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Markus 7,37

Gedanken zu Losung/Lehrtext des Tages.

"Er hat alles wohl gemacht; die Tauben macht er hörend und die Sprachlosen redend."

Markus 7,37

Als im November letzten Jahres die Sturmflut über New York hereinbrach, wurde eine Frau weltbekannt. Lydia Callis, eine Gebärdendolmetscherin.  Sie übersetzte die Worte von Bürgermeister Bloomberg in die Gebärdensprache. Und nicht nur das, sie tröstete und bezauberte ihre hörenden (!) Zuschauer mit ihrem Lächeln. Eine Zeitung schrieb:  Callis warb für ihr Handwerk und ihre Kunst der stillschweigenden Stimmgewalt. Der Bürgermeister neben ihr wirkte abgekämpft, sie neben ihm mitreißend und ermutigend.

Sie erreichte damit offensichtlich nicht nur ihre Gehörlosengemeinde: mit ihrer wundersamen Komposition aus Gebärden, Mimik und Mundbildern, den lautlos gesprochenen Wörtern und Silben. Stillschweigende Stimmgewalt. Ja, sie hat es damals in dieser kritischen Situation wohl gemacht.

Im Markus-Evangelium, Kapitel 7, Vers 37 heißt es:  „Er, Jesus, hat alles wohlgemacht; die Tauben macht er hörend und die Sprachlosen redend.“

Jesus erreichte die Tauben und Sprachlosen, legte Finger in ihre Ohren, berührte ihre  Zungen. Er heilte ihre Körper und brachte sie in die Gemeinschaft mit seinem Gott und Vater zurück. Sie hörten Jesu tröstende Einladung.  Aber nicht nur sie. Die, die die Wunder miterlebten, fühlten ähnlich wie die Zuschauer der Lydia Callis: Sie wurden mit getröstet und mitgerissen. Sie staunen: Er hat alles wohl gemacht.

Die Taubstummen zur Zeit Jesu kämpften mit einem doppelten Verhängnis: die soziale Isolation durch ihre Behinderung einerseits und die Meinung der religiösen Umwelt andererseits, sie seien damit nicht Gottesdiensttauglich.  Das war eine persönliche Sturmflut.

Jesus hat alles wohl gemacht, heißt dann: mitten in der Katastrophe findet Jesus den Zugang zu den Menschen und holt sie für alle sichtbar in die Gottesgemeinschaft zurück.

Das macht er heute noch. Oft heute anders als damals. Jesus ist der Gebärdendolmetscher Gottes für die, die Gott nicht mehr hören können, und die sprachlos geworden sind, wenn sie an Gott denken.

„Bist du taub?“, ruft man, und meint: „Hör doch endlich einmal zu!“ Aber der kann nicht oder er will nicht mehr zuhören. Oder: „Mir hat es die Sprache verschlagen“, sagt man, wenn eine Katastrophe über jemanden hinweggegangen ist. Zurück bleibt das Fassungslose.

Mit den Menschen damals will ich die Hoffnung teilen, dass in manchen menschlichen Krisen Unerwartetes zu hören ist. Wo menschlicher Trost nicht mehr ausreicht oder oberflächlich bleibt, findet das Evangelium seinen eigenen Weg. Es lässt nicht nur Entscheidendes hören, sondern es macht wohl erst hörfähig.

Paulus schreibt im Römerbrief: Der Glaube kommt aus dem Gehörten. Er ist überzeugt, dass der Geist Gottes wie Jesus damals Zugang findet zu verschlossenen menschlichen Seelen. Und sich hören lässt, sodass man wieder die Sprache findet.

„Er hat alles wohlgemacht!“ Ja. Und dann: Wer Ohren hat zu hören, der höre. Hinhören. Zuhören. Aufmerken.

Wir sind in der modernen Welt einer Fülle von Botschaften aussetzt. Da kann man betäubt werden von den Wahrnehmungsfluten, die auf einen einstürzen. Und man muss erst allmählich lernen, konzentriert zu hören.

Dann muss man sich viel Zeit nehmen oder besser noch: Man muss sich viel Zeit lassen, um zu erfahren: auch Betäubte können hören, dass Jesus alles wohl macht.

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