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/ Wort zum Tag

Hiob 38,41

Gedanken zu Losung/Lehrtext des Tages.

"Wer bereitet dem Raben die Speise, wenn seine Jungen zu Gott rufen und irrefliegen, weil sie nichts zu essen haben?"

Hiob 38,41

„Haben wir etwas – oder gar alles – falsch gemacht?“ So fragen mich Eltern, die ihre Kinder in Situationen oder auf Wegen sehen, die ihnen großen Kummer machen. Die Angst, die aus diesen Worten spricht, ist sehr verständlich. Denn was wollen wir für unsere Kinder anderes, als dass es ihnen gut geht und sie „das Beste“ für das Leben mitbekommen? Das ist ja schließlich die Aufgabe der Eltern: Den Kindern den Weg ins Leben zeigen und sie zu Menschen heranziehen, die mit dem Leben zurechtkommen. Für christliche Eltern kommt dann vielleicht noch die Frage hinzu, ob sie ihnen den Weg zu und mit Gott aufgezeigt haben.

Und wenn es nun aussieht, als sei alles, oder wenigstens vieles, nicht so gelungen? Und wenn man dann in seine Umgebung schaut und man den Eindruck hat, in anderen Familien sei es viel besser gelungen, was man selbst als Anspruch, Hoffnung und Erwartung hatte? Eine solche Not kann sehr schwer drücken.

Was hat das mit dem Bibelvers aus dem Hiob-Buch zu tun: „Wer bereitet dem Raben die Speise, wenn seine Jungen zu Gott rufen und irre fliegen, weil sie nichts zu essen haben?“

Es wird uns ein Bild aus der Natur vorgestellt: Da sind junge Raben, die irre fliegen und nichts zu essen haben. Das, was ihnen hilft, im Leben zu bestehen, steht ihnen nicht zur Verfügung: Die Orientierung und die lebensnotwendigen Dinge. Und da sind dann die Eltern, die nichts haben und vorweisen können, um ihrer Brut in der Not zu helfen. Ihnen sind – im übertragenen Sinne – „die Hände gebunden“. Sie sind mit ihrer Weisheit am Ende.

Dies ist ja die Hauptaussage des ganzen Bibeltextes, aus dem dieser Vers stammt. Es ist die erste Rede, die Gott selbst an den frommen und auch so klugen Hiob richtet. Sie beginnt damit, dass der allmächtige Gott, der hinter der ganzen Schöpfung mit ihren großen und auch erschreckenden Dingen steht, Hiob in seine Schranken weist. So fromm Hiob war, so sehr hat er mit all seiner Frömmigkeit und der Demut, mit der er alle Schicksale angenommen hat, die Größe Gottes verdunkelt. Nachdem die Freunde mit ihren langen Reden nicht weiterhelfen konnten und eigentlich alles noch schlimmer machten, beginnt Gott selbst zu reden. Und in dieser Rede kommt er auf die Raben und ihre Jungen zu sprechen.

Und was sagt Gott hier? Ja, Hiob – wie die Raben, die ihren Jungen keine Speise mehr geben können, genauso bist du! Du hast dich abgemüht. Wie die Raben ihren Jungen das Fliegen beigebracht und ihn gezeigt haben, wie sie zum Futter kommen, so hast du all deine Klugheit und Lebensweisheit eingesetzt. Aber es scheint umsonst gewesen zu sein – bei dir und den Raben: Du hast alles verloren und bist krank geworden, und die Rabenjungen sind hungrig und gehen in die Irre. Aber du, Hiob, hast etwas anderes – Wichtiges – getan: Du hast die Adresse genannt, an die man sich wenden kann: nämlich meinen Namen, der sich jederzeit anrufen lässt. Das hast du – genauso wie die Raben – getan. Mehr nicht! Aber das genügt! „Und wenn sie diese Adresse nicht anschreiben?“, so mag die bange Rückfrage lauten. – „Ja, lieber Hiob“, so mag sich das Zwiegespräch mit Gott anhören, „hast du es denn noch immer nicht begriffen? Zu mehr als zu dieser Adressangabe bist du gar nicht fähig! Zu mehr reichen weder deine Klugheit noch deine Frömmigkeit! Das musst du begreifen, damit du die entscheidende Botschaft verstehst. Denn das Entscheidende ist: Ich, der allmächtige Schöpfer, der hinter allen Verwicklungen der Welt steht, bin da – nicht nur für dich, sondern längst auch für deine Jungen! Überlass sie mir! Wenn nicht bei mir, bei wem sollten sie besser aufgehoben sein?“

Ein Dreifaches findet sich auf der Lernliste des Hiob – und wenn wir davon lernen wollen – auch auf uns, die wir diesen Text lesen:

1.         Deine Klugheit, deine Lebenserfahrung und sogar deine Frömmigkeit versetzen dich nicht in die Lage,
            mich, den lebendigen Gott, zu erkennen und zu verstehen.

2.         Du kannst deine Kinder nicht lehren, mich den großen Gott, zu verstehen. Nur das Vertrauen zu mir kannst
            du ihnen aufzeigen. Bescheide dich damit, ihnen meine „Adresse“ zu geben. Alles andere überlass mir!

3.         Rede nicht nur vom Vertrauen in den Gott, der allmächtig ist und liebt, sondern erweise dieses Vertrauen
            auch im Angesicht dessen, was du bei deinen Kindern siehst und wo du deine eigene Unfähigkeit erkennen
            kannst.


Am Ende musste der fromme Hiob bekennen: „Ich habe von Dingen geredet, ohne etwas davon zu verstehen und bislang habe ich nur vom Hörensagen von dir gehört“ (Hiob 42,3.4). Sogar der Hinweis auf die Raben konnte ihm ein Licht aufsetzen.

„Was haben wir falsch gemacht?“ Den entscheidenden Fehler, den Hiob für sich erkannt hat, war der, Gott und sein Wirken einfangen zu wollen, in die Möglichkeiten, deren Grenzen er selbst meinte feststellen zu müssen. Eine andere Antwort als den Hinweis auf die unbegrenzten Möglichkeiten des Gottes, der sich Hiob und allen anderen Menschen zeigt, brauchen wir nicht zu geben. Er wird’s machen, wie es aus seinem Blickwinkel gut ist.

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