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Psalm 18,30

Gedanken zu Losung/Lehrtext des Tages.

„Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen.“

Psalm 18,30

Ich erlebe das menschliche Leben wie einen Hindernislauf. Da gibt es die Abschnitte, auf denen der Weg in der Ebene verläuft. Alles geht glatt. Alles läuft fast wie von selbst. Doch dann stehen Hindernisse im Weg. Probleme türmen sich auf. Manchmal muss ich einen Graben überwinden oder ich stehe an einem Grab. In diese Lebenssituation hinein heißt es im Psalm 18: „Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen.“
Vielleicht kennen auch Sie die Mauer der Trauer. Je älter ich werde, umso eher erfahre ich : Gott nimmt mir einen geliebten Menschen. Ein Teil des eigenen Lebens wird begraben. Ein nie gekannter Schmerz ergreift mich. In der Seele schmerzt es. Vielleicht fühle ich mich von Gott benachteiligt. Kurt Marti nimmt diese Wirklichkeit in einem Gedicht auf. Es trägt den Titel „Stachel“:
Es lobt die Lust eines Vogels
im Sturzflug den Falter zu pflücken
den Vater aller Geschöpfe
lobt der Falter ihn auch?

Es lobt die Lust einer Katze
im Spiel das Mäuschen zu killen
den Gott allen Lebens
lobt das Mäuschen ihn auch?

Es lobt die Lust eines Seesterns
das Muscheltier lebendig zu schlürfen
den Lenker aller Geschicke
lobt das Muscheltier ihn auch?
Wenn der Tod uns trifft, verstummt meist das Lob. Die Trauer bestimmt das Leben. Die Mauer des Todes kann auf unserer Seele lasten wie eine Betonplatte. Für mich gab es zwei große Hilfen. Zum einen konnte ich eine Trauergruppe besuchen. Hier konnten wir unsere ungeordneten Gefühle aussprechen. Hier wurde uns geduldig zugehört. Hier tauschten wir uns trostreiche Gedichte aus. Zum anderen war es eine große Hilfe für mich, dass ich mir Psalm 23 immer wieder aufgesagt habe. Dieser bekannte Psalm vom guten Hirten war mir in meiner Trauer eigentlich zu groß. Ganz ähnlich wie es meinem Enkelsohn geht, der manchmal meine Hausschuhe nimmt und darin ein paar Schritte wagt, obwohl meine Hausschuhe viel zu groß für ihn sind.
Die Worte aus Psalm 23 waren mir zuerst zu groß. Da heißt es: „Mir wird nichts mangeln.“ Doch mir fehlte etwas, das zu dem Wichtigsten meines Lebens gehörte. Dennoch habe ich mir die Worte immer wieder vorgesagt und dabei erlebt. Sie verändern mich innerlich. Sie stärken mich zu sagen: Dennoch:  Ich vertraue auf Gott. Denn Gott begleitet mich auch im finsteren Tal. Die bewährten Worte sind klüger als mein Herz. Sie gewähren mir eine Sprache, die mich aus der Sprachlosigkeit befreit.
Da begreife ich:  Nicht mit meiner kleinen Kraft kann ich Mauern überwinden, sondern nur mit Gott. Nicht bei irgendeinem Gott kann ich Trost finden, sondern bei meinem Gott, der dem Tod die letzte Macht genommen hat. Denn am Kreuz, an dem der Sohn Gottes für uns gestorben ist, hat uns Gott gezeigt, dass er uns unendlich liebt. Weil wir in Gottes Augen Wertgeachtete sind, wächst dennoch ein Vertrauen auf Gott. Weil Gott uns seine Liebe schenkt, kann ich die Mauer der Trauer überwinden. Denn „wir überwinden weit durch den, der uns geliebt hat.“

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