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Mittendrin

Bernhard Heyl über Matthäus 18,20.

Jesus spricht: Wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen.

Matthäus 18,20

Unser heutiges Bibelwort liefert eigentlich nur die Begründung für die Aussage, die Jesus im vorangehenden Satz macht. Deshalb wird Vers 20 auch mit einem „denn“ eingeleitet.

Zusammengenommen sagt Jesus hier: „Wenn zwei unter euch eins werden auf Erden, worum sie bitten wollen, so soll es ihnen widerfahren von meinem Vater im Himmel. DENN wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen.“

Ein rabbinischer Spruch aus neutestamentlicher Zeit lautet: „Wenn zwei zusammensitzen und Worte der Thora sind zwischen ihnen, da weilt die Schechina (die Gegenwart Gottes) unter ihnen.“ Jesus hat diesen Spruch möglicherweise gekannt und aufgenommen, ihn aber an entscheidender Stelle abgewandelt. Nicht die gemeinsame Betrachtung der Thora eint und macht vollmächtig, sondern die Sammlung im Namen von Jesus – will heißen: in seinem Auftrag, in seiner Autorität. Der Theologe Julius Schniewind übersetzt hier sogar , dass die zwei oder drei sich versammeln „auf Jesus Namen hin“ und er erläutert: „Es sind nicht die Worte der Thora, sondern es ist der Name Jesu, der die zwei oder drei sammelt. … mit Rücksicht auf ihn, im Gedenken an ihn. Wo man nur Jesu gedenkt, seine Worte und Taten erzählt, da ist er in der Mitte der Seinen.“

Das gehört also zusammen, sich gemeinschaftlich mit dem Wort Gottes beschäftigen und das Gebet pflegen, weil Jesus darauf eine besondere Verheißung gelegt hat. Er will mitten unter ihnen sein. Er ist dann Teil dieser Gemeinschaft und gestaltet sie wesentlich mit. Was da gedacht und geredet wird, das wird unter seinem Einfluss, dem Wirken des Heiligen Geistes gedacht und geredet. Und was da gebetet wird, das wird auch unter seinem Einfluss, dem Wirken des Heiligen Geistes gebetet. Deshalb hat es eine besondere Verheißung – auch wenn nur wenige beisammen sind.

In unseren modernen Demokratien sind wir gewohnt, großen Zahlen, eben Mehrheiten, die größere Bedeutung zuzumessen und ihr Anliegen ernster zu nehmen. Das kann allerdings auch gewaltig in die Irre führen. Mehrheiten haben eben nicht immer recht, gerade auch in Zeiten der lückenlosen und oft gar nicht mehr bewusst wahrgenommenen Manipulation durch Medien, die uns auf Schritt und Tritt durch Radio, Fernsehen und Internet begleiten.

Die zwei oder drei, von denen Jesus hier spricht, sind da ein klarer Gegenentwurf. Es kommt nicht auf die Größe einer Gruppe, Gemeinde oder christlichen Organisation an, sondern auf die Frage, ob Jesus in ihrer Mitte seinen Platz hat. Ob man sich um ihn schart, um sein Wort, oder ob anderes im Zentrum den Ton angibt. Das ist vielleicht auch die Gefahr der größeren Gruppe, dass dort leichter eine andere Dynamik aufkommt, die nicht mehr von Jesus und dem Heiligen Geist ausgeht, sondern eher seelisch-emotionale Züge trägt.

Nochmals zurück zum „denn“, mit dem unser Bibelwort eingeleitet wird: die Erhörungsverheißung „so soll es ihnen widerfahren von meinem Vater im Himmel“, hängt also eng zusammen mit der Frage, ob Jesus „mitten unter“ den Betern ist. Ob sie sich „auf seinen Namen hin“ (in Rückbesinnung auf sein Reden und Tun hin) versammelt haben. Das macht dann nämlich auch einen großen Unterschied, wenn es um die „Gebetsziele“ geht. Wenn Jesus im Mittelpunkt ist, dann nimmt er durch seinen Geist natürlich auch Einfluss auf das, was den Betern als Anliegen wichtig ist.  Sie beten dann nach Gottes Willen und „klinken“ sich damit gewissermaßen ein in Gottes Handeln in dieser Welt. Sie stehen damit im Bilde gesprochen Gott nicht bittend gegenüber, sondern haben sich eingereiht und sind mit ihm gemeinsam am gleichen Werk.

Ich wünsche Ihnen, im kleinen oder vielleicht auch größeren Rahmen zu erleben, dass Jesus mitten unter Ihnen ist!

 

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