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/ Wort zum Tag

Klug werden

Roland Krause über Psalm 90,12.

Leben wir, so leben wir dem Herrn; sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Darum: wir leben oder sterben, so sind wir des Herrn.

Römer 14,8

Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.

Psalm 90,12

Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.“ (Psalm 90, 12) Ich vermute, Sie haben dieses Bibelwort aus Psalm 90 schon oft gehört – an offenen Gräbern. „Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.“ – So die Luther-Übersetzung. „Unsere Tage zu zählen, lehre uns, damit wir ein weises Herz gewinnen.“ – so die Züricher Bibel.

Wir werden aufgefordert, die - vielleicht nur noch kurze - Spanne unseres Lebens zu nutzen. Wir werden ermahnt, im Wissen um unsere Begrenztheit zu leben. So gewinnen wir ein weises Herz. So kann ich klug werden.

Doch was heißt das praktisch: klug werden?

Wir müssen sterben. Wir müssen sterben – todsicher! Wir alle müssen einmal sterben. Fast nichts ist so sicher wie der Tod. Todsicher. Wir hören es – normalerweise - nicht gerne, dass wir einmal sterben müssen. Viele weichen dieser Tatsache lieber aus. Deshalb wird der Tod verdrängt, ausgelagert in Pflegeheim und Klinik. Und in all dem ein weises Herz gewinnen, klug werden – was heißt das praktisch für mich?

Ich will heute, ich will in Zukunft bewusster den Gedanken zulassen, dass meine Zeit begrenzt ist. Ich will beginnen, das Wichtige, das Wesentliche jetzt - nicht irgendwann - anzupacken. Nicht irgendwann mit der Versöhnung zu beginnen. Sondern jetzt den ersten Schritt tun. Dazu leitet mich ein weises, kluges Herz.

Lehr uns dies bedenken

Wer lebt, als könnte er für ewig auf dieser Erde bleiben, der betrügt sich selbst. Viel zu oft stehen wir deutlich in dieser Gefahr, uns zu betrügen. Deshalb bittet Mose - über dem Psalm 90 steht als Überschrift „Ein Gebet des Moses, des Mannes Gottes“ -: „Herr: Lehre uns bedenken!“ Oder wörtlich: „Lehre uns unsere Tage zählen.“

Ja, Gott muss uns das lehren. Wir sind - weil wir so in der Versuchung stecken, es zu verdrängen - auf Gottes Hilfe angewiesen, dass wir bewusster leben mit unsrer Endlichkeit. Wir sind auf Gottes Hilfe angewiesen, dass er uns lehrt, weise Schlüsse daraus zu ziehen.

Deshalb will ich es heute, in Zukunft, bewusster zu meinem Gebet machen: „Lehre mich bedenken. Lehre mich, der Realität ins Auge zu schauen. Schenke mir ein weises, kluges Herz. Lenke meine Schritte zu Wichtigen, Wesentlichen.“

Klug werden

Noch einmal: Was heißt das ganz praktisch: „Klug werden“?

  • Zu wissen: heute ist der erste Tag vom Rest meines Lebens. Das will ich nutzen.
  • Klug werden – das meint – nach Jesu Wort im Matthäusevangelium, Kapitel 7, Vers 24, mein Haus auf Fels zu bauen, das heißt auf Gottes Wort zu hören und es tun.
  • Klug werden – das könnte so aussehen: Ich gehe durch meine Wohnung, betrachte all den Besitz und sag bewusst zu Jesus: „Herr, dies lasse ich einmal alles hier. Ich danke dir für all das, was du mir geschenkt hast: Aber ich will mein Herz nicht daran hängen. Es gehört alles dir, ich bin nur dein Verwalter. Lass mich ein weiser Verwalter sein.“
  • Klug werden – ich lasse mir die Prioritäten von Gott zeigen. Dann wird das wirklich Große groß und das Kleine klein. Und ich erkenne, wo ich mich verstreite an unbedeutenden Themen.
  • Klug werden: Bitte, Herr, zeige mir die wichtigen Aufgaben, die rechten Ziele. Bewahre mich zu verzagen an momentanen Enttäuschungen.
  • Klug werden: Bitte, Herr, hilf mir ein Lernender zu bleiben. Ein Lernender auch aus den Erfahrungen meiner Fehler.
  • Klug werden: Bitte, Herr, lehre mich bedenken, dass ich sterben muss, auf das ich klug werde.

Ihr Kommentar

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Kommentare (3)

Ute W. /

Lieber Roland Krause,
herzlichen Dank für die tiefgehende Auslegung dieses so bekannten Textes.
Ich erhielt wertvolle Anstöße durch die praktischen Beispiele, die ich gerne in meinem Alltag anwenden möchte.
Ute W.

Sigrid K. /

Lieber Pfarrer Krause, danke für Ihre sehr weisen Worte! Ich bitte meinen Herrn um diese Weisheit.
Gott segne Sie.
Sigrid K.

Simon /

Danke Herr Krause, das waren sehr weise Worte, die mir heute morgen gut getan haben.