Navigation überspringen

/ Wort zum Tag

Jesaja 66,10

Gedanken zu Losung/Lehrtext des Tages.

Freuet euch mit Jerusalem und seid fröhlich über die Stadt, alle, die ihr sie lieb habt! Freuet euch mit ihr, alle, die ihr über sie traurig gewesen seid.

Jesaja 66,10

Das Buch Jesaja ist zu Ende. Das letzte Kapitel aufgeschlagen. Noch einmal fasst der Prophet in einem letzten Bild das Zentrum seiner Botschaft zusammen. Das Heil steht vor der Tür. Es dauert nicht mehr lange. Es geht schnell. Freut euch. Der Prophet Jesaja vergleicht das Warten auf den Trost Gottes mit der Zeit der Schwangerschaft einer Frau. Doch Gott befreit schnell, so schnell wie kein Kind auf die Welt kommt. Völlig anders. Die Geburt des Heils geschieht ohne Wehen, da ist keine Kindesnot. Schon kommt das Kind zur Welt. „Freuet euch mit Jerusalem und seid fröhlich mit der Stadt, alle, die ihr sie lieb habt. Freuet euch mit ihr, alle, die ihr traurig gewesen seid.“ Freude, Freude, welche Freude.

Wie trifft mich heute dieser Vers? Bin ich froh gestimmt? Oder drücken mich Lasten? Wie sieht der 11. Dezember 2009 bei mir aus? Liegt der stressige Arbeitstag noch vor mir? Kann ich gerade etwas Atem holen auf der Höhe des Tages? Das Tal der Tränen kann unterschiedlich aussehen. Im Blick auf den Alltag oder auf das gesamten Leben. Ich weiß nicht, was Ihren Alltag oder Ihr Leben zurzeit dunkel, schwer oder weniger froh macht. Für mich steht fest, was Gott durch seinen Propheten Jesaja sagt, gilt auch heute Ihnen und mir: Freuet Euch mit Jerusalem. Da steckt Trost und Hoffnung drin. Mitten im Dunkel dieser Welt, mitten in der tiefsten Nacht, scheint ein Stern hell und klar. Jerusalem, das ist ein Trümmerfeld. Das ist Leid, Zerstörung, Tod. Die Geschichte dieser Stadt, die Geschichte dieses Landes ist geprägt von Vertreibung, Verfolgung und Verlorenheit. Da verblendet Hass die Menschen, lebt die Blutrache und herrscht Krieg. Aber immer wieder bricht Gott für sein Volk eine Bahn. Immer wieder kehren Menschen heim, bauen sie auf, blüht die Stadt erneut. Weil Menschen Gottes Wort wiederentdecken, weil sie ihm die Ehre geben und weil sie umkehren. Alle Menschen suchen Frieden und Gerechtigkeit, aber sie finden beides nur unter dem Wort Gottes.

Dann wurde das Wort Gottes uns Menschen sogar lebendig in die Arme gelegt. Das Wort Gottes wurde Kind in der Krippe in einem Stall in Bethlehem und wir kreuzigten dieses lebendige Wort als Mann an einem Holz auf dem Hügel vor der Stadt. Dennoch oder gerade deshalb gilt: „Freuet euch mit Jerusalem“, denn der neue Tag naht. Das ist keine leichte billige Einkaufsbummelfreude. Diese Freude gründet auf der Erfahrung tiefsten Leides. Heute ist der 11. Dezember. Wer mit der Geschichte lebt, denkt an diesem Tag auch an den Liederdichter Jochen Klepper. Er dichtete das in diesen Tagen immer wieder gesungene Adventslied: Die Nacht ist vorgedrungen. Zusammen mit seiner Frau Hanna und seiner Tochter Renate nahm er sich am 10. Dezember 1942 das Leben. Seiner jüdischen Frau und seiner Tochter drohten Abtransport und Tod in einem KZ. Die irdische Nacht kann für manches Menschenkind scheinbar endlos andauern. Für die christliche Gemeinde wird eine solche Entscheidung, wie Jochen Klepper sie traf, immer ein schwerer Anstoß bleiben. Aber sie weiß auch, dass nicht wir Menschen richten, sondern Gott, der die Herzen erforscht und kennt.
 
„Freuet euch mit Jerusalem und seid fröhlich über die Stadt, alle die ihr sie lieb habt! Freuet euch mit ihr, alle die ihr über sie traurig gewesen seid.“ Warum sollen wir uns freuen, wenn uns das Leid der Welt immer noch vor Augen ist. Weil die Nacht im Schwinden ist. Weil der Morgenstern bereits leuchtet. Weil Christus vor der Tür steht. Weil Jesus die Türklinke unsres Lebenshauses bereits in seiner Hand hält. Zwei jüdische Chasidim, nennen wir sie Brüder, gehen über ein Trümmerfeld in Jerusalem. Da stand früher der Tempel Salomos. Jetzt wächst dort das Unkraut. Die Tempelsäulen liegen am Boden. Unrat liegt überall. Ein Fuchs kreuzt ihren Weg. Da lacht der eine Bruder laut auf. Er freut sich und tanzt. Der andere Bruder schaut ihn fassungslos an. Ihm rollen die Tränen vor Trauer die Wangen hinunter. „Große Güte, warum lachst du, Bruder? Warum tanzt du? Bist du von Sinnen?“ - „Nein“, lacht der andere immer noch. „Aber die Weissagung hat sich erfüllt. Im Tempel werden die Füchse ihre Gruben bauen. Und so wird sich auch die andere Weissagung erfüllen. Die Stadt wird wieder aufblühen. Darum freue ich mich so. Gottes Verheißungen erfüllen sich.“ Und ob nun diese Geschichte wahr ist oder nicht: Gottes Wort bleibt in Ewigkeit und was er verheißt, wird sich erfüllen. Freuet euch mit Jerusalem und seid fröhlich über die Stadt. Denn einst wird diese Stadt vom Himmel herab fahren. Und sie wird mit der Herrlichkeit Gottes geschmückt sein, wie eine Braut.

Sie möchten noch tiefer in die Bibel eintauchen? Wir empfehlen unsere Sendereihe:

Anstoß

Ihr Kommentar

Die E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Alle Kommentare werden redaktionell geprüft. Wir behalten uns das Kürzen von Kommentaren vor. Ein Recht auf Veröffentlichung besteht nicht.

Kommentare (2)

Raymond Schneider-Wihler /

Das waren nicht nur Worte! Hinter dem spüre ich das Herzen Gottes! Danke für diesen berührenden, von Herzen kommenden Vortrag...

HeHe /

Danke für die Gedanken. Besonders schön die Geschichte der Chassidischen Brüder!