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/ Wort zum Tag

Mord

Alexander Nussbaumer über 2. Mose 20,13.

Die heutige Tageslosung ist an Kürze kaum zu unterbieten: „Du sollst nicht töten.“ Einfach und klar. Man könnte auch übersetzen: „Du sollst nicht morden.“ Gott will nicht, dass wir einem Mitmenschen das Leben nehmen. Das menschliche Leben ist ihm heilig.

Die Filiale einer Bank oder eines Juweliergeschäftes betreten und das anwesende Personal abknallen – dass das nicht geht, ist allen klar. „Du sollst nicht töten“, endlich ein Gebot, das einfach einzuhalten ist. Schließlich ist unser Lebensweg normalerweise nicht mit Leichen übersät.

Wenn wir allerdings daran denken, wie Jesus dieses Gebot in der Bergpredigt interpretiert, dann ist die Sache schon weniger klar. Ich zitiere aus Matthäus 5: „Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt wurde: Du sollst nicht töten! Wer aber tötet, der sei dem Gericht übergeben. Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder zürnt, sei dem Gericht übergeben. Und wer zu seinem Bruder sagt: Du Trottel, der sei dem Hohen Rat übergeben. Und wer sagt: Du Narr, der sei der Feuerhölle übergeben.“ (Matthäus 5,21f)

Jesus setzt hier den Zorn auf einen Mitmenschen und dessen Beschimpfung in eine Reihe mit dem Töten. In diesem Sinn getötet habe ich schon oft, im Herzen noch öfter als mit hörbaren Äusserungen. Verhaltensweisen, die meines Erachtens dumm und/oder schädlich sind, lösen in mir Zorn aus. Und die Urheber betitle ich innerlich nicht mit netten Worten. Ich habe einen Nachbarn, der seit der Renovation seines Hauses nur noch im Freien raucht. Seither muss ich ihm häufig zuschauen, wenn er seiner Sucht frönt. Dieses selbstzerstörerische Verhalten bringt mich innerlich auf. Ich sollte wohl besser ein freundliches Gespräch mit ihm suchen.

Was tun - gerade dann, wenn ich meinen Zorn für berechtigt halte? In dieser Beziehung bin ich kein Vorbild und muss noch viel lernen. Ich weiß, dass Jesus alle Menschen liebhat. Ihm nacheifern und seine Perspektive auf meine Mitmenschen einnehmen, das soll mein Ziel sein. Ansatzweise ist mir das schon gelungen. Aber der Weg zu einem wirklich jesusgemässen Leben ist noch weit. In Anlehnung an Psalm 130 bete ich:

Jesus, aus der Tiefe meines Herzens rufe ich zu dir. Herr, höre meine Stimme, lass deine Ohren vernehmen den Ruf meines Flehens. Wenn du mir meinen Zorn und meine – meist inneren – Beschimpfungen anrechnest, dann kann ich nie und nimmer vor dir bestehen. Dank deinem Evangelium darf ich wissen: Bei dir ist Vergebung. Lass mich in Ehrfurcht und Hoffnung vor dir leben.

 

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Anstoß

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Kommentare (1)

Heidi S. /

War Jesus nicht auch zornig, als er die Händler aus dem Tempel jagte, und Tische umstieß? Matth. 21,12-14