/ Wort zum Tag
Matthäus 10,24
Gedanken zu Losung/Lehrtext des Tages.
Der Jünger steht nicht über dem Meister und der Knecht nicht über seinem Herrn.
Können Sie sich Folgendes vorstellen? Da fährt der Wagen der Bundeskanzlei vor: eine große schwarze Limousine. Natürlich hat die Bundeskanzlerin einen Fahrer. Aber als der Wagen anhält, sehen Sie, wie sie vorne am Fahrerplatz aussteigt. Der Fahrer sitzt dagegen hinten und hat sich von ihr fahren lassen. So etwas ist natürlich undenkbar. Der Fahrer wird ja dafür bezahlt, dass er die Bundeskanzlerin fährt. Alles andere wäre eine verkehrte Welt.
So etwas Ähnliches meint auch Jesus in unserem heutigen Bibelwort aus Matthäus 10,24. Da sagt er: "Der Jünger steht nicht über dem Meister und der Knecht nicht über seinem Herrn." Der Fahrer der Bundeskanzlerin steht nicht über ihr. Und so steht auch ein Jünger von Jesus, einer, der mit Jesus lebt und ihm dient, nicht über Jesus selbst. Was will Jesus damit sagen? Will er sich selbst in den Vordergrund spielen? Nein, im Gegenteil. Jesus hat ja nie seinen eigenen Vorteil gesucht. Schon bei der Geburt fing das an. Er wurde in einem ärmlichen Stall geboren. Nicht im Palast von Herodes. Als er älter wurde und als Sohn Gottes auftrat, wurde er verspottet und verfolgt. Die Leute hielten ihn für einen Gotteslästerer. Schließlich wurde er auf grausamste Weise umgebracht. Das Kreuz war die schrecklichste Folterstrafe, die es damals gab.
Wenn Jesus sagt, dass seine Jünger nicht über ihm stehen, sagt er damit: Ihr könnt nicht erwarten, dass es euch besser als mir geht. Ihr könnt nicht erwarten, dass ihr ein bequemes Leben habt, wo ich doch einen ganz anderen Weg gegangen bin. Darum: Weicht dem Leiden nicht aus. Stellt euch darauf ein, dass es schwer werden wird.
Jesus meint damit nicht zuerst die Dinge, die alle Menschen treffen oder treffen können. So wie z. B. Krankheiten, Auseinandersetzungen in der Ehe und der Familie oder Probleme am Arbeitsplatz. Sondern Jesus meint die Probleme, die wir zusätzlich bekommen, wenn wir mit ihm leben. Dass andere uns nicht ernst nehmen z. B.. Dass wir vielleicht als Fundamentalisten oder ewig Gestrige bezeichnet werden. Oder dass wir Probleme bekommen, weil andere uns ablehnen. Besonders schmerzlich ist es, wenn das in der eigenen Familie geschieht. Im Vergleich zu Christen, die um ihr Leben fürchten, geht es uns vergleichsweise noch sehr gut. Und trotzdem fällt es vielen auch bei uns schwer, Nachteile in Kauf zu nehmen. Wir trauen uns dann z. B. nicht, eindeutig von Jesus zu reden. Oder zu seinen Geboten zu stehen. Ich kenne es auch von mir, dass ich manchmal den Eindruck habe: Hier war ich zu feige. Hier hätte ich mehr sagen können. Im Hintergrund steht meistens die Angst: Was denken die anderen von mir, wenn ich so fromm rede? Natürlich sollen wir uns nicht wie ein Elefant im Porzellanladen bewegen. Aber trotzdem eindeutig erkennbar sein als Christ. Und das wird immer Probleme mit sich bringen. Ich hörte von einem Christen, der eine hohe Auszeichnung bekam. Statt zu sagen: Schön, dass einer mal sieht, was ich alles geleistet habe, fragte er: Habe ich vielleicht etwas falsch gemacht? Das Normale für einen Christen sind nicht Auszeichnungen. Sondern das Normale ist, dass es Widerstände gibt.
