Christen in Rom. Einige von ihnen lehnten den Genuss von solchem Fleisch ab, das vorher als Opfer irgendwelchen Göttern geweiht war. Sie achteten auf Speiseregeln, auch auf Feiertage und Fastenzeiten. Andere, vermutlich die größere Gruppe in der Gemeinde, lehnten solche Vorschriften ab; in ihren Augen hängt das Christsein nicht an Äußerlichkeiten. So stoßen in der multikulturellen, aus früheren Heiden und Juden zusammengeführten Gemeinde Meinungen aufeinander. Die einen werfen den anderen engstirnigen Glaubensgehorsam vor - oder umgekehrt zu viel Glaubensfreiheit. Im Römerbrief Kapitel 14 und 15 kann man das nachlesen.
Wie entscheidet Paulus? Er unterscheidet drei Ebenen – und es ist gut, wenn wir diese Ebenen bei Konfliktlösungen beachten.
Die erste Ebene ist die sachliche: Paulus gibt erstmal denen Recht, die sagen: Wir dürfen ruhig das Fleisch aus Götzentempeln essen. Wir gehören schließlich dem Herrn und nicht irgendwelchen Mächten. Wir dürfen auch ein Glas Wein genießen. Christus hat uns von gesetzlichen Reinheitsvorschriften befreit. Denen, die so reden, stimmt Paulus zu. Er nennt sie „die Starken“.
Aber Paulus schreibt nicht: So, meine Meinung gilt, damit basta. Sondern – und das ist die zweite Ebene – ich nenne sie die Ebene des weiten Herzens – Paulus schreibt: „Jetzt streitet nicht über Meinungen“. Im Griechischen steht für „Meinungen“ das Wort „dialogismoi“ – das sind Themen, über die ihr im Dialog bleiben könnt und sollt. Unterschiedliche Ansichten sind möglich. In manchen Gemeinden heute streitet man sich über Kleidung, Musikstile, liturgische Formen oder über Finanz- und Immobilienfragen. Da darf es Meinungen geben. Habt da ein weites Herz, will Paulus sagen. Und zwar deshalb, weil Christus auch ein weites Herz für uns hat. „Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat“, so bringt es der Apostel auf den Punkt. Konkret: Ihr Christen in Rom: wenn manche - Paulus nennt sie die „Schwachen im Glauben“ – wenn die sich am Götzenopferfleisch stören, dann sollen die anderen, die Starken, eben auch darauf verzichten. Kommt ihnen entgegen. Lasst euch nicht von vorläufigen und manchmal sehr zweitrangigen Dingen auseinander bringen. Streitet nicht darüber. Das ist die Konfliktlösungsebene des weiten Herzens.
Davon – das ist die dritte Ebene - davon unterscheidet Paulus an anderen Stellen Glaubensgrundaussagen, in denen wir „fest bleiben“ sollen. Dass Christus für uns kam, für uns starb und auferstand, das zählt Paulus nicht zu den „dialogismoi“, zu den Meinungen, sondern zum Glaubensgrund, genauso die Gebote der Gottes- und Nächstenliebe. Toleranz darf nicht Wahrheit verdrängen. Darüber zu ringen – das ist manchmal nötig und richtig. Aber es braucht immer neu die Weisheit des Heiligen Geistes zu unterscheiden, was zur Breite von möglichen Meinungen gehört und was zum Grund des Christseins. Wobei auch hier gilt: „Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Lob.“
 

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