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„HÖR-TEST“

Gabriele Berger-Faragó über Johannes 10,27-28.

Jesus spricht: Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie und sie folgen mir; und niemand wird sie aus meiner Hand reißen.

Johannes 10,27-28

Als meine Kinder noch klein waren, erstaunten sie mich immer wieder damit, dass sie das Geräusch unseres Auto-Motors von allen anderen Autos unterscheiden konnten. Kaum parkte der heiß ersehnte Papa in der Einfahrt, krabbelten sie eifrig zur Haustür. Alle anderen vorbeifahrenden Autos ignorierten sie.

Menschen, die wir lieben, auf die wir warten, erkennen wir schon von weitem: an der Stimme, am Klang ihres Automotors, vielleicht sogar an der Art ihrer Schritte. Wir horchen auf, wir laufen ihnen entgegen, wir freuen uns über ihr Kommen.

Das geht Erwachsenen genauso wie Kindern, Hunden ebenso wie Schafen: „Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir.“ Das kann nicht nur jeder Hirte bestätigen, sondern dieser Satz stammt von Jesus. Er steht im Johannesevangelium, Kapitel 10 Vers 27. Jesus vergleicht sich dabei mit einem guten Hirten, und seine Nachfolger vergleicht er mit Schafen. Nicht weil die Nachfolger dumme Schafe wären, sondern im Gegenteil, weil sie richtig klug sind: Sie erkennen ihren Herrn an der Stimme. Und er kennt sie.

Zu Jesu Lebzeiten galt das ganz wörtlich: Seine Freunde erkannten seine Stimme genauso, wie Sie und ich die Stimme unserer Liebsten erkennen.

Aber was bedeutet dieser Satz für uns heute, die wir Jesus nicht als irdischen Menschen kennen? Wir können lernen, Gottes Reden von den anderen zahlreichen Stimmen in dieser Welt zu unterscheiden.

Das ist nicht immer einfach. Inneres und äußeres Stimmengewirr kann manchmal ganz schön laut sein. Gott dagegen brüllt nicht. Seine Stimme ist leise; liebevoll; sanft; geduldig. Im Gebet und in der Stille wird es einfacher, sie wahrzunehmen. Auch das Lesen in Gottes Wort, der Bibel, kann helfen.

Gott hören ist eine Übungssache. Je besser ich die Bibel kenne, desto mehr weiß ich, wie Gott denkt: geprägt von Liebe und Klarheit, Wahrheit und Gerechtigkeit, Angstfreiheit und Geborgenheit. Und je öfter ich übe, ihn zu hören, desto öfter gelingt es.

Dabei gehört zum Üben auch der nächste Schritt, den Jesus in seinem Satz erwähnt: „… und sie folgen mir.“ Es nützt nichts, Gottes Stimme nur zu hören. Ich muss das Gehörte dann auch umsetzen. Denn nur so kann ich üben und die Erfahrung machen: Jawohl, ich habe ihn richtig gehört, das hat jetzt Sinn gemacht und sich im Leben bewährt. Oder auch umgekehrt: Da habe ich wohl meine eigenen Wünsche mit Gottes Stimme verwechselt. Das ging jetzt in die Hose. Auch diese Erfahrung kommt vor und darf sein. Aus Fehlern wird man klug. So lerne ich durchs Hören und Tun immer mehr Gottes Stimme und die anderen Stimmen zu unterscheiden.

Es tut gut, Gottes Stimme zu folgen. So, wie es dem Schaf gut tut, dem Hirten zu folgen, und sich nicht auf Irrwege zu begeben, wo es von Wölfen gefressen wird, in Dornen hängen bleibt oder von der Herde verloren geht.

Verloren gehen – auch das spricht Jesus in der Fortsetzung seines Satzes an: „… und niemand kann meine Schafe aus meiner Hand reißen.“

Als ich eine junge Christin war, hatte ich manchmal Angst, wieder verloren zu gehen. Ich dachte, wenn ich etwas Falsches tue, was Gott nicht gefällt, dann lässt er mich fallen. Dann bin ich nicht mehr sein Kind. Wenn ich auf falsche Stimmen höre und auf Abwege gerate, dann darf ich nicht mehr zu Jesu Herde gehören, befürchtete ich. Das machte mich sehr unsicher und verkrampft.

Genau dieser Bibelvers brachte eine große Befreiung von meiner Angst, und eine große Weite in mein gelegentlich etwas verkrampftes Christsein: Niemand kann mich aus Gottes Hand reißen, weder ein Fehltritt noch falsche Stimmen, die mich auf Abwege locken. Manchmal gerate ich zwar auf ungute Wege, aber Gott lässt mich trotzdem nicht fallen und verlässt mich nicht. Welch Frieden und innere Freiheit kehrt dadurch ein!

Nicht, dass dieser Satz ein Freibrief wäre, sich absichtlich und bewusst auf Abwege zu begeben. Das wäre schön blöd, als Schaf ebenso wie als Jesu Nachfolger. Es tut einfach gut, mit Gott zu leben; seine Nähe und Liebe, Kraft und Geduld schenkt gelingendes, hoffnungsfrohes Leben. So, wie es für ein Schaf auch am besten ist, in der Nähe des Hirten zu bleiben, wo es Schutz und Geborgenheit findet.

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