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Helle und dunkle Töne im Jahr

Christine Weidner über Jesaja 54,7.

Ich habe dich einen kleinen Augenblick verlassen, aber mit großer Barmherzigkeit will ich dich sammeln.

Jesaja 54,7

Das Jahr 2023 liegt fast hinter uns. Was haben Sie erlebt? Welche Momente waren kostbar und zaubern ein Lächeln auf Ihr Gesicht, wenn Sie daran denken? - Welche Momente waren dunkel und hinterlassen ein Gefühl von Kälte oder Verlassenheit?

Dieses Jahr soll ausklingen mit Worten aus dem Buch Jesaja, die diese beiden Töne anschlagen: Das Gefühl der Verlassenheit und das dankbare Lächeln.

„Ich habe dich einen kleinen Augenblick verlassen, aber mit großer Barmherzigkeit will ich dich sammeln.“  Das sagt Gott durch sein Sprachrohr, den Propheten, zu seinem Volk. Es durchlebte damals eine Zeit, in der das Dunkle sich schwer auf die Herzen legte. Gottes Volk war angegriffen und besiegt worden, die Feinde hatten das Heiligste, den Tempel in Jerusalem, zerstört. Nichts war übrig von dem, was ihnen lieb und wert war, worauf sie sich immer verlassen haben. Nun fühlen sie sich verlassen. Verlassen von Gott. Und verlassen hat sie auch ihr Glaube und ihr Vertrauen. Warum hat Gott nicht verhindert, dass sein Tempel zu einem Trümmerhaufen wird und Andere das Heilige verspotten, mit Füßen treten und verwüsten?

Auch die innere Einigkeit des Volkes ist erschüttert. Die Einen resignieren einfach, Andere versuchen, sich mit der Lage zu arrangieren, sich im Land der Sieger einzurichten, wieder andere zermartern sich mit dem Gedanken: wir sind Schuld an diesem Elend. Verschwendungssucht und Machtgier galten mehr als Gott und seine Gebote. Nun hat Gott sich von uns abgewandt und uns verlassen. Alles ist aus.

So ein Gefühl kennen Sie vielleicht auch im eigenen Herzen: eine innere Zerrissenheit, verschiedene Stimmen, resignierend, sich anklagend, ein wüstes Hin und Her. Vielleicht sogar das Gefühl: Gott hat mich verlassen.

Dieses Verlassenheitsgefühl wird mit dem Wort aus dem Jesajabuch auch nicht schöngeredet. Es wird ernst genommen.

Vielleicht möchten Sie rufen: Gott, ich begreife dich nicht! Ich finde keine Antwort und komme an meine Grenzen! Ich werde irre an dir oder an dem, was ich für dein Handeln halte. Wird das Dunkle sich noch aufhellen? Ich will aber doch mit Dir reden, und sei es mit den Worten, die Jesus rief: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?!

Auch diese Töne gehören zum Glauben. Vielstimmig und vielschichtig ist, was wir mit Gott erleben.

Der dunkle Ton und der helle Ton kommen im Wort aus dem Jesajabuch zum Klingen: „mit großer Barmherzigkeit will ich dich sammeln“, sagt Gott da auch. Seine Barmherzigkeit ist groß. Er selbst trägt meine Schuld. Meine Angst; mein dunkles Gefühl des Verlassenseins; das, wovon ich nicht weiß, ob es Schuld ist oder nicht; mein Fragen.

„Mit großer Barmherzigkeit will ich dich sammeln.“ Er sammelt unsere Tränen, unsere Gefühle, all die Stimmen.     

Der dunkle Ton und der helle Ton ergeben gemeinsam den Klang. In der Barmherzigkeit Gottes ist ein weiter Raum für die dunklen und die kostbaren Momente, und seine Barmherzigkeit ist groß. Da ist auch Platz für Sie und für mich.

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Kommentare (2)

Silvia B. /

Vielen Dank! Wie troestlich!!!

Sabine R. /

Guten Rutsch und ein gesegnetes Jahr 2024