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/ Wort zum Tag

Psalm 86,16

Gedanken zu Losung/Lehrtext des Tages.

"Wende dich zu mir und sei mir gnädig; stärke deinen Knecht mit deiner Kraft und hilf dem Sohn deiner Magd!"

Psalm 86,16

Die Redaktion des NACHTCAFés hat mich vor ein paar Wochen zum Südwestrundfunk eingeladen. Moderator Wieland Backes fragte mich, »Haben sie es nie bereut, ihren Gewinn bei »Wer wird Millionär?« einfach so weggegeben zu haben?«

Ich konnte darauf ganz ehrlich sagen: »Nein, nie.« Folgendermaßen erklärt sich das: Ich habe ja gar nicht gewonnen. Unser Gott hat mich losgeschickt, von seinem Konto Geld abzuheben. Das sollte ich dann an einen von ihm vorher bestimmten Platz bringen. Das ist eine ganz normale Botentätigkeit. Sollte es nun ein Bote bereuen, dass er einen Auftrag ausgeführt hat? Dann wäre er ja ungeeignet für diese Aufgabe.

Natürlich habe ich, wie andere auch, Fantasien. Ich habe sogar eine sehr lebhafte Fantasie. Ich kann mir viele Dinge vorstellen, die man mit einem sechsstelligen Betrag anfangen könnte. Aber Martin Luther wird gelegentlich mit einem Satz zitiert, der zu solchen Fantasien passt: »Du kannst nicht verhindern, dass dir die Vögel auf den Kopf machen. Aber du kannst verhindern, dass sie in deinen Haaren Nester bauen.«

Also, wenn es um meinen Quizgewinn geht, bin ich nicht in Versuchung meine Verhaltensweise zu bereuen. Ich möchte ja als brauchbarer, als zuverlässiger Bote Gottes auftreten. In anderen Fällen brauche ich dagegen schon zusätzliche überirdische Unterstützung. Zum Beispiel dann, wenn es darum geht, Frieden zu stiften, barmherzig zu sein oder Beleidigungen um Gottes Willen zu ertragen.

Am wirkungsvollsten, um Gedanken abzuwehren, die ich nicht in mir sesshaft werden lassen will, erlebe ich das Gebet. So wird es vom Psalmbeter vorgemacht, der Gott anruft: »Wende dich zu mir und sei mir gnädig; stärke deinen Knecht mit deiner Kraft!» So zu reden mit Gott und auf ihn hören, das ist ein wirksames Rezept. Sobald mir eine Schwäche bewusst wird, rufe ich nach Hilfe. Wenn mir klar wird, in einer Klemme zu stecken oder auf eine Engstelle des Lebens zuzutreiben, schreie ich wie ein Kind. Ich bin und bleibe ja ein Kind, dem Vater gegenüber. Unangemessen klein mache ich mich damit nicht. Ich kann zu meiner Bedürftigkeit stehen. Größe bloß zu behaupten das brauche ich nicht.

Der Rat an seine Schüler, sich dem himmlischen Vater gegenüber wie Kinder einzustellen, geht ja auf Jesus, den Christus, selbst zurück. Wem dies als erwachsener Mensch unangemessen vorkommt, wer sich nicht gerne so klein macht, wie ein Kind es kann, der mag sich eventuell mit einem anderen Bild der Bibel leichter tun. Ich meine das Bild vom Abgesandten, dem Apostel. Dieser Erwachsene tut auch nichts aus eigener Macht, so wenig wie ein hochgestellter Diplomat.

Ich werde, ob ich mein Gottes-Verhältnis nun als Kind verstehe oder als Abgesandter, nicht zu einem geknechteten Sklaven. Aber ich kann mich auch nicht über das Selbstverständnis Jesu Christi erhaben fühlen. Dem Gottes- und Menschensohn bricht kein Zacken aus der Krone, wenn er sich hinter seinen und unseren Vater einordnet und (Joh. 5,19) erklärt, nichts von sich aus zu tun, sondern das nachzumachen, was er am Vater wahrnimmt.

Mein Auftraggeber macht mich auch nicht fertig, obwohl ich seine Anweisungen unvollständig ausgeführt habe. Ich hätte ja nicht nur 125.000 sondern 500.000 Euro gewinnen sollen. Gott hat mir die richtige Antwort eingegeben dafür. Auf dem letzten Meter habe ich aber schlapp gemacht, mir fehlte etwas die Orientierung: Wo kommt diese Stimme her in mir? Trotzdem umarmt der Vater mich und stärkt mich wieder.

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