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/ Wort zum Tag

Johannes 4,46.49-50

Gedanken zu Losung/Lehrtext des Tages.

Es war ein Mann im Dienst des Königs. Er sprach zu Jesus: Herr, komm herab, ehe mein Kind stirbt! Jesus spricht zu ihm: Geh hin, dein Sohn lebt! Der Mensch glaubte dem Wort, das Jesus zu ihm sagte, und ging hin.

Johannes 4,46.49-50

Der Glaube dieses Mannes wird aus der Not geboren. Sein Kind liegt im Sterben. Er hört, dieser Jesus könne Kranke heilen und habe Tote auferweckt. In seiner Verzweiflung hofft der Vater auf ein Wunder. Er hängt seine letzte Hoffnung an diesen einen Strohhalm. Er macht sich auf den Weg von Kapernaum am See Genezareth hinauf nach Kana. Fünfundzwanzig, dreißig Kilometer Fußmarsch sind ihm nicht zuviel. Zu allem wäre er bereit, wenn nur das Kind gerettet wird.

Dann trifft er auf Jesus, den er höchstens vom Hörensagen kennt. Vielleicht haben ihm andere erzählt: Uns hat er geholfen, versuch es doch einmal bei ihm! Aus höchster Not und auf eine vielleicht vage Auskunft hin bricht der Mann auf zu Jesus. Und ich lerne aus diesen komprimierten Zeilen des Lehrtextes für diesen heutigen Tag und für alle Tage: Es ist nicht entscheidend, aus welchen Gründen wir zu Jesus kommen - ob aus Krankheitsnot, aus beruflichem Engpass, aus erdrückender Schuld, aus tiefer Sinnleere, aus Angst vor dem Sterben -, Hauptsache, wir kommen! Hauptsache, wir suchen Jesus! Hauptsache, wir strecken unsere Hände aus nach ihm und sagen ihm, was uns fehlt! Selbst wenn wir in Jesus zunächst nur einen Wundertäter sehen, so wie dieser Hofbeamte, wir dürfen dennoch kommen. So fängt Glaube an, dass uns irgendetwas oder irgendjemand zu Jesus hinführt.

Beharrlich wiederholt der verzweifelte Vater seine Bitte: „Herr, komm herab, ehe mein Kind stirbt!“ Herr – sagt der jetzt. Kyrie, Herr – nicht mehr Rabbi, Meister, so wie man die Wanderprediger und Schriftgelehrten damals anredete. „Kyrie, Herr, komm hinab!“ Kyrie – so beginnt der Glaube. Wieder und wieder erhebt er seine Bitte und sagt das Wort, das den Durchbruch bringt: „Kyrie, Herr!“ Und wir? Werden wir nicht rasch müde im Gebet, wenn die Wende sich nicht sofort einstellt? Machen wir Gott nicht oft Vorwürfe: ‚Wie kann Gott das alles zulassen? Womit habe ich das verdient? Warum schweigt Gott so lange? Und das will ein Gott der Liebe sein?’ So korrigieren wir Gott in dem, was er tut, anstatt dass wir uns von ihm korrigieren lassen. So richten wir über Gottes Tun, anstatt dass wir uns unter sein Urteil beugen und sprechen: „Kyrie eleison! Herr, erbarme dich!“

Und nun erst geschieht hier das eigentliche Wunder. „Jesus spricht: Gehe hin, dein Sohn lebt! Und der Mensch glaubte dem Wort, das Jesus zu ihm sagte, und ging hin.“ Jesus gibt dem Bittenden keine Medizin, keine therapeutische Anweisungen. Nein, in der Vollmacht seines Vaters im Himmel sagt er: Dein Sohn lebt! Und der Mensch glaubte dem Wort – ohne eine Garantie. Er hatte ja nichts in der Hand, keinen schriftlichen Bescheid. Aber er hatte etwas im Ohr: Eine Zusage, ein Wort, das mehr wert ist als alle papierenen Rezepte: „Dein Sohn lebt!“ Wir spüren noch heute durch diesen Text hindurch das Staunen des Erzählers, wenn er schreibt: „Und der Mensch glaubte dem Wort.“ Durch dieses Wort ist sein Leben verwandelt worden – nicht durch ein Wunder, sondern durch ein Wort. Nicht am Wunder entsteht der Glaube. Der Glaube entzündet sich am Wort, das in der Vollmacht Gottes gesprochen wird. Sicher hat der verzweifelte Vater zunächst erwartet, dass Jesus mit ihm in sein Haus gehen und am Bett seines todkranken Kindes seine Kunst beweisen würde. Jetzt genügt dem Mann ein Wort. Hier stehen wir vor dem eigentlichen Wunder dieser Geschichte: Nicht die Heilung des Kindes, sondern der Glaube des Vaters rückt nun in die Mitte. „Und der Mensch glaubte dem Wort“ – das ist das größte Wunder. Das will ich mitnehmen für heute und alle Tage und alle Nöte, dass es auch von mir heißen soll: „Und der Mensch glaubte dem Wort.“
 

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Anstoß

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Kommentare (3)

Ulrike /

So hebe ich das noch nie gesehen.Man sieht immer nur das Wunder am Kranken.Doch ist ja Glaube das Vertrauen ohne es genau zu wissen, sich einlassen. Vertrauen wie ein Kind.

M.B. /

Dieses Wort zum Tag hat heute genau in meine Situation gepasst. Vielen Dank dafür!

Raymond Schneider-Wihler /

Danke für die starke Speise! Für den beherzten, beseelten Vortrag göttlicher Gedanken.