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/ Wort zum Tag

Psalm 44, 27

Gedanken zu Losung/Lehrtext des Tages.

Mache dich auf, hilf uns und erlöse uns um deiner Güte willen!

Psalm 44, 27

„Gott, wir haben mit unseren Ohren gehört, unsere Väter haben’s uns erzählt, was du getan hast zu ihren Zeiten, in alten Tagen…“. So fängt der 44. Psalm an, der auf die levitische Sippe der sogenannten Söhne Korach zurückgeht. Ausführlich wird dann im weiteren Verlauf des Psalmliedes zuächst dargelegt, wie Gott in früheren Zeiten gehandelt und immer wieder in die Geschicke seines Volkes eingegriffen hat. Das Loblied auf die Fürsorge, Hilfe und spürbare Gegenwart Gottes hat in den ersten 9 Versen schon fast etwas Überschwängliches.

Aber dann wechselt die Stimmungslage urplötzlich und verkehrt sich ins Gegenteil. Die Psalmbeter beklagen nun mit ebensolchem Nachdruck, dass diese „alten Tage“ der Nähe und des offenkundigen Handelns Gottes gänzlich vorbei und Vergangenheit zu sein scheinen. In der Zwischenzeit ist alles ganz anders geworden. So völlig anders - aus der Sicht der Verfasser – dass sie völlig verunsichert sind.

 „Warum verstößt du uns“, fragen sie, warum lässt du uns fliehen, gibst uns dahin – ja, „du verkaufst dein Volk um ein Nichts“, heißt es in Vers 13. Was ist nur los, Gott? Hast du dein Volk verstoßen? Warum schweigst du Warum greifst du nicht ein? Wir können uns beim besten Willen keinen Reim darauf machen. Wir haben uns nichts zu Schulden kommen lassen. „Unser Herz ist nicht abgefallen noch unser Schritt gewichen von deinem Weg“, sagen sie. Was also ist hier los?

Haben wir uns etwa in der Vergangenheit getäuscht? Stimmt das womöglich gar nicht, was uns die Väter erzählt haben? Die großen Taten Gottes von früher: alles nur schöne Kindergeschichten? Gut für eine Morallektion, aber ohne Wirklichkeitsbezug?

Hier geht es ans Eingemachte. Handfeste Zweifel bestimmen den weitaus größten Teil des 44. Psalms –zumindest zwischen den Zeilen - und ich kann die Verfasser dieses Klageliedes gut verstehen. Auch mir ist dieser Vergleich und vor allem sein Ergebnis nicht fremd. War das früher nicht alles anders mit meiner Gottesbeziehung? Da war sicher auch nicht alles Gold, was glänzt und natürlich verklärt der Blick nach Hinten immer etwas die wahren Verhältnisse. Trotzdem habe ich manchmal den Eindruck, damals sei Gott spürbarer und hörbarer gewesen in meinem Leben. Vielleicht kennen Sie das auch? Und genau wie die Söhne Korach damals können Sie sich auch nicht erklären, woran es liegen könnte, dass so viel Distanz in ihrer Gottesbeziehung entstanden ist. Gott schweigt und kümmert sich scheinbar nicht mehr um uns. Wir fühlen uns alleingelassen und ausgeliefert und fangen an zu zweifeln und am Ende sogar, Gott anzuklagen. Den Verfassern unseres 44. Psalms geht das so. Irgendwann (im Vers 23) werfen sie Gott vor: „Um deinetwillen werden wir täglich getötet und sind geachtet, wie Schlachtschafe. Wache auf, Herr! Warum schläfst du? Werde wach und verstoß uns nicht für immer!“

Natürlich schläft Gott nicht. Im 121. Psalm wird das sogar ausdrücklich betont. Dort heißt es vom „Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat: „… der dich behütet, schläft nicht. Siehe, der Hüter Israels schläft und schlummert nicht!“ Nein, Gott lässt seine Leute nicht im Stich, er hat sein Volk damals, Sie und mich nicht verstoßen und wenn er zeitweise schweigt, dann hat er seine Gründe, auch wenn wir sie weder erkennen, noch verstehen können.
Die Verfasser unseres 44. Psalms breiten ihre Verzweiflung in aller Offenheit vor Gott aus, aber sie bleiben nicht stehen beim Lamentieren, sondern machen aus ihrer Not einen Hilfeschrei, ein Gebet. „Mache dich auf, hilf uns und erlöse uns um deiner Güte willen!“  Gott, wir verstehen nicht, warum es im Moment gerade so läuft, wie es läuft. Wir können nicht erkennen, wo und was das Problem ist, aber wir bitten darum, dass du uns nicht fallen lässt, sondern die Initiative ergreifst, zu deiner Zeit uns herauszulösen aus den Zweifeln und endlosen Fragen und uns wieder deine Gegenwart, dein Reden und Handeln erleben lässt.  Mache dich auf, hilf uns und erlöse uns um deiner Güte willen!

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Kommentare (1)

Roesger /

"Wir fühlen uns alleingelassen und ausgeliefert und fangen an zu zweifeln und am Ende sogar, Gott anzuklagen."
Vielleicht mal folgende Frage überdenken:
Gott fühlt sich alleingelassen wenn er mehr