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/ Wort zum Tag

Psalm 69,33

Gedanken zu Losung/Lehrtext des Tages.

Die Gott suchen, denen wird das Herz aufleben.

Psalm 69,33

Ein Wort des Trostes, der Zuversicht, der Ermutigung. Das hätte man gar nicht erwarten können nach dem, wie der Psalm begonnen hat. Da klagt David Gott seine ganze Not, seine ganze Verzweiflung. Er ist am Ende. Die Enttäuschungen sind zu groß; das geht alles über seine Kraft. In bewegenden Bildern gibt er Einblick in seine Seele. Ich will nur ein paar Verse lesen:

Gott, hilf mir! Denn das Wasser geht mir bis an die Kehle. Ich versinke in tiefem Schlamm, wo kein Grund ist; ich bin in tiefe Wasser geraten, und die Flut will mich ersäufen. Ich habe mich müde geschrien, mein Hals ist heiser. Meine Augen sind trübe geworden, weil ich so lange warten muss auf meinen Gott.

Ich bin froh, dass solche Passagen in der Bibel stehen. Da kriegen wir mit, wie Menschen in ihrer Not und Verzweiflung vor Gott klagen, ja ihn zum Teil auch anklagen, weil sie nichts mehr auf die Reihe kriegen. Das ist für mich in meinem Glaubensleben befreiend, ja tröstend gewesen. Denn das macht mir bewusst: Ich stehe mit meinen Fragen nicht alleine da. Ich kann alles, was mich ausmacht, vor Gott rauslassen. Ich brauche kein Blatt vor den Mund zu nehmen, wenn ich mit Gott rede.

Ich weiß, manche verbieten sich, so mit Gott zu reden. Sie verdrängen z. B. die Fragen, leiden still vor sich hin, wagen es nicht, Anfragen und Zweifel zuzulassen. Manche finden das sogar unerhört: So darf man mit Gott nicht reden, sagen sie, er ist der Herr, und wir haben alles aus seiner Hand zu nehmen, egal, was kommt. So wie es in einem bekannten Lied im Gesangbuch heißt: „...und auch in den schwersten Tagen niemals über Lasten klagen, denn durch Trübsal hier geht der Weg zu dir ...“ Nein – ich will über Lasten klagen dürfen, wenn sie mir zu schwer werden. Ich werde mir das nicht verbieten lassen. Und die Psalmen zeigen mir, dass das möglich ist.

Ich kenne solche Situationen der Anfechtung auch und habe sie schon so manches Mal durchlebt.

Vor einigen Jahren gab es kurz hintereinander einige herbe Schicksalsschläge in meiner Gemeinde. Besonders hart hat mich der plötzliche Herztod eines dynamischen, kreativen jungen Mitarbeiters getroffen, dessen väterlicher Freund und Seelsorger ich war.Es war eine der schwersten Beerdigungen, die ich durchführen musste. Ich habe nicht verstanden, warum Gott einen jungen Menschen, der in so großer Hingabe an Jesus gelebt und so viel für ihn bewirkt hatte, abberufen hat. Da habe ich vor Gott all meine Verzweiflung heraus geweint, habe ihn angeklagt, ja angeschrien. Als ich nach der Beerdigung wieder einmal ziemlich fertig war und mich eine ganz tiefe Trauer überfiel und mir die Tränen nur so runter liefen, kriegten das zwei damals 16-jährige Jungs mit. Sie kamen auf mich zu, legten ihren Arm um meine Schultern und sagten: "Herbert, jetzt erst recht." Ich fragte: "Was?“ Und sie sagten: „Bei Jesus bleiben.“ Und ich spürte: Genau das ist es! ... bei Jesus bleiben ... auf Jesus sehen ... sich an Jesus festklammern, gerade in dunklen Stunden. Was bliebe denn sonst? Den Glauben wegschmeißen? Ich spürte in all meinem Kummer plötzlich eine tiefe Geborgenheit, eine große Wärme in meiner Seele. Ich erlebte: Die Gott suchen, denen wird das Herz aufleben. Ganz unspektakulär, aber doch sehr wirksam. Eine Erfahrung, die ich bis heute als kostbaren Schatz in mir trage.

Sicher, manchmal stellt sich der Trost nicht sofort ein, vielleicht sogar erst nach längerer Zeit. Und vielleicht ist das auch nicht ein Trost, in dem alle Fragen beantwortet oder zur Ruhe gekommen sind. Ja, vielleicht ist es ein Trost unter Tränen. Oder so ausgedrückt: ... sind es getröstete Tränen ... weil von Gott gesehen und aufgehoben, wie es im Psalmwort heißt: „Du sammelst meine Tränen in deinen Krug, ohne Zweifel – du zählst sie.“ Doch, es ist zu erfahren: Die Gott suchen, denen wird das Herz aufleben.

Ich wünsche Ihnen diese spürbare Nähe Gottes, gerade wenn Sie traurig und verzweifelt sind.
 

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Anstoß

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Kommentare (3)

Bernd S. /

Danke, Bruder !

Joachim Seule /

Es ist eine Andacht die sehr zu Herzen geht.
So richtig aus dem Leben. Der Autor gewährt sehr persönliche Eindrücke in sein Leben.
Es ist selten - aber ausgesprochen gut und wichtig. vielen Dank.

Hanni /

Ganz herzlichen Dank für diese ermutigenden und tröstenden Worte. Sie haben mir sehr geholfen