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/ Wort zum Tag

Psalm 51,20

Gedanken zu Losung/Lehrtext des Tages.

Diese bittere Selbsterkenntnis stammt vom Philosophen Friedrich Nietzsche: „Das habe ich getan, sagt mein Gedächtnis. Das kann ich nicht getan haben, sagt mein Stolz. Und endlich gibt mein Gedächtnis nach.“ Diese bittere Selbsterkenntnis stammt vom König und Dichter David: „Gott sei mir gnädig nach deiner Güte und tilge meine Sünden nach deiner großen Barmherzigkeit. Wasche mich rein von meiner Missetat und reinige mich von meiner Sünde.“ Mit diesen Worten beginnt sein berühmter Psalm 51. Monatelang hatte er es, wie später Friedrich Nietzsche, versucht und sich eingeredet: „Das kann ich nicht getan haben.“ Dann aber hatte ihn der Prophet Nathan überführt und seinen Selbstbetrug, seinen Menschenbetrug und seinen Gottbetrug schonungslos aufgedeckt. Er hatte sich genommen, was ihm nicht zustand. Und er hatte den erbarmungslos aus dem Weg geschafft, der sich ihm hätte in den Weg stellen können: Uria.

Nun aber ist alles aufgedeckt und David beschönigt nichts mehr. Er betet: „Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz und gib mir einen neuen beständigen Geist. Verwirf mich nicht von deinem Angesicht und nimm deinen Heiligen Geist nicht von mir.“ Und Gott erhört sein Gebet. Zwar muss das erste Kind, das aus der Beziehung mit Batseba hervorgeht, sterben, aber später wird Batseba die Mutter des neuen Königs Salomo. Gott vergibt. Gott macht den Weg zu einem kompletten Neuanfang frei. So leuchtet schon hier mitten im Alten Testament das Evangelium der Gnade und Barmherzigkeit unseres Gottes auf.

Der große Bußpsalm Davids endet überraschend. „Tu wohl an Zion nach deiner Gnade. Baue die Mauern zu Jerusalem.“ Manche nehmen an, dass die letzten Verse dieses Psalms viele 100 Jahre später nach der Rückkehr aus dem babylonischen Exil hinzugefügt worden sind. Das würde dann anzeigen, dass das ganze Volk Israel sich schuldig bekannt hat. Aber ich könnte mir vorstellen, dass auch diese Verse aus der Feder Davids stammen. Denn wenn einer Gott seine Schuld bekannt hat und wenn er taumelnd vor Freude Gottes Vergebung angenommen hat, dann bekommt er plötzlich auch einen neuen Blick für die anderen. Dann bekommt er einen neuen Blick für die Welt, in der er lebt und für die er verantwortlich ist. Es geht nie nur um mich. Es geht nie nur um meine Familie. Es geht nie nur um meine Gemeinde. Es geht Gott immer auch ums Ganze. Es geht Gott immer auch um die ganze Welt. So ist dieser Psalm dann nicht nur ein individuelles Schuldbekenntnis. Es taugt auch als nationales Schuldbekenntnis, als Schuldbekenntnis der Welt, die sich von Gott abgewandt hat und deren selbst gewählte Wege sich inzwischen mehr und mehr als Sackgassen erweisen.

In den letzten Jahren sind immer wieder Christen nach Israel und nach Polen gefahren, haben sich dort auch zu der Schuld ihres Volkes bekannt und Gott und Menschen um Vergebung gebeten. Und gerade in Israel hat mancher sicherlich auch diesen Satz immer wieder gebetet: „Tu wohl an Zion nach deiner Gnade.“ An Zion, an diesem zentralen Berg Jerusalems also und damit an ganz Israel. Lassen Sie uns Gott auch immer wieder für unser eigenes Land bitten und für die Welt, in der wir leben. Tu wohl an unserem Land. Tu wohl an dieser Welt. Um der Gnade willen, die du schon David erwiesen hast. Und von der wir alle bis heute leben.
 

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