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/ Wort zum Tag

Mauern einreißen

Mike Lange über Hebräer 13,3.

Denkt an die Gefangenen, weil auch ihr Gefangene seid; denkt an die Misshandelten, weil auch ihr Verletzliche seid.

Hebräer 13,3

„Na komm, laufe doch mal in meinen Schuhen! Wie fühlt sich das für Dich an? Wusstest Du von meinem bisherigen, beschwerlichen Weg?“

„Na komm, lass uns ein Stück des Weges gemeinsam laufen. Zusammen läuft es sich schließlich einfacher.“

Oh, wie sehr ich die Unterstützung durch andere Menschen schätze. Es tut mir immer wieder so gut, den Zuspruch, die Liebe, manchmal einfach nur die Anwesenheit anderer Menschen zu erleben. Und es tut mir gut, wenn andere Menschen mich nicht vorverurteilen, mich nicht in eine Schublade stecken. Manchmal möchte ich einfach nur gesehen, wahrgenommen werden, genauso, wie ich bin.

Im Matthäusevangelium, Kapitel 7, Vers 12 lese ich: „Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Menschen tun sollen, das tut ihr ihnen auch.“

Erwischt, denke ich! Ich wünsche mir so Vieles von anderen Menschen. Ich erwarte ihre Liebe, ihren Zuspruch, dass sie mich so annehmen wie ich bin. Und was mache ich? Bin gefangen in meiner Welt, in meinen Vorurteilen und meinen häufig gleichen Verhaltensweisen.

Der Schreiber des Hebräer Briefes ermahnte die Menschen vor circa 2000 Jahren bereits zur gegenseitigen Wahrnehmung und Achtung voreinander. Ich zitiere den Lehrtext aus den Losungen der Herrnhuter Brüdergemeine aus dem Kapitel 13, Vers 3 des Hebräerbriefes: „Denkt an die Gefangenen, weil auch ihr Gefangene seid; denkt an die Misshandelten, weil auch ihr Verletzliche seid.“

Gefangene sitzen zumeist hinter Gittern, sie befinden sich hinter Mauern. Und dadurch verschwinden sie aus meinem Blickfeld. Aus den Augen, aus dem Sinn.

Doch Gott liebt alle Menschen und er sieht alle Menschen. Der Schreiber des Hebräerbriefes ermuntert mich zu einer aktiven, tätigen Erinnerung an Menschen, welche aus meinem Blickfeld und aus dem Blickfeld unserer Gesellschaft verschwunden sind. 

Muss ich nun als Christ selbst in die Gefängnisseelsorge gehen? Nun, ich sollte zumindest prüfen, ob ich hier einen Ruf Gottes verspüre und inwieweit sich das mit meinen von Gott gegebenen Gaben deckt.

Ich selbst war noch nie im Gefängnis, doch ich kenne viele Gefangene. Gefangene im übertragenen Sinn. Menschen, die gefangen sind in ihren Verhaltensweisen, gefangen im psychischen Druck zuhause oder am Arbeitsplatz, gefangen in ihrer Sucht nach Alkohol, gefangen in ihrer Spielsucht, gefangen in ihren Ängsten und Sorgen.

All das lenkt ab von der eigenen Bestimmung auf Erden: nämlich die Erlösung aus irdischer Gefangenschaft durch die Annahme der Hand und der Liebe Jesu Christi.

Und gerichtet an diejenigen Hörer, welche sich tatsächlich im Gefängnis befinden, möchte ich Ihnen zusprechen: Jesus Christus liebt Sie! So, wie Sie sind. Jesus Christus billigt möglicherweise nicht Ihr Verhalten und Ihre Taten. Jedoch ist er bereit, Sie in seine liebevolle Gemeinschaft und Freundschaft aufzunehmen. Jesus ist ein Gott, der Sie sieht. Er sieht jeden Gefangenen. Er hat einen allumfassenden Röntgenblick, der auch durch Mauern schauen kann. Sowohl reale Gefängnismauern als auch Mauern in Ihrer Seele, in Ihrem Herzen.

Und, Jesus Christus kann noch viel mehr: Er blickt nicht nur durch Mauern, er reißt Mauern ein und hilft uns, beim Einreißen unserer selbst geschaffenen Mauern!

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Anstoß

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Kommentare (2)

Nicole /

Selig die geistig Armen, denn Ihnen gehört das Himmelreich.

Christine H. /

Lieber Mike,
danke für die guten und aufbauenden aber auch zum nachdenken anregende Worte.