Wenn wir Widerstände erleben, brauchen wir aber nicht zu verzweifeln. Denn dann können wir uns daran erinnern: Jesus ist es ja auch so gegangen. Insofern ist das heutige Bibelwort auch eine Zusage. Jesus sagt uns zu: Wenn du wegen mir Probleme hast, bist du nicht alleine. Ich bin gerade dann bei dir. Denn ich habe das auch alles erlebt. Ich kann dich darum gut verstehen und dir helfen. Wir brauchen auch nicht an uns selbst zu verzweifeln. Wir brauchen nicht zu denken: Wenn andere mich ablehnen, liegt das nur an mir. Natürlich sollte ich auch fragen, ob ich mich ungeschickt verhalten habe. Aber dass andere mich ablehnen, wenn ich als Christ lebe, liegt sozusagen in der Natur der Sache. Wir brauchen uns darum nicht zu wundern, wenn so etwas passiert.
Die Bundeskanzlerin hat einen Fahrer. Jesus nicht. Darum werden wir auch nicht sozusagen bequem durchs Leben gefahren. Sondern es gibt immer wieder Probleme. Aber gerade dann ist Jesus für uns da. Wenn Sie heute als Christ Widerstände erfahren, denken Sie daran: Das ist der Weg, auf dem Sie mit Jesus unterwegs sind.
Ihr Kommentar
Kommentare (2)
Lieber Christian, VIELEN HERZLICHEN DANK fuer diese mutmachenden Worte!!! Ich habe mich sehr angesprochen gefuehlt, ich habe oft genau die beschreibenen Probleme und wuensche mir dann einen … mehrsichtbaren, handelnden Gott, der an meiner Stelle steht, damit ich mich ausruhen kann, denn ich kann all die Probleme der Leute um mich herum nicht loesen. Bin schon froh, wenn's bei mir zuhause einigermassen gut laeuft - und das tut es GOTT SEI DANK!!! Ja und ich weiss, dass es diesen starken, grossen, guten Gott gibt, und ich weiss dass er gewissermassen unsichtbar sein muss, denn sonst koennte ja jeder "Gott sein", und ich weiss ..ach,was ich alles weiss.. und Stefan, das Problem hat nichts mit Christen/ Nichtchristen zu tun, denn wer ist schon Christ? Fuer mich im strengsten Sinn nur ER selbst, CHRISTUS> Der rest, also wir sind Menschen. Gott SEI DANK!! Denn dann darf ich schwach sein, weil ich schwach bin und muss keine Staerke vorspielen. So kann ich das Leben aushalten. Liebe Gruesse !
elisa5
Lieber Christian!
Erst mal danke für deine Ausführungen ...
Doch am Ende sehe ich, dass du die Zerreißprobe des Pfarrerberufes gewagt hast und da drängt es schon aus mir heraus, dass es ja nicht … mehrnur "Nichtchristen" sind, die einem bewusst und sehr gezielt Schwierigkeiten machen, wenn man gewisse Grundsätze des Glaubens und der Liebe zu Gott ins Leben zu integrieren versucht. Die einen nicht mehr ernst nehmen, wenn man aus Zärtlichkeit gegenüber dem Geschenk der Schöpfung das Auto abschaft, die einen ausschließen oder sogar verspotten, wenn man das ehrliche Gespräch sucht, ... genau die gleichen Ängste und Schutzmechanismen haben wie "normale Menschen" (die wir ja leider alle bleiben.)
Ich würde mir sehr wünschen, dass dieses Wort zum Tag vielleicht noch einmal aufgelegt wird: Gleiches Thema, gleiche Situationen aber nicht im Konflikt Christ und Nichtchrist sondern Christen untereinander: Kirchenvorstand und Angestellter, Gemeindeglied und Pfarrer, Hauskreisleiter und Teilnehmer, ...
Ein wenig klang es in dem Satz "Besonders schmerzlich ist es, wenn das in der eigenen Familie geschieht." an. Irgendwo sollte die christliche Gemeinde doch auch so etwas wie eine Kuschelecke sein, wo Gleichgesinnte einander Verständnis zeigen, statt Schutzmauern und oft grausame Angstabwehrmechanismen.
Ich würde mich über so einen Beitrag freuen - und wahrscheinlich nicht nur ich ...
Herzliche Grüße
Stefan