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/ Wort zum Tag

Machtgerangel

Ulrich Ahrens über Habakuk 2,20.

Der HERR ist in seinem heiligen Tempel. Es sei stille vor ihm alle Welt!

Habakuk 2,20

„Die Herrscher dieser Welt gehen, unser HERR kommt!“ 

Dieser unvergessene Satz kommt mir in den Sinn, wenn ich dieses Wort für heute aus dem Buch des Propheten Habakuk höre. Gesprochen hat ihn der ehemalige Bundespräsident Heinemann einst auf dem Kirchentag in Essen.

Unsere Zeit ist eine andere als damals im Jahr 1950. Dennoch: auch heute gehen unsere Blicke auf das Weltgeschehen. Und wir stellen fest: Da steht nach wie vor die eine Macht gegen die andere. Oft wird gewarnt vor einem Machtvakuum, in das andere, weniger beliebte Mächte vorstoßen könnten. Die Geschichte kann unzählige Beispiele davon erzählen.

So erlebte auch der Prophet Habakuk seine Gegenwart. Das eine Weltreich ging in die Insolvenz und wurde von einem anderen überrannt, während eine dritte Macht versuchte, aus dem Durcheinander wiederum für sich Kapital zu schlagen.

Mitten in diesem Drama um die Vorherrschaft der Völker untereinander wendet sich der Prophet an seinen Gott. Er erhält eine ausführliche Antwort.

Ob der Bibelvers nun zu dieser Antwort Gottes an Habakuk gehört oder wiederum eine Schlussfolgerung des Propheten selbst auf das von Gott Gehörte, ist unklar, aber auch unerheblich.

Jedenfalls enthält der Vers das deutliche „Aber“ gegen all das, was der Prophet beklagt hatte.

Mögen sich die Völker auch noch so streiten, mögen die Menschen auch noch so darunter leiden müssen: allem gegenüber ist da der eine Gott, der über allem steht.

Der Hinweis auf den Tempel meint weniger den sichtbaren auf dem Berg Zion in Jerusalem. Sondern vielmehr schaut der Prophet auf den Ort, an dem Gottes Herrlichkeit wohnt. Wo Gott selbst gegenwärtig ist. Wo Gott vor allem ansprechbar ist.

Von dort schaut Gott auf das Geschehen auf der Erde, auf die irdischen Herrscher und ihre Machtspielchen.

Diesen Standort in der Gegenwart Gottes einzunehmen im Glauben und im Geist – das ist der angemessene Platz für den Propheten, um alles, was um ihn herum geschieht, richtig einordnen zu können.

Sein Beispiel ist wie eine Einladung für heute. Was auch immer beunruhigt durch die Geschehnisse um uns herum: es gibt einen Platz, an dem ich mit meiner Unruhe zunächst einmal ganz ruhig werden kann. Wo sich mir ein anderer Blick auf die Ereignisse öffnet. Wo ich durch Gottes Wort und Gottes Geist vielleicht noch ganz neue Linien erkenne mitten in all dem.

Das Beispiel des Propheten ist ebenso eine Einladung, die eigenen, manchmal eigensüchtigen Ziele zu überdenken, im Licht Gottes neu anzuschauen. Da kann es nämlich geschehen, dass Gott mir aufdeckt, was er für Gedanken und Ziele mit mir hat.

An dem Platz in der Gegenwart Gottes lerne ich auch, viel mehr mit der Macht meines Herrn zu rechnen, statt auf die Macht der Mächtigen dieser Erde zu bauen.

Das, was aller Welt helfen würde in ihrem Auf und Ab, in ihrem Streiten hin und her, das kann ich heute schon praktizieren: Still werden vor dem Herrn aller Herren, der war, der ist und der kommt.

Durch meine Stille vor Gott ziehe ich Gott nicht zum Handeln. Aber in der Stille vor ihm weicht meine Unruhe. Gelassen und zuversichtlich, weil er der ist, der die Welt in seiner Hand hat, kann ich dann fürbittend für diese Welt vor Gott eintreten.

Eine der besonderen Aufgaben, zu denen Kinder Gottes berufen sind – gerade heute.

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Anstoß

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Kommentare (4)

Petra D. /

Vielen Dank für die ermutigenden Worte, die so in unsere gegenwärtige Situation sprechen.

Waltraud R. /

Sehr gut

Hans-Heinrich K. /

Hallo, Herr Ahrens,
noch eindrucksvoller finde ich Heinemanns, offensichtlich authentischen Satz: "Eure Herren gehen, unser Herr aber kommt."
Freundliche Grüße und einen schönen Tag noch!

Stefan T. /

In aller Kürze alles gesagt. Danke für wertvolle Ein- und Aussichten und Ermutigung